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STEINFELD
Buch über Dialekt: „So säichd mer in Steefld“
Mit dem Steinfelder Dialekt befasst das Buch „So säichd mer in Steefld” der 14-jährigen Sina Müller, das der Heimat- und Geschichtsverein herausgibt.
Foto: Wolfgang Dehm | Mit dem Steinfelder Dialekt befasst das Buch „So säichd mer in Steefld” der 14-jährigen Sina Müller, das der Heimat- und Geschichtsverein herausgibt.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:56 Uhr

Sina Müller ist gerade einmal 14 Jahre alt und hat schon ein Buch geschrieben. Es befasst sich mit dem Dialekt, der in ihrer Heimatgemeinde Steinfeld gesprochen wird und trägt den Titel „So säichd mer in Steefld“. Herausgeber ist der Heimat- und Geschichtsverein.

Die rund 70 Besucher der Buchvorstellung am Samstagabend im Pfarrheim erlebten einen äußerst vergnüglichen Abend, den Geschichtsvereinschef Martin Loschert auf lockere Art moderierte. Gut kam auch die unkomplizierte Art der jungen Dialektforscherin an. Und die beiden „Muttersprachler“ Theobald Herrmann und Martin Schuhmann, die Auszüge aus Müllers Buch vortrugen, hätten ihre Sache nicht besser machen können.

„Schdell di nit so olwer oh un moach droabb“ (Stell dich nicht so albern an und mach voran), war da beispielsweise zu hören, oder auch „Üwer die Feierdi hoat de Begg zu“ (Über die Feiertage hat der Bäcker zu). Wenn der Steinfelder über ein freches Mädchen schimpft, klingt das so: „Sabbrelod nomoal, das iss ä Dreggsgrööd, ä frache.“ Und wenn es heftig regnet, heißt es: „Es häbbd oawe unn schüdd.“

Einblick in Lebensgewohnheiten

Ganz nebenbei gibt das Buch auch Einblicke in die Lebensgewohnheiten der ländlichen Bevölkerung. „Mondschessdärrhousä senn praktisch, di kommer zu allem oozieh“ (Manchesterhosen sind praktisch, die kann man zu allem anziehen) und „Kollweroawegemüäss asse die Kinn nit so gare“ (Kohlrabigemüse essen die Kinder nicht so gern). Sellerie heißt in Steinfeld „Zölleres“ und Feldsalat „Schöäfmelli“.

Laut Sina Müller ist der Dialekt in Steinfeld vor allem bei der älteren Generation noch relativ weit verbreitet. Beim Einkaufen oder bei Begegnungen auf der Straße habe sie immer wieder Wörter und Begriffe gehört, die sie nicht verstanden habe.

Eines Tages habe sie begonnen, einzelne Dialektwörter aufzuschreiben. Da ihre Großeltern meist die Mundart benutzten, habe sie fortwährend neue Dialektwörter aufschreiben und deren Bedeutung hinterfragen können. Im Laufe eines halben bis dreiviertel Jahres sei eine Sammlung von mehreren hundert Wörtern entstanden.

Mehr als ein Vokabelheft

Müller machte deutlich, dass ihr Buch mehr sein sollte, als ein Vokabelheft. Deshalb seien darin auch ganze Sätze und Redewendungen auf „Steeflderisch“ zu finden. Inzwischen komme es vor, dass sie selbst solche Begriffe im Alltag verwende, aber manche, wie beispielsweise „Schaüerdouwer“ (Scheunentor) werde sie wohl nie richtig sprechen können, sagte sie lachend. Sie empfahl, schwierige Steinfelder Dialektwörter in der Gruppe zu üben, da sei Lachen garantiert.

Sich selbst stellte Müller, die die achte Klasse der Realschule besucht, natürlich auch auf „Steeflderisch“ vor. „Mei Hobbys senn Road foahr, Foasenoachtstanz un Aerobik, aower dofür hoaw ich no ke Steefldr Wuard gfunnä“.

Laut Martin Loschert hat Sina Müller mit ihrer Dialekt-Sammlung beim Jugendkulturpreis 2017 des Landkreises Main-Spessart in ihrer Altersklasse den ersten Platz im Bereich Literatur belegt. Danach habe sie dem Geschichtsverein angeboten, ihr Werk als Buch herauszugeben; sie wolle „a ners defür hoa“. Das habe der Geschichtsverein gerne gemacht und zunächst 200 Exemplare drucken lassen.

Das Buch „So säichd mer in Steefld“ kostet laut Loschert 16,80 Euro pro Stück, für Geschichtsvereinsmitglieder 14,80 Euro. Etliche Bücher wurden bereits nach der Buchvorstellung am Samstag verkauft.

Auch auf dem Steinfelder Weihnachtsmarkt wird das Buch angeboten. Zudem ist es über den Geschichtsverein (Martin Loschert) zu bekommen. Der Verkaufserlös geht laut Loschert jeweils zur Hälfte an den Geschichtsverein und das Afrikaprojekt des Steinfelder Arztes Norbert Hartmann.

Der Geschichtsverein wolle dazu beitragen, den Dialekt, der lange Zeit verpönt gewesen sei, zu bewahren, sagte Loschert. Das Buch solle dazu motivieren, wieder Dialekt zu sprechen, weil dadurch eine Identifikation mit dem Heimatort geschaffen werde. Vor diesem Hintergrund freute er sich, dass relativ viele junge Leute zu der Buchvorstellung gekommen waren. Laut Loschert hat der Geschichtsverein vor, im nächsten oder übernächsten Jahr einen Dialekt-Abend zu veranstalten.

Der Geschichtsvereinschef wies noch darauf hin, dass beim Weihnachtsmarkt auch Weihnachtskarten und Magnete mit der Steinfelder Silhouette, gestaltet von Sina Müllers Vater Stephan Müller, zu haben seien; der Erlös davon gehe zu 100 Prozent an den Geschichtsverein.

 
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