Es war mit Sicherheit eine außergewöhnliche Spitzenleistung, mit der das junge Team von rund 70 Blasmusikern aus dem Landkreis Main-Spessart gemeinsam mit seinem Dirigenten Thomas Joha das Publikum in der Lohrer Stadthalle eins ums andere Mal buchstäblich in Wallung brachte. Es waren aber nicht nur die dramatischen Effekte und die spannende Literaturauswahl, sondern die außerordentliche Leidenschaft der Musiker, die gepaart mit hohem Können und der musikpädagogischen Fähigkeit ihres Chefs Joha eine beispiellose Brücke zwischen Hochkultur und Blasmusik bauen ließen. Durchgängiges Hauptthema war diesmal die Seefahrt in verschiedenen Schattierungen.
Als bestes Beispiel für diese exzellente Kombination mag das symphonische Gedicht "La Isla de la Luz" (Die Insel des Lichts) von José Alberto Pina gelten. Der zeitgenössische Komponist illustriert hier Legenden und Plätze der Insel Menorca mit außergewöhnlichen Klängen, überraschenden Folgen von Motiven und Wechseln von Rhythmen, Lautstärken und Tempi. Das Kreisjugendorchester setzte diese Geschichte des Mohren Xoroi, einen imaginären Flug über die Insel und den typischen menorquinischen Stein in atemberaubender Weise um und ließ dessen Emotionen und Gefühle lebendig werden. Neben unglaublichen musikalischen Ideen seitens des Orchesters gab es auch passende Einspielungen aus dem Off. Ein wahres Gänsehauterlebnis für das Publikum, nicht zuletzt durch das hervorragende Perkussion.
Nicht weniger aufregend war Francis McBeths Geschichte des weißen Wals Mobi Dick "Of Sailors And Whales", mit dem der tragische Kampf der Protagonisten Ismael, Queequeg und Käpt'n Ahab dramatisch musikalisch umgesetzt wird. Temporeich und fetzig ging es bei der Titelmusik zum "Roten Korsar" mit dem weltbekannten Shanty "What Shall We Do With The Drunken Sailor" zu.
Dass Blasmusiker auch gut singen können, bewiesen die jungen Leute im zweiten Teil zur Musik des Films "Jagd auf den Roten Oktober" mit dem Song "Hymn To Red October" von Basil Poledouris. Das erhabene, tiefe und durchaus schwere Stück ist angelehnt an die russische Nationalhymne, die im Film von der Besatzung des U-Boots voller Pathos gesungen wird. Zum Soundtrack des Films "Troja" bekam die brillante Sopranistin Lina Hartmann aus Arnstein jubelnden Beifall ihrer Orchesterkollegen und Bravo-Rufe des Publikums. Auch für Leonie Weis, die im Stück des Roten Korsars sang, gab es tosenden Applaus. Weitere imposante Gesangseinlagen dann auch bei der ersten Zugabe aus dem Film "The Conquest Of Paradise". Als zusätzliches Extra überraschte das Kreisjugendorchester mit der traditionellen "Windrosen-Polka".
Ein so viel beachtetes und gut besuchtes Konzert bietet natürlich auch Gelegenheit zum Danke sagen. Da stand natürlich der Dirigent Thomas Joha im Mittelpunkt. Pfiffig, ein bisschen frech, aber auch liebevoll fragten die jungen Musiker, was so ein Dirigent wohl so den ganzen Tag macht. Antwort wusste "Die Maus" aus den bekannten Lach- und Sachgeschichten. In witzigen Kostümen zeigte das Fernsehidol zusammen mit dem blauen Elefanten so manche bislang unbekannte Seite des Orchesterchefs auf. Als Fazit hieß es dann "Wir bedanken uns recht sakrisch bei dir, lieber Thomas!"
Dank gab es auch für "Mama Franzi" (Franziska Behl), die als stellvertretende Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbunds für die Gesamtorganisation und für den reibungslosen Ablauf des Konzertabends zuständig war.
Zum Schluss durften die jungen Musiker völlig zu Recht den nicht enden wollenden stehenden Applaus des begeisterten Publikums in der Stadthalle entgegennehmen. Schließlich werden sie die eigene Leidenschaft und die Freude an ihrer Musik in die Heimatvereine im Landkreis mitnehmen. Dort sollen sie, wie Sebastian Behl, der Moderator des Abends sagte, mithelfen, die Brücke zwischen Blasmusik und Hochkultur der sinfonischen Musik weiterzubauen.