So gute Jobchancen wie nie haben die rund 70 Forstanwärterinnen und Forstanwärter des Jahrgangs 2021/22 (von denen etwa 50 anwesend waren), denen die Lohrer Forstschule ihre Zeugnisse überreicht hat. Der Forstanwärter ist in Bayern die Vorbereitungsstufe auf die sogenannte dritte Qualifikationsebene.
Alle Lehrgangsteilnehmer haben bestanden, sie sind jetzt qualifiziert für die Revierleitung in der Staatsforstverwaltung, beim Unternehmen Bayerische Staatsforsten (BaySF) oder im Kommunal- und Privatwald. "Sie werden gebraucht", versicherte ihnen Schulleiter Christof Welzenbach. Eine "Zeitenwende" gebe es nicht nur in der Politik, sondern auch in Bayerns Wäldern. Der Klimawandel und in seiner Folge Borkenkäferbefall, Trockenheit und Stürme setzten ihnen zu.
Deshalb sei der Wald in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung "oben angekommen", so Welzenbach. Die Absolventen hätten das "Know-how und Herzblut, um zusammen mit den Waldbesitzern den Wald von morgen zu gestalten". Dabei müssten sie sich neuen Herausforderungen stellen.
Mut zu Veränderungen
Denn sie seien jetzt erstmals in der Rolle von Vorgesetzten: "Sie müssen ihren Mitarbeitern zeigen, wo es lang geht." Der Schulleiter ermutigte sie, Festgefahrenes und Althergebrachtes zu hinterfragen: "Nicht alles ist gut, was schon immer so gemacht wurde."
Ferner müssten sie der Öffentlichkeit erklären, "was wir im Wald machen". Denn die gesellschaftlichen Ansprüche an den Wald und seine Funktionen seien gewachsen. "Seien sie künftig Botschafter des Waldes und seiner nachhaltigen Bewirtschaftung", forderte Welzenbach die Absolventen auf.
Nach den Worten von Ministerialrat Friedrich Nebl, Referatsleiter Personal im Landwirtschafts- und Forstministerium, sind die Nachwuchskräfte für den forstlichen Beruf gerüstet. Sie hätten Verwaltungshandeln und praktizierte Forstwirtschaft kennengelernt und stünden somit auf einem breiten Fundament. Nebl bekannte sich ausdrücklich zur gemeinsamen Ausbildung des Nachwuchses für Staatsforstverwaltung und BaySF.
Die Absolventen seien "Generalisten, die über komplexe Zusammenhänge den Überblick behalten". Eine Spezialisierung innerhalb des Forstberufs wäre nach seinen Worten "kontraproduktiv". Wenn die Nachwuchskräfte einige Jahre Dienst auf dem Buckel und Erfahrungen gesammelt hätten, sollten sie sich selbst als Ausbilder zur Verfügung stellen. "Das ist gelebte Nachhaltigkeit auch beim Personal."
Die BaySF hätten aus dem Jahrgang 27 junge Frauen und Männer für das Unternehmen gewonnen, verkündete Personalchef Christoph Baudisch. In den nächsten acht bis zehn Jahren gehe rund die Hälfte des Personals bei den BaySF in den Ruhestand. Deshalb bestehe ein extrem hoher Bedarf an jungen Kolleginnen und Kollegen, "die Berufsaussichten sind traumhaft". Auch Baudisch sprach sich für eine Beibehaltung der gemeinsamen Ausbildung mit der Staatsforstverwaltung aus.
Grußworte sprachen Susanne Ahle vom Hauptpersonalrat der bayerischen Forstverwaltung, Bernd Lauterbach, Landesvorsitzender des Bunds deutscher Forstleute, und Bastian Ehrenfels von der Landesvertretung Bayern der IG Bauen-Agrar-Umwelt. Nach Ahles Worten ist der Wald die "Klimaanlage für unsere Zukunft". "Wir sind Fachleute, wir stehen für den Wald", betonte Lauterbach.
Andere begeistern
Auf die 17-monatige Ausbildung blickten die Lehrgangssprecher Sieghardt Karl und Marika Lieret in einem humorvollen Bildervortrag zurück. Lehrgangsleiter Karlheinz Stürmer forderte die Absolventen auf, von dem zu erzählen, was sie tun, und andere davon zu begeistern: "Geht 'raus und macht eure Arbeit." Es war sein letzter Lehrgang, Stürmer geht im August in die Freistellungsphase der Altersteilzeit.