Mit neuen Konzepten für das Gymnasium und die Realschule in Marktheidenfeld zeichnet sich das nächste Millionenprojekt des Landkreises ab. Drei Varianten stellte das Architekturbüro Haase & Bey in der gemeinsamen Sitzung des Schul- und das Bauausschusses am Freitag in Karlstadt vor, mit geschätzten Kosten zwischen 66,6 und 70,3 Millionen Euro.
Hintergrund für die neuen Pläne ist eine Mitteilung der Regierung von Unterfranken vom September auf Basis von Wirtschaftlichkeitsberechnungen für die im April 2017 vom Kreistag beschlossene Variante: Es sollte ein neues Gebäude für die Realschule gebaut und danach die jetzige Realschule zum Gymnasium umgebaut werden. Allerdings hätte das massive Erweiterungen des alten Realschulgebäudes bedingt. Die Regierung sagte aber auch die Förderung eines Neubaus des Gymnasiums mit Umbau des derzeitigen Gymnasiums zur Realschule oder auch für zwei neue Schulgebäude zu.
Variante 1: Neues Gymnasium auf den Sportrasen
Bei der ersten Variante, die von den beiden Planern Jürgen Schrauth und Helge Bey vom Architekturbüro vorgestellt wurde, würde ein neues Gymnasium auf der Rasenfläche vor dem Sportstadion (südwestlich des Stadions, südöstlich der Multifunktionsplätze) gebaut, das jetzige Gymnasium als Realschule sowie die Main-Spessart-Sporthalle saniert. Für 66,6 Millionen Euro könnte das neue Gymnasium 2025 fertig sein, die künftige Realschule 2027 und die Sporthalle 2028.
Variante 2: Gemeinsamer Bau für Realschule und Gymnasium
Ein größeres gemeinsames Schulgebäude für Realschule und Gymnasium vor dem Sportstadion und eine neue Sporthalle sieht die Variante zwei vor. Es gäbe im Erdgeschoss einen gemeinsamen Riegel in dem zum Beispiel eine große Aula und eine gemeinsame Mensa wären, aber auch getrennte Eingänge für jede Schule. Darüber wären jeweils auf drei Stockwerken die eigentlichen Schulräume (Klassenzimmer, Fachräume und so weiter). Die derzeitige Mensa wäre dann nahe der künftigen Sporthalle und könnte mit Fitness- oder Gymnastik umgenutzt werden. Die Kosten werden auf 68,3 Millionen Euro geschätzt, das neue Schulgebäude wäre 2026 bezugsfertig, die neue Mehrzweckhalle 2028.
Variante 3: Erst neue Sporthalle und dann neue Realschule
Bei der dritten Variante würde zunächst bis 2024 eine neue Halle vor dem Sportstadion gebaut. Die jetzige Halle würde dann zugunsten eines neuen Realschulgebäudes abgebrochen, das 2026 bezogen werden könnte. Auch das Gymnasium würde abgerissen und auf dem jetzigen Schulgelände neu gebaut, mit Bezug 2028. Erhalten würde die jetzige gemeinsame Mensa, zudem wäre auch ein "zusammenwachsen" samt gemeinsamer Aula denkbar. Mit geschätzten 70,3 Millionen Euro ist die teuerste Variante, es gäbe aber nicht das Kostenrisiko von Sanierungen.
Die beiden Planer teilten die Kosten noch in reine Bau- und in Abbruchkosten auf. Demnach wären die Baukosten für die Varianten eins und drei mit je 65 Millionen Euro vergleichbar, während sie bei der zweiten Variante zwei Millionen Euro geringer wären. Große Unterschiede gibt es bei den Abbruchkosten: 1,6 Millionen Euro für die erste Variante; 5,25 Millionen Euro für die beiden anderen.
Ein Problem insbesondere der zweiten Variante ist, dass zwischen dem Schulgebäude und dem Pausenhof die Montfortstraße läge. Diese darf zwar eigentlich nur von Bussen befahren werden, doch nicht alle Autofahrer halten sich daran. Ein Vorteil der Variante drei ist auch der bessere Lärmschutz für die angrenzende Wohnbebauung weil die Baukörper entlang der Grenzen stünden. Zudem bleiben hier Schul- und Sportbereich zusammen.
In der Diskussion erinnerte Bürgermeister Helga Schmidt-Neder daran, dass es eine Vereinbarung zwischen der Stadt Marktheidenfeld und dem Landkreis zur Nutzung der Aula der Realschule für städtische Veranstaltungen gibt (heimliche Stadthalle Marktheidenfelds). An diese wird sich der Landkreis laut Landrat Thomas Schiebel in jedem Fall halten.
Kreisräten gefällt Variante 3, Schulleitern sind kritischer
In der Diskussion konnten sich die Kreisräte vor allem die Variante drei mit gemeinsamer Aula vorstellen. Die beiden anwesenden Schulleiter sahen das etwas kritischer. Matthias Schmitt als neuer Schulleiter der Realschule sprach davon, dass es insbesondere am ersten Schultag, wenn alle neuen Schüler mit ihren Eltern kommen, eng würde. Darüber hinaus sprach er die Klimaeignung von Schulen an. In diesem Jahr seien bei 27 Grad Celsius Raumtemperatur Abschlussprüfungen geschrieben worden, was kritisch sei.
Schulleiter Hartmus Beck bewertete es positiv, dass jede Variante einen Neubau für das Gymnasium beinhaltet. Allerdings würde er gerne konkrete Gebäudeentwürfe sehen, zudem würde das Gymnasium bei Variante drei zuletzt fertig. Andere Schulleiter hätten ihm in Gesprächen geschildert, dass eine gemeinsame Aula drei Monate im Jahr praktisch nicht nutzbar sei. So müsse dort absolute Ruhe sein, wenn Prüfungen geschrieben werden.
Der nächste Schritt um die Zukunft des Schulstandortes Marktheidenfeld wird nun die Vorstellung der drei Varianten im Marktheidenfelder Stadtrat am 16. Januar sein.