Am heutigen Montag feiert Heinrich Bahner seinen 85. Geburtstag. Bei seinem Namen denkt man in erster Linie an eine Persönlichkeit, die sich als Technischer Oberamtsrat einen weit bekannten Namen in der Baubranche gemacht hat. Seine berufliche Laufbahn als Kreisbaumeister beendete er 1989.
Bahner leitete nach der Gebietsreform das Ressort „Technische Begutachtung und Bauüberwachung“. Rückblickend auf seinen Beruf sagt er: „Es waren erfüllte Arbeitsjahre; sie haben mir viel Freude bereitet.“
Der Jubilar strahlt eine bemerkenswerte geistige und körperliche Frische aus. Doch er sagt, er lasse die Dinge nun ruhig angehen. Aus seinem Amt als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Baugenossenschaft Lohr, welches er ununterbrochen seit 1971 innehatte, schied er vor zwei Jahren aus. In diesem Jahr beendete er auch seine langjährige Tätigkeit als Lektor in der Pfarrgemeinde St. Pius. Lediglich dem Gutachterausschuss beim Landratsamt Main-Spessart gehöre er noch bis 2013 an.
Der 85-Jährige liest gerne und interessiert sich für das Weltgeschehen und Sportsendungen im Fernsehen. Er erledigt Gartenarbeit um das 1960 erbaute Eigenheim in der Lindig-Siedlung und hilft seiner Frau Franziska im Haushalt. Mit ihr ist er seit 1952 verheiratet.
Schicksalsschläge
Der tägliche Gang auf den Friedhof in Sendelbach ist seit zehn Jahren fester Bestandteil im Tagesablauf des Ehepaares. Dort ist das Grab von Tochter Cornelia und Enkelin Katharina. Sie kamen 2002 bei einem Flugzeugabsturz bei Bremerhaven ums Leben. Bahner, dem seine Familie über alles geht, musste vor drei Jahren auch seine beiden älteren Brüder Josef und Rudolf beerdigen. Sie starben innerhalb von zwei Monaten. „Damit bin ich der einzige, der von uns noch übrig ist“, sagt er und in seinen Augen ist Wehmut.
Heinrich Bahner wurde 1927 in Groß-Olbersdorf bei Wagstadt im Sudetenland geboren. In seinem Heimatdorf sei über die ganzen Generationen die deutsche Muttersprache gesprochen worden, sagt er. Mit der tschechischen Sprache habe er als Schüler schon Probleme gehabt. Zurückgekehrt in seinen Geburtsort ist er 1977 zum ersten Mal.
Nachdem er in Wagstadt die Volks- und Oberschule absolviert hatte, ging er als Baupraktikant zu einer Baugesellschaft. Im Juli 1944 wurde er zum Reichsarbeitsdienst und anschließend als Panzergrenadier zum Militär eingezogen. Bei Einsätzen an der Ostfront wurde er schwer verwundet und kam ins Lazarett nach Kempten im Allgäu.
Nach seiner Entlassung aus der amerikanischen Gefangenschaft im Februar 1946 wurde er von den Amerikanern als Zivilarbeiter beschäftigt. Während der Zeit im Lager erfuhr der 19-Jährige, dass seine Eltern und Brüder aus dem Sudetenland vertrieben und mit Landsleuten in den unterfränkischen Raum transportiert worden waren. Ihre Adresse machte er in Frammersbach aus. Im Sommer fand sich die fünfköpfige Familie in der Spessartgemeinde.
Meisterprüfung 1951
Heinrich Bahner erhielt einen Ausbildungsplatz als Maurerlehrling und legte 1948 seine Gesellenprüfung ab. Die Meisterprüfung in Aschaffenburg beendete er 1951 mit Bestnoten. Nach eineinhalb jähriger Tätigkeit als technischer Angestellter beim damaligen Landratsamt Lohr bildete er sich an der Staatsbauschule in Frankfurt weiter und schloss sie 1956 als Diplom-Ingenieur und Architekt ab. Er kehrte ans Landratsamt zurück. Am 1. Juli 1967 wurde er zum Kreisbaumeister bestellt.