Der Historische Verein Karlstadt zeigt vom 6. April bis 31. Oktober im Stadtgeschichte-Museum Karlstadt zum Reformationsjahr 2017 die Ausstellung „Andreas Bodenstein genannt Dr. Carlstadt und die Reformation in Deutschland“.
Die Ausstellung zeigt auf 21 Texttafeln, illustriert mit Bildern, Dokumenten und Leihgaben die wesentlichen Stationen von Andreas Bodenstein, sein privates Umfeld genauso wie seine vielfältigen Kontakte zu den Humanisten jener Zeit. Das Leben und Werk des Andreas Bodenstein von Karlstadt (1485 – 1541) spiegeln die kultur- und religionsgeschichtlichen Umbrüche der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wider.
Aufgewachsen ist Bodenstein in Karlstadt. Nach dem Besuch der Lateinschule zieht es ihn zum Studium nach Erfurt und Köln, den damaligen Lehrstätten des Thomismus. Seine akademische Laufbahn beginnt er an der Universität in Wittenberg, heißt es in der Ankündigung. Bald wird er zum Dekan gewählt. Als Professor der Theologie bezieht er humanistische und augustinische Gedankenvorstellungen in seine Lehre mit ein. Daraus erwächst in ihm ein neues religiös geprägtes Denken und Handeln.
Bodenstein wird in Wittenberg zum reformatorischer Vordenker und von Anfang an ein enger Weggefährte des jüngeren Kollegen Martin Luther. Bodenstein bleibt seinen reformatorischen Grundüberzeugungen treu und treibt in seiner Funktion als Dekan der Universität die Veränderungen in Wittenberg voran. Differenzen mit Luther nach dessen Rückkehr von der Wartburg über Art und Durchführung von Reformen und die eingeleiteten Zensurmaßnahmen der Wittenberger Universität gegen ihn, bewegen Karlstadt zu einem Rückzug aus der öffentlichen Tätigkeit. Eine tiefe „Gelassenheit“ reift in ihm mit dem Entschluss, seinen akademischen und klerikalen Status abzulegen.
Konsequent geht Karlstadt diesen Weg. Er setzt als Pfarrer in Orlamünde gegen den Willen Martin Luthers das Reformmodell des Laienchristentums um. Er lässt Bilder und Skulpturen aus der Kirche entfernen und verzichtet auf Zehntabgaben seitens des Kirchenvolks. Er führt Gesprächskreise zur Vertiefung des Glaubens und zur Auslegung der Bibel ein, schafft die Kindertaufe ab und feiert das Abendmahl mit Brot und Wein (Laienkelch) als zeichenhafte Erinnerung an Jesu Leiden am Kreuz
Für Bodenstein ist der reformatorische Gedanke ein ganzheitliches Konzept. Er stellt Fragen nach dem Verhältnis von Obrigkeit und Gehorsam, Bildung und Wissen, Vernunft und Spiritualität, Gesellschaft und Familie. Kaum ein anderer Reformator ist in der Umsetzung seiner reformatorischen Ziele so oft missverstanden und zu Unrecht verurteilt worden, heißt es in der Ankündigung der Ausstellung.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr und 15 bis 17.30 Uhr, Sonntag 10 bis 12 Uhr und am ersten Sonntag im Monat auch von 14 bis 16 Uhr; Eintritt frei.