"Ich wollte die Leute kitzeln und sehen, ob sie bereit sind, 50 Euro für die Natur zu investieren", sagte der Eußenheimer Landwirt Klemens Hoßmann. Das war zur Zeit des Volksbegehrens "Rettet die Bienen". Tatsächlich haben sich rund 30 Personen gefunden, die auf sein etwas provozierendes Angebot eingegangen sind und 56 Patenschaften für jeweils 100 Quadratmeter Blühfläche übernommen haben.
Mehr als ein halber Hektar steht somit unter der Patenschaft von Sympathisanten, die seine Idee und sein Engagement gut fanden. Ein Teil der Blühfläche steht bei Eußenheim in der Nähe des Baugebiets "In den Thalen". Außerdem hat er drei Blühstreifen entlang von Feldern bei Gambach so angelegt, dass man sie auch von der Straße, die nach Gössenheim führt, gut sehen kann. "Die Leute sollen sich auch daran freuen."
Da sich der Betrieb von Klemens und Kreisbäuerin Maria Hoßmann gerade in der Umstellungsphase auf Biolandbau befindet, musste eine ökologische Saatgutmischung gewählt werden, also nicht die inzwischen übliche Veitshöchheimer Bienenweide. Hier hat Hoßmann noch anderes Saatgut wie beispielsweise Phacelia beigemischt. Die Eußenheimer haben beobachtet, dass sich tatsächlich wie beabsichtigt Insekten dort einstellten.
"Mehr wäre Wucherei"
Unabhängig von dieser Aktion und lange vor dem Volksbegehren haben die Hoßmanns erstmals vor zehn Jahren am Köpflein östlich von Eußenheim 2,5 Hektar Blühfächen angesät und das vor fünf Jahren wiederholt. Der dortige Acker liegt umgeben von Wald am Hang und wirkt besonders geeignet als Naturrefugium.
Im kommenden Jahr wollen es die Hoßmanns wieder mit dem Patenschaftsmodell versuchen, dann aber zum halben Preis. "Ich will nicht mehr als mein Ersatzeinkommen für das Getreide, das ich sonst dort anbauen würde", sagt Hoßmann. Mehr wäre Wucherei.
Ein weiterer Eußenheimer Bauer hat auf dasselbe Patenschaftsmodell wie die Hoßmanns gesetzt und dafür zehn Paten gewonnen. Thomas Wolf hat auf diese Weise 1000 Quadratmeter Blühfläche angelegt.
Hecke neu angelegt
In Wiesenfeld hat Frank Röder im Mai auf 1,7 Hektar Veitshöchheimer Bienenweide ausgesät. Ein kleiner Teil davon liegt südöstlich vom Ort nahe des Gewerbegebiete "Hallgärten". Die größte Fläche aber befindet sich im Westen inmitten riesiger Felder. Auf der dafür eigens angelegt Homepage www.bluehwiesenbauer.de sind die Flächen auf einer Satellitenkarte farblich markiert.
Auf diesem rund 350 Meter langen und 50 Meter breiten Feld hat Röder, der im Haupterwerb Landschaftspflege betreibt, noch viel mehr geschaffen: Mit Teilen Gehölzschnitt hat er eine Art Benjeshecke angelegt. Eine Art Benjehecke deswegen, "weil das mit dem Benjesheckenkonzept nicht so funktioniert, wie man sich das immer denkt".
Zweifel an weiteren Patenschaften
Eigentlich sollen sich auf dem Gehölzschnitt Vögel niederlassen und Samen ausbringen für neue Sträucher. "Aber das sackt viel mehr zusammen, als man meint", hat Röder festgestellt. Deshalb hat er Stücke von mächtigen Baumstämmen als Unterfütterung platziert. "Und dann haben wir die weiteren Äste händisch draufgelegt." Sogar ein paar Mulden hat er ausgehoben, um weitere Rückzugsorte für verschiedene Tiere zu bieten. Auf der Homepage dokumentieren etliche Fotos die Arbeiten für das von ihm "Wiesenfelder Modell" getaufte Konzept.
35 Paten haben Röders Aktion finanziell unterstützt und gaben zwischen 50 Euro für 200 Quadratmeter Blühwiese und 150 für 500 Quadratmeter nach dem "Wiesenfelder Modell". Der Wiesenfelder ist etwas ernüchtert: "Auf das Volksbegehren hin haste gedacht, Wunder was sich tut." Das mit den Blühflächen sei ein bisschen eine Trotzreaktion von ihm gewesen. Er geht davon aus, dass im kommenden Jahr kaum noch Patenschaften übernommen werden, will sein "Wiesenfelder Modell" aber dennoch dauerhaft bestehen lassen.
Sonderfall Eckertfelde
Noch ein Blick nach Müdesheim. Dort hat Hartmut Eckert mit folgendem Angebot für Furore gesorgt: "Du übernimmst für Patenschaft für eine von Dir gewählte Anzahl an Quadratmetern der Blumenwiese, aber Aufgaben hast du keine – 25 Euro jährlich pro Quadratmeter." So steht es wörtlich auf seiner Homepage zu seinem Projekt "Eckertfelde". Dafür hatte es verschiedentlich Kritik gegeben von Menschen, die ausrechneten, dass angesichts der zwei Hektar (20 000 Quadratmeter) eine halbe Million Euro im Jahr zusammenkommen könnten.
Doch Eckert sagt: "Was ich mache, ist etwas völlig anderes. Das ist nicht nur Blumenwiese, sondern ein Projekt, mit dem ich Menschen einlade zu lernen und zu wachsen." Er denke beispielsweise daran, Schafe einzustellen, an einen Streichelzoo, an ein Insektenhotel und noch viel mehr und wolle Menschen schon ab dem Kindergartenkinder einladen, hier die Natur zu erleben. Er habe 300 Paten gefunden, weniger aus dem Werntal, wo manche versuchten, das Projekt schlechtzureden, sondern beispielsweise "hochintelligente Leute aus den USA, aus Berlin und München".