Wie ein gelber Teppich bedecken die Löwenzahnblüten die Flächen zwischen den Bäumchen. Was da so herrlich blüht, ist aber keine Wiese im Sinntal, sondern eine Christbaumkultur im „Buttertal“, hoch über Aura.
Elf Hektar ist die Bio-Weihnachtsbaumkultur der Rienecker Günther und Regina Marx dort groß. Das Ehepaar hat sich dem ökologischen Anbau verschrieben. Sie verzichten völlig auf den Einsatz von Chemikalien, nehmen einen größeren Arbeitsaufwand in Kauf, erfreuen sich aber an immergrünen Kulturflächen und üppig blühenden Blumen.
Vor zehn Jahren hat Günther Marx zwei Hektar Christbaumkulturen aus dem elterlichen Betrieb übernommen und bewirtschaftete diese konventionell im Nebenerwerb, mittlerweile bearbeitet er insgesamt 30 Hektar und hat das Geschäft ausgebaut. Nachdem die Weihnachtsbaumflächen immer mehr zunahmen, griff auch der gelernte Verkäufer wie seine Mitbewerber zu Herbiziden, Pestiziden und Düngemitteln. Doch in jedem Jahr, in dem er die Schutzmaske überzog, um die „chemische Keule“ mit dem Traktor auszubringen, grübelte er darüber, ob der Anbau nicht auch ohne den Einsatz chemischer Stoffe funktioniert.
Umstellung auf biologischen Anbau
Nach einigen Jahren der Überlegung traf Günther Marx 2012 schließlich die Entscheidung, den kompletten Betrieb auf biologische Produktion umzustellen. Und zur Überraschung vieler konventioneller Erzeuger funktionierte der ökologische Anbau, erzählt der 67-Jährige.
„Mir war klar, dass erhebliche Mehrarbeit durch das Ausmähen der Kulturen angesagt ist“, erklärt er. Dabei setzt er den Schwenkarm-Mulcher ein, mit dem er zwei bis dreimal im Jahr durch die Reihen der Kulturen fährt. Zur Düngung der Bäume setzt er einen stickstoffbetonten Naturdünger ein, der auf tierischen Proteinen basiert.
Viel Handarbeit in der Kultur erforderlich
Bei der Bio-Christbaumproduktion stelle Hege und Pflege der Kulturen das A und O dar, sagt Marx. Sehr oft muss er etliche Male an den einzelnen Pflanzen Hand anlegen, um den schönen, geraden Wuchs zu sichern, den der Kunde wünscht. Mal erfrieren die Triebe, die dann abgeschnitten werden müssen, mal bricht eine Spitze ab, für die ein Ersatz hochgebunden wird. Und oft finden auch Form- und Korrekturschnitte statt, um einen zu schnellen Wuchs auszugleichen. Für die Gesundheit der Bäume, ein optimales Aussehen und guten Wuchs bringt der Rienecker Mikroorganismen aus, sie verbessern das Bodenleben.
Klee blüht in allen Farben und düngt den Boden
Während der Löwenzahn von sich aus Besitz von den grünen Flächen der Christbaumkulturen nimmt, bringt Marx in allen Kulturen zusätzlich Samen eines niedrig wachsenden Klees aus. Dieser sorgt zum einem für Blütenpracht in den Farben Weiß, Gelb bis Purpurrot, zum anderen ist der abgemähte Klee ein wichtiger natürlicher Stickstofflieferant für schöne Weihnachtsbäume.
Erst wenn alle Frühjahrsblüher abgeblüht sind und ausgesamt haben, schreitet Marx zur ersten Mahd. Heute bewirtschaftet er Bio-Weihnachtsbaumkulturen in Rieneck, Burgsinn, Aura und Mittelsinn. Marx steht mit seiner Öko-Überzeugung nicht alleine da: Er konnte den Mittelsinner Wilhelm Fischer, den Burgsinner Manfred Kessler und den Fellener Josef Haas für den Bio-Weihnachtsanbau begeistern.
Gut vorbereitet auf die Eisheiligen
Der Frost der vergangenen Nächte traf Günther und Regina Marx nicht unvorbereitet. Sie haben sich für mögliche Spätfröste an den „Eisheiligen“ Mitte Mai gerüstet. Marx zeigt, dass die Knospen kurz vor dem Austrieb stehen und ein Frosteinbruch fatale Folgen hätte. Bei einer Frostnacht unter null Grad erfrieren alle Jungtriebe, werden braun und nur eine umfangreiche Handbearbeitung mit der Baumschere wäre notwendig, um geschädigte Bäume überhaupt noch zu retten.
„Aber ein Erste-Wahl-Baum wird ein so geschädigter Baum nie wieder“, erklärt Christbaumproduzent Marx.
Aus diesem Grund hat er Vorsorge getroffen und eine eigene Windmaschine konstruiert: Diese saugt aus sechs Meter Höhe durch eine Turbine wärmere Luft an und verwirbelte diese zwischen den Weihnachtsbäumen. Dies bedeutet für ihn und seine Mitarbeiter, dass sie die ganze Nacht über mit dem Traktor und der Windmaschine im Schlepptau durch die Kultur fahren müssen. Die Maschine setzt er im Auraer Buttertal, seiner größten zusammenhängenden Kulturfläche ein. Andere Flächen werden mit Wärme spendenden, angezündeten Paraffin-Tonnen geschützt, um die Frostgefahr zu bannen.
Christbaumproduktion
Mehr als 28 Millionen Weihnachtsbäume werden jährlich in Deutschland verkauft. Davon stammen etwa 70 Prozent aus Deutschland, der Rest wird importiert. Nur etwa 15 Prozent aller in Deutschland gehandelten Christbäume kommen noch aus Waldbetrieben, der größte Teil stammt aus Weihnachtsbaumplantagen.
Laut der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald werden in den Plantagen Pestizide und Insektizide eingesetzt, um unerwünschte Gräser und Insekten fernzuhalten. Ökologisch orientierte Besitzer von Weihnachtsbaumkulturen verwenden gegen den störenden Graswuchs keine Pestizide, sondern pflegen diese per Hand oder mit Schafen. Die Bäume sind mit dem international anerkannten FSC-Zertifikat (Forest Stewardship Council) ausgezeichnet.
Ökologisch zertifizierte Weihnachtsbäume gibt es aus zwei unterschiedlichen Anbaumethoden. Der Großteil wird nach den Kriterien des ökologischen Landbaus auf Plantagen gezogen. Ein wesentlich kleinerer Teil stammt aus dem ökologisch ausgerichteten Waldbau. Naturland bietet Weihnachtsbäume aus beiden Anbaumethoden an. Quelle: Stiftung Unternehmen Waldbau/Naturland