Entscheiden müssen die Bürgerinnen und Bürger über folgende Fragestellung, wobei nur ein "Ja" oder ein "Nein" möglich ist: "Sind Sie dafür, dass die Stadt Marktheidenfeld ein so genanntes Wellness-Bad in der bereits vorgestellten Größenordnung verwirklicht und zur Neugestaltung des Bades Maradies das Konzept der Kristallbädergruppe von Herrn Steinhart umsetzt?"
Warum es überhaupt zu dieser Entscheidung kommt, ist rasch erzählt: Spätestens seit einer Begutachtung durch die Landesgewerbeanstalt Mitte 2002 steht fest, dass das Hallenbad in Marktheidenfeld dringend saniert werden muss. Die Kosten einer Sanierung gibt die Stadt mit rund acht Millionen Euro an. Auf weitere 3,5 Millionen Euro wird der Sanierungsbedarf im Freibad geschätzt, das in einigen Jahren ebenfalls hergerichtet werden müsste.
Der Stadtrat hat sich nach wiederholter Debatte schließlich im November 2003 gegen vier Stimmen für die Kristallbädergruppe des Heinz Steinhart als Partner entschieden. Diese will ein "Main-Spessart-Therme" genanntes Wellnessbad auf dem Maradies-Gelände errichten. Auch die bestehende Sauna müsste dafür weichen. Die Nettoinvestitionssumme für das Projekt beläuft sich auf 18 Millionen Euro.
Diese Summe würde die Stadt aufnehmen und für zwölf Millionen die Tilgung und Zins übernehmen. Für sechs Millionen Euro zahlt die Kristallbädergruppe Zins und Tilgung und, so ist es geplant, reicht innerhalb 15 Jahren ihren Sechs-Millionen-Anteil an die Stadt zurück.
Nach einem Gutachten des Münchner Instituts dwif, das Dr. Joachim Maschke dem Stadtrat im Januar 2004 vorstellte, seien die Investitionskosten von 18 Millionen Euro angesichts des Angebots eher knapp bemessen. Die vom Betreiber angestrebte Besucherzahl von 350 000 Menschen sei allerdings "eine sehr anspruchsvolle Vorgabe". Das dwif selbst rechnet mit rund 305 000 Besuchern jährlich für eine Main-Spessart-Therme.
Angesichts der schon derzeit für das Bad erforderlichen Zuschüsse, die sich nach einer Sanierung noch erhöhen würden, ergäbe sich durch ein Betreibermodell "für die Stadt ganz eindeutig eine spürbare Entlastung". Dass die Stadt auf längere Sicht auch die Eigentumsrechte an dem Objekt aus der Hand gebe, schien Maschke "gerechtfertigt, weil dem die Befreiung von den Risiken des operativen Geschäfts gegenüber steht und zudem eine Vereinfachung auch im Verwaltungsbereich zu erwarten ist".
Die "Besorgten Bürger" lehnen eine Zusammenarbeit von Stadt und Kristallbädergruppe aus mehreren Gründen ab. So bezweifelt die Initiative unter anderem die von der Stadt genannten Sanierungskosten für das Bad und hält deutlich günstigere Lösungen für möglich. Auch ist ihrer Meinung nach das Konzept der Bädergruppe unglaubwürdig. Bei den Besucherzahlen gehen die "Besorgten" von höchstens 205 000 aus.
Das Maradies der Zukunft müsse zwar privatwirtschaftlich geführt, dürfe aber nicht privatisiert werden, sagen sie. Sie kritisieren nach wie vor, dass Alternativen nicht ausreichend gewürdigt worden seien.