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Brüder hauchen der Theaterbühne in Fellen neues Leben ein
Susanne (Kathi Maienschein, von links), Cherubin (Kilian Fischer) und die Gräfin (Marion Gerhard) im Stück 'Der tollste Tag' nach Peter Turrini im Fellener Theater.
Foto: Anna Wenisch | Susanne (Kathi Maienschein, von links), Cherubin (Kilian Fischer) und die Gräfin (Marion Gerhard) im Stück "Der tollste Tag" nach Peter Turrini im Fellener Theater.
Isabellé Bechold
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:25 Uhr

"Traut euch – wir trauen uns auch", lautete der Slogan, mit welchem die Fellner Christoph Althaus und Claus Engel im März dazu aufriefen, gemeinsam Theater zu machen. Schon lange war es ein Traum der theateraffinen Brüder, die Fellner Bühne wieder zum Leben zu erwecken.

Christoph Althaus begleitet bereits seit 18 Jahren als Lehrer Schultheater an verschiedenen Gymnasien, stand schon in der Langenprozeltener "Spessartgrotte" auf der Bühne und ist leidenschaftlicher Theatergänger. Sein Bruder Claus Engel ist als studierter Bühnenbildner die perfekte Ergänzung und ebenfalls immer für Theater zu begeistern.

Für Althaus und Engel stand bereits zu Beginn fest, dass sie als erstes Stück "Der tollste Tag" nach Peter Turrini, einem österreichischen Autor, auf die Bühne bringen wollten, eine Bearbeitung der Beaumarchais-Komödie, die auch Vorlage für die Mozart-Oper "Die Hochzeit des Figaro" war. Auf die Frage, warum es genau dieses Stück sein sollte, antworten beide, dass es sich um eines der besten Theaterstücke handle, die sie kennen. Uraufgeführt wurde es 1972 am Staatstheater Darmstadt.

Rund 30 Interessenten bei Werbeveranstaltung für neues Theaterprojekt

Zur ersten Informationsveranstaltung im März konnten die Brüder Althaus und Engel rund 30 Interessenten begrüßen. Nicht alle wollten auf der Bühne stehen, sich aber dennoch an dem Projekt beteiligen. Für jeden sollte es eine Aufgabe geben, vom Kartenverkauf übers Bühnenbild bis zu den Kostümen. Unter den Interessenten waren etwa drei Schreiner, welche sich beim Bühnenbild einbringen konnten. Entworfen hat es Claus Engel.

Applaus für die neue Fellener Theatergruppe (von links): Christoph Althaus, Kathi Maienschein, Achim Albert, Meggi Stürmer, Kilian Fischer, Michael Weis, Silvia Fischer, Marion Gerhard, Sabine Lohe, Christian Räth und Caro Pechmann.
Foto: Anna Wenisch | Applaus für die neue Fellener Theatergruppe (von links): Christoph Althaus, Kathi Maienschein, Achim Albert, Meggi Stürmer, Kilian Fischer, Michael Weis, Silvia Fischer, Marion Gerhard, Sabine Lohe, Christian Räth ...

Letztlich konnten elf Schauspielerinnen ausfindig gemacht werden. Zum größten Teil besaßen diese gar keine Erfahrung oder "nur" auf der Faschingsbühne. Am 15. April startete die erste Leseprobe des Stückes. Es folgten viele Proben, in den letzten drei Wochen vor Premiere traf sich die neue Theatergruppe fünf Mal wöchentlich. In drei ausverkauften Vorführungen stellten sie vor 115 Zuschauerinnen und Zuschauern ihr Können unter Beweis.

Die Anschaffung der technischen Grundausstattung – Lautsprecher, Lichtanlage, Mikrofone und Steuergerät – wurde über das Regionalbudget mit 4770 Euro gefördert. Althaus und Engel hatten dafür im vergangenen Jahr einen Förderantrag gestellt. Das Vorhaben, eine Theatergruppe auf die Beine zu stellen, wurde anschließend als Leuchtturmprojekt ausgezeichnet.

Worum es im Stück "Der tollste Tag" geht

Figaro kann es kaum erwarten: Endlich darf er seine geliebte Susanne heiraten! Doch sein Dienstherr, der testosterongesteuerte Graf Almaviva, hat es auf die Braut abgesehen. Figaro muss gegenintrigieren. Ein Kleidertausch soll helfen, den lüsternen Grafen beim nächtlichen Rendezvous mit seiner eigenen vernachlässigten Gattin zusammenzuführen. Aber das Verwirrspiel gerät außer Kontrolle, denn die falsche Person steckt zur Unzeit in den falschen Kleidern im falschen Zimmer.

Aber Figaro ist mit seinem Witz und Charme noch lange nicht am Ende. Das Thema des Widerstandes gegen ungerechtfertigte Machtausübung und sexuelle Übergriffigkeit gegenüber Schwachen ist durch Beispiele der jüngsten Zeit im Zuge der Me-Too-Debatte so aktuell wie damals.

Aus "Das wird doch nix" wurde "Chapeau für diese Leistung"

Von anfänglicher Skepsis wie "Das wird doch nix" ließen sich Christoph Althaus und Claus Engel nicht ausbremsen. Das wohl größte Lob waren die vielen Besucher und der tosende Applaus. Die Arbeit und die Hartnäckigkeit mit der sie ihr Projekt verwirklichten, zahlten sich aus. Auch von weit weg, etwa aus Lübeck und Regensburg, reisten interessierte Theatergänger an. Christoph Althaus freute sich sehr, dass eine seiner ehemaligen Schülerinnen aus Amberg ebenfalls die Aufführung besuchte.

"Besonders die mutige Bühnenidee erweist sich als ideal für diesen Spielort. Das Geschehen fand inmitten der der Zuschauer statt, was für die Schauspieler sicher eine große Herausforderung war, denn sie mussten nach drei Seiten agieren", sagte Erwin Schneider, ein Besucher der Aufführung.

Von 1920 bis 1969 verfügte Fellen über eine sehr erfolgreiche Theatergruppe. Die neue Theatergruppe knüpfe erfolgreich daran an, so Schneider. "Alle Schauspielerinnen und Schauspieler agierten wie Profis", urteilte er. "Die spritzigen Wortgefechte erforderten von den Darstellern höchste Konzentration." Besonders erwähnenswert war für ihn die stimmliche Ausdrucksfähigkeit "sowie die auf die Darsteller zugeschnittene Mimik und Gestik ", lobte Schneider weiter.

Unterstützt wurden die Aufführungen durch die Fellner Kulturmetzgerei Haas, die auch die Bewirtung der Gäste übernahm. Die Theatergruppe durfte den Saal kostenlos nutzen, musste auch für Wasser und Strom nichts bezahlen. Gespannt, zuversichtlich und aufgeregt blicken Claus Engel und Christoph Althaus auf das kommende Jahr. Ziel der beiden ist es, jedes Jahr ein Theaterstück aufzuführen. Der Erfolg beim Publikum verpflichtet die Gruppe geradezu zu weiteren Inszenierungen.

 
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