Eine Sonnenbrille von Coca-Cola? Hat die Welt darauf gewartet? Stefan Bopp, 52, und Matthias Deter, 54, haben sich das nicht recht vorstellen können. Die beiden verkaufen über ihre Firma BoDe Design rund 300 000 Brillen im Jahr. Tendenz steigend. Nun hätten sie die weltweiten Exklusivrechte an Sonnenbrillen von Coca-Cola haben können, hätten dafür aber womöglich Millionen investieren müssen.
Es sei „zu unklar, zu unsicher“ gewesen, wo und wie viele Brillen man von dem Brausehersteller überhaupt verkaufen könnte. Die Verträge waren schon fix und fertig, als die beiden die Sache doch noch abgeblasen und damit Coca-Cola einen Korb gegeben haben. Lieber Converse und comma.
Seit Dezember hat BoDe Design, gegründet 1993, seinen Sitz in den Räumen der ehemaligen Glashüttentechnik Grob im Hofweg in Gemünden. Der Brillengroßhandel kommt nicht von ungefähr nach Gemünden, schließlich ist Optikermeister Matthias Deter Gemündener und führt in der Innenstadt noch das Optikgeschäft Deter & Krutsch. BoDe Design hatte zuvor seinen Sitz in Frammersbach. Dort allerdings wurde es dem aufstrebenden Unternehmen etwas zu eng. Bopp, ebenfalls Optikermeister, hat außerdem „aufgrund der Mehrarbeit hier im Betrieb“ sein Optikgeschäft in Frammersbach zum 31. März an Optik Back verkauft.
Es gibt viel zu tun bei BoDe Design. Die Firma, die Brillenfassungen für Eigen- oder Fremdmarken designt und vertreibt, hat mit dem Umzug nach Gemünden neue Mitarbeiter eingestellt. In Gemünden arbeiten jetzt 19 Angestellte, hinzu kommen 15 Vertriebsmitarbeiter in Deutschland, Holland und Österreich. Bis Jahresende sollen es fünf Außendienstler mehr werden. Ihre Kunden sind Optiker, Optikerketten und Onlinehändler.
In einem Raum der Firma hängen die Zeichnungen der neuesten Gestellentwürfe und Brillengestelle ohne Bügel, im Ausstellungsraum liegen Hunderte von Brillen und Sonnenbrillen, daneben steht ein Kicker. Deter führt stolz durchs Lager und zeigt etwa Brillenbügel mit Wechseleinsatz oder biegsame Bügel, die aus demselben Material wie ein iPhone seien, weil ihr chinesischer Hersteller die Kontakte hat.
Ein Modell namens „Depp“
Die Brillengestelle, die in kleinen dicht an dicht stehenden Pappboxen lagern, haben oft eigene Namen – auch „Depp“ ist darunter, was wohl nicht süddeutsch zu verstehen ist, sondern an den Schauspieler Johnny Depp erinnern soll. Bei 30 bis 40 Modellen pro Kollektion und etwa halbjährlich wechselnden Kollektionen kommt eine Menge zusammen.
Stefan Bopp, ein gebürtiger Bamberger, und Matthias Deter, befreundet seit gemeinsamen Berufsschultagen, mögen es eher ungezwungen. Das und ihre Kreativität macht ihre Firma auch für Modefirmen, die auf ein junges Publikum setzen, attraktiv. Mit ihrer lockeren Art überzeugten sie auch das aufsteigende britische Modelabel Superdry, um das sie nun die ganze Branche beneide, auch „die Großen“. Über einen „pfiffigen Messestand“ und junge Marken im Portfolio kam auch Coca-Cola auf sie zu.
Zwei aktuelle Coups wecken große Hoffnungen: Seit Januar hat BoDe Design die Vertriebsrechte für den Jeansschuhhersteller Converse in Deutschland, Holland und Österreich und ganz frisch seit März die weltweite Lizenz für Herstellung und Vertrieb von Brillengestellen für die Damenmodemarke comma von s.Oliver. Jetzt läuft das Designen von Brillengestellen für comma auf Hochtouren.
Die beiden jugendlich wirkenden Geschäftsführer kommen viel herum. Messen in München, Mailand, Paris. Bopp, der sich vor allem um den Vertrieb kümmert, betreut die großen Kunden in Deutschland und ist von Hamburg bis Stuttgart viel unterwegs. Deter, hauptsächlich für Finanzen und Design zuständig, kann viele Anekdoten von Asienreisen erzählen.
Denn produziert wird in China – auch wenn sie Wert darauf legen, dass ihre Gestelle „zu 70 Prozent made in Germany“ seien, da sie hier entworfen werden und „alle Teile, die funktionieren müssen“, etwa Federscharniere, aus Deutschland kommen. Die Brillengestelle von BoDe-Design kosten beim Optiker etwa 100 bis 180 Euro, Sonnenbrillen sind günstiger. Damit lägen sie im mittleren Preissegment, die Qualität sei aber hoch.