Der kleine Ortsteil Fellens hatte am Sonntag seinen großen Tag. Wohnrod war komplett auf den Beinen: Das Dorfkirchlein St. Kilian durfte seinen 250. Geburtstag feiern. Kein Geringerer als Bischof Friedhelm Hofmann selbst zelebrierte den Pontifikalgottesdienst, den Stefan Gerhard an der Orgel begleitete.
Als die schwarze Karosse mit dem kirchlichen Oberhaupt der Diözese Würzburg um 9.45 Uhr eintraf, begrüßten die „Maröuder Musikanten“ unter Leitung von Ludwig Gerhard den hohen Gast. Dieser zeigte sich volksnah und meinte scherzend zu den Musikern „der Morgen fängt ja gut an“. Er zeigte sich erstaunt, dass ein Großteil der Bläser aus dem kleinen Ort kommt.
Stefan Gerhard von der Kirchenverwaltung und Bürgermeisterin Zita Baur hießen den Bischof willkommen. Da das kleine Gotteshaus die vielen Besucher nicht aufnehmen konnte, feierten die Gäste vor der Kirche einfach in einem dem Nieselregen trotzenden Zelt mit.
Den musikalischen Einzug des Bischofs und seiner Konzelebranten Pfarrer Edward Zarosa und Pfarrer Alfred Stürmer gestalteten Stefan Gerhard an der Orgel und Florian Gerhard am Bariton. Ortspfarrer Zarosa erinnerte an die tiefgläubigen Einwohner Wohnrods, die vor 250 Jahren den Kirchenbau realisierten und das Patronat St. Kilian übertrugen. Der Großvater des heutigen Organisten, Franz Gerhard, erfüllte nach dem zweiten Weltkrieg ein Gelübde und stiftete das Königsinstrument. Zarosa bezeichnete die Wohnroder als eine lebendige Christengemeinde und entbot dem Bischof ein herzliches Willkommen. „Wo die Kirche nach 250 Jahren noch im Dorf steht, da ist der Glaube der rechte Grundstein“, so Helmut Kleespies von der Kirchenverwaltung. „Wir hätten nicht im Traum daran gedacht, dass der Bischof selbst in so eine kleine Gemeinde kommt.“
Bischof Hofmann freute sich herzlich, die Sonntagsmesse in St. Kilian feiern zu dürfen. „Versetzen wir uns einfach von der kleinen Dorfkirche in den Kiliansdom zu Würzburg“. Es sei ein besonderes Geschenk, die kleine Kirche ein Vierteljahrhundert zu erhalten. Festlich gestaltete die Singgruppe Fellen unter Leitung von Hilde Gerlach mit modernen Liedern den Gottesdienst, bei welchem natürlich das Lied des Kirchenpatrons und Frankenapostels St. Kilian nicht fehlen durfte.
In seiner fesselnden Predigt bezeichnete der Bischof einen Ort ohne Kirche als leer, jedoch mit einem Gotteshaus als Ort der Gemeinschaft. „In die Kirche, in der Gott wohnt, können wir hineingehen“. So sei das Kennzeichen Gottes, dass er auch das Kleinste von uns kennt. Gott lasse sich nicht in einer Kirche einfangen, aber sie ist Berührungspunkt. „Deshalb halte ich die Kirchen in den Ortschaften für sehr wichtig“. Bischof Hofmann sprach auch die bewegenden aktuellen Themen wie Sterbehilfe und Asylbewerber an. „Hier in der Kirche wird die Würde den Menschen aufgefangen“.
In den Fürbitten stellte Helena Hagemann in den Fokus: „So wie der große Dom St. Kilian in Würzburg der Mittelpunkt der Diözese ist, ist die kleine Dorfkirche in Wohnrod unsere Zentrale“. Hagemann gab ihrer Freude darüber Ausdruck, dass Ruhestandspfarrer Alfred Stürmer mittwochs im Dorfkirchlein den Gottesdienst feiert. Nach dem Schlusssegen lobte Bischof Friedhelm Hofmann „Ihr habt gesungen wie die Weltmeister – Musik verleiht der Seele Flügel“.
Am benachbarten Festplatz des Musikerdomizils hießen die „Maröuder“ mit dem Frankenlied willkommen und auch der Bischof sang kräftig mit. Bürgermeisterin Zita Baur überbrachte die Glückwünsche der gesamten Gemeinde und ließ anklingen, dass Fellen mit drei Ortsteilen und nicht einmal 1000 Einwohnern mit St. Johannes in Fellen, Mariä Geburt in Rengersbrunn und St. Kilian in Wohnrod drei Ortskirchen hat. Die finanzielle Unterstützung sei eine echte Herausforderung, aber mit Hilfe der fleißigen Helfer vor Ort und der Diözese zu meistern.
Wichtiger sei jedoch, dass alle Kirchen mit Leben gefüllt sind. Abschließend rückte sie das Bewusstsein der offenen Kirchentüre in den Vordergrund mit der Feststellung: „Genau Du bist willkommen in der St. Kilianskirche Maroud“.
Helmut Kleespies erinnerte an den letzten Besuch eines Bischofs in Wohnrod vor 58 Jahren, als Paul-Werner Scheele die Glocken weihte. Der spontan von Marion Gerhard ins Leben gerufene Kinderchor begrüßte den Bischof mit „Heute ist ein schöner Tag“. Mit einem Geschenk überraschten die Kirchenverantwortlichen Hofmann: Mit einem Bild der kleinen St. Kilianskirche, für den gebürtigen Kölner zwei Flaschen Kölsch und Spezialitäten des Spessarts.
Das 250. Kirchenjubiläum soll für die Gemeinde Anstoß sein, weiterhin zur Kirche vor Ort zu stehen, mahnte Hofmann. Scherzend, aber trotzdem ernst gemeint sagte er abschließend: „Die Kirche sollte im Innenraum mal gestrichen werden - ich werde mich in Würzburg dafür einsetzen“. Die vereinzelnden Regentropfen taten dem Festbetrieb keinen Abbruch.
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