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Lohr

Das Erbe der Benediktiner ist noch lebendig
Das Kloster in Neustadt und der Nachfolgebau der Abteikirche im 21. Jahrhundert. 
Foto: Henrietta Hartl | Das Kloster in Neustadt und der Nachfolgebau der Abteikirche im 21. Jahrhundert. 
Bearbeitet von Henrietta Hartl
 |  aktualisiert: 18.12.2019 02:10 Uhr

Wolfgang Weiß meint: "Das Erbe des Neustädter Klosters ist immer noch lebendig im Dorf!" Das habe man gerade in diesem Jahr gesehen, in dem das Dorf mit viel Begeisterung sein 1250-jähriges Jubiläum feierte. Teil der Jubiläumsveranstaltungen ist auch eine Vortragsreihe zur Neustädter Geschichte.

Für den Vortrag zum Ende der Benediktinerabtei in Neustadt hatten Volkshochschule und Geschichts- und Museumsverein Lohr als Referenten Weiß gewonnen, der Fränkische Kirchengeschichte an der Universität Würzburg lehrt.

Abfindungen für Fürsten

Der Professor erläuterte den rund 50 Zuhörern in der Alten Turnhalle "das lange Wort Reichsdeputationshauptschluss". Dieser war eine Folge der französisch-europäischen Kriege, die 1802 für viele deutsche Fürsten Verluste ihrer linksrheinischen Gebiete brachten. Der Hauptschluss bestimmte, dass diese Fürsten abgefunden werden sollten, vor allem auch durch Säkularisation kirchlicher Besitztümer.

Das Benediktinerkloster Neustadt traf es gleich am Anfang, wie Weiß berichtete. Die damals rund 20 Klostermitglieder mussten Ende 1802 Dominik Constantin Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort als ihrem neuen Herrn den Gehorsam schwören.

Der letzte Abt verzockt sich

Der löste das Kloster schließlich auf und musste dafür, wie im Hauptschluss festgelegt, für die Pension der ehemaligen Klosterbewohner sorgen. Weiß brachte das Beispiel des letzten Abts des Klosters, Johann Weigand, der wohl der Zahlungsmoral des Fürsten misstraute und statt einer monatlichen Pension von 2400 Gulden eine Abfindung wollte.

Dabei habe der in Finanzdingen unerfahrene Klostermann sich aber "verzockt", die Papiere der Abfindung verloren ihren Wert, und Weigand musste sich schließlich vom Fürsten erbetteln, wenigstens die 400 Gulden Pension wie die gewöhnlichen Brüder zu bekommen.

Der Erinnerer: Franz Kraus

Genauer betrachtete Weiß auch die Geschicke von Franz Kraus, "der letzte würdige Sprössling der Benediktinerabtei", wie es in dessen Todesanzeige hieß. Er wurde Dechant in Pflochsbach und engagierte sich sein Leben lang dafür, das Kloster Neustadt wiederzubeleben. Weiß meinte, der Pfarrer habe wohl das frühere Klosterleben etwas romantisiert und zitierte aus einer Predigt.

Dort stellte Kraus wortgewaltig das Klosterleben mit Gebet, Einkehr und Wissenserwerb gegenüber dem "kalten Kommerz" und "unzüchtigen Lebenswandel", die an Klosterorten nun eingezogen seien. Es habe da aber auch ganz andere frühere Ordensmitglieder gegeben, so Weiß, einer sei wegen exzessiven Alkoholgenusses sogar in eine "Korrektionsanstalt" gekommen.

Erst 1909 wieder Klosterleben

Trotz der unermüdlichen Kampagnen von Kraus, der 1847 starb, und einiger Bemühungen des Fürstenhauses, französische Mönche für eine Ansiedlung zu gewinnen, dauerte die klosterlose Zeit noch lange: Klosterleben zog in Neustadt erst wieder im Jahr 1909 ein, als die Missionsdominikanerinnen ansässig wurden, die heute noch hier wirken.

Volkshochschulleiterin Susanne Duckstein bedankte sich bei der Neustädter Historikerin Sybille Grübel für ihre unverzichtbare Unterstützung bei der Vortragsreihe. Es werde noch einen Neustadt-Vortrag geben, über "Frauen als Gestalterinnen der Kulturlandschaft im Spessart", am 22. Januar in der Alten Turnhalle.

Der Eingang zum Klostergelände an der Spessartstaße
Foto: Henrietta Hartl | Der Eingang zum Klostergelände an der Spessartstaße
 
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