Klassisches Lied und die Feier zum 50-jährigen Bestehen des Quickborn-Arbeitskreises bildeten am Abend des Pfingstsonntags die beiden miteinander verwobenen Schwerpunkte bei der Pfingsttagung auf Burg Rothenfels. Zum Thema „Fremde – hier! Begegnungen zwischen Anspruch und Angst“ waren dort viele Teilnehmer zusammengekommen.
Die Aschaffenburgerin Mathilde Schaab-Hench begrüßte als Vorsitzende des Trägervereins, der Freunde von Burg Rothenfels, die Gäste und gratulierte dem befreundeten Quickborn-Arbeitskreis zum runden Geburtstag. Dessen Sprecher Felix Zacher aus Moosburg ließ mit Meinulf Barbers aus Korschenbroich einen Gründungsvater des Arbeitskreises zu Wort kommen, der Burg Rothenfels besonderer Weise verbunden ist.
Barbers rief die Gründungsgeschichte des Quickborn-Arbeitskreises in Erinnerung und schilderte Stationen dessen christlicher Erwachsenenbildungs- und Jugendarbeit. Zum Beispiel hob er die besondere Bedeutung der Begegnungen im Deutsch-Französischen Arbeitskreis und im Ost-West-Kreis hervor.
Sopranistin Britta Stallmeister, bis vor kurzem festes Ensemblemitglied der Oper Frankfurt war, und ihr Begleiter am Flügel, Trung Sam (Bonn), machten deutlich, dass sie sich Burg Rothenfels besonders nahe fühlen. Ihr gemeinsames Konzert gliederten sie deshalb in die fünf Abschnitte „Gemeinschaft, Jugend, Liturgie, Gesellschaft und Kreativität“. Diese Begriffe entsprechen dem Leitbild des Quickborn-Arbeitskreises und Tagungsteilnehmer zeigten deren Bedeutung neben dem musikalischen Programm in eigenen Beiträgen auf.
So stellte beispielsweise Sebastian Römisch, Oboist an der Semperoper, ganz im Sinne des Tagungsthemas dar, wie er mit anderen angesichts der Auseinandersetzung mit den rechtspopulistischen und -extremen Strömungen in Dresden die Initiative ergriff.
Friedfertiger Dialog
Um das Verständnis für Menschen, die in unserer Gesellschaft Zuflucht suchten, zu fördern, rief er das Bündnis Interreligiöses Dresden ins Leben. Dort treffen sich Christen, Muslime und Juden mit Angehörigen weiterer Religionsgemeinschaften wie Buddhisten oder Sikhs zum friedfertigen Dialog. Gemeinsames Musizieren soll das Zusammenleben fördern. Römisch zeigte beeindruckende Filmausschnitte von Konzertveranstaltungen aus Dresden, die von den Gästen im Rittersaal begeistert aufgenommen wurden.
Dennoch blieb das meisterliche Konzert von Stallmeister und Sam im Mittelpunkt des Abends. Zum Thema „Gemeinschaft“ hatten die beiden Musiker vier Leider von Mozart, darunter das bekannte „Veilchen“ nach einem Gedicht von Goethe ausgewählt. Mit angenehmer Sopran-Stimme und bester Text-Artikulation machte Stallmeister deutlich, dass kaum ein anderer Komponist Menschen mit seinen Werken so eindrucksvoll zusammenzuführen vermochte.
Einen absoluten Stilwechsel, den Sam auf dem Flügel in virtuosem Spiel vollzog, bedeutete die Hinwendung zur „Jugend“ mit dem kleinen ironischen Lieder-Zyklus „I Hate Music!“ des US-Amerikaners Leonard Bernstein. Stallmeister brillierte mit großem Ausdruck und mit ihrer schauspielerischen Erfahrung als versierte Opernsängerin.
Verinnerlichung und spirituelles Erfühlen folgten unter dem Aspekt „Liturgie“ mit Werken Antonin Dvoraks. Seine biblischen Lieder nach Texten ausgewählter Psalmen vermochten tief zu bewegen.
Mit christlichen Werten
Gustav Mahler vertonte kunstvoll Gedichte aus der Textsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ von Clemens Brentano und Achim von Arnim. Die Wandlung vom Volkslied wie „Bald gras ich am Neckar“ zum Kunstlied stand für die vielschichtige „Gesellschaft“, in die der Quickborn Arbeitskreis mit christlichen Werten wirken möchte.
Dazu benötigt man „Kreativität“, wie die Präsentation zahlreicher Arbeiten aus Workshops auf Burg Rothenfels belegte. Stallmeister und ihr zuverlässig wie nuancenreich spielender Begleiter hatten zuvor darauf mit drei Liedern von Franz Schubert übergeleitet und zum Abschluss des wandlungsreichen Konzerts großen Applaus von ihren durchweg begeisterten Zuhörern erhalten.