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PFLOCHSBACH
Bis an die eigenen Grenzen gehen
Glücklich nach überstandenem Kraftakt: Benjamin und Karlheinz Lamla, Sohn und Vater, beim Red Bull 400 an der Hochfirstschanze im Schwarzwald.
Foto: Selfie: Benjamin Lamla | Glücklich nach überstandenem Kraftakt: Benjamin und Karlheinz Lamla, Sohn und Vater, beim Red Bull 400 an der Hochfirstschanze im Schwarzwald.
Bearbeitet von Christiane Kuhn
 |  aktualisiert: 02.04.2019 11:35 Uhr

Während in Lohr die Hitze am 28. Juli 2018 jede Aktivität lähmte, herrschten am Titisee hervorragende Wetterverhältnisse für den härtesten 400-Meterlauf der Welt, den sogenannten Red Bull 400. Wo sonst die besten Skispringer der Welt an Deutschlands größter Naturschanze hinabfliegen, erstürmten über 1300 Teilnehmer die steile Schanze in Gegenrichtung. Nicht nur zu Fuß, sondern auch auf allen Vieren.

Ein wenig verrückt

Darunter waren Karlheinz Lamla (58) und Benjamin Lamla (26) aus Pflochsbach. Muss man ein wenig verrückt sein, um so eine Sportart auszuüben? Karlheinz Lamla lacht. „Vermutlich“, meint er, „aber es ist eben eine Herausforderung.“

Lamla ist Sportler aus Überzeugung. Er braucht die Bewegung, die Abwechslung, den Wettkampf. Von den harten Bedingungen des Rennens ließ er sich nicht aufhalten – im Gegenteil: Er hat sich mit seinem ältesten Sohn der Challenge gestellt und in einem spannenden Rennen die Hochfirstschanze im Schwarzwald erfolgreich erklommen. Über 140 Höhenmeter mussten bezwungen werden. Teilweise liegt die Steigung bei 35 Grad. Karl-Heinz Lamla brachte das Rennen in genau 11 Minuten hinter sich, Benjamin in 6:22 Minuten, womit er sogar ins Halbfinale gelangte. Ahmet Arslan aus der Türkei holte mit 3:34:8 Minuten den Sieg. Für Benjamin Lamla war es bereits die dritte Teilnahme.

Sein Vater „Kalle“ macht Sport seit seiner Jugend. Erst im letzten Jahr gewann er die unterfränkische Meisterschaft im Judo und schlug alle jüngeren Gegner vorzeitig im Kampf. Auf den Red Bull 400 hat er sich acht Wochen lang gezielt vorbereitet. Dazu musste er einfach nur vor die Tür gehen. Fast täglich rannte er die Hummelshöhe und den Plattenweg in Pflochsbach hoch.

Doch Laufkraft allein reicht nicht. Bei dem Schanzenlauf wird der ganze Körper beansprucht. Deshalb braucht es ein spezielles Training, um der Challenge gewachsen zu sein. Freeletics lautet Lamlas Geheimnis – ein intensives Workout aus dynamischen Ganzkörperübungen und mit Eigengewicht. Es kommt ohne Geräte aus. Lamla trainiert diese Disziplin schon länger mit einer speziellen App, die die Übungen vorgibt, die Zeit misst und vergleicht. „Das Programm ist eine zusätzliche Motivation“, meint er.

Ausdauer und die Bereitschaft, bis an die eigenen Grenzen zu gehen, charakterisieren den Stationsleiter im BKH. Doch Sport bedeutet für ihn vor allem auch eine mentale Herausforderung. Nach der Hochanstrengung stellt sich ein Entspannungsgefühl ein, das eine ähnliche Wirkung hat wie Yoga. Der Körper fährt herunter, kommt vollkommen zu Ruhe und man hat das Gefühl, Bäume ausreißen zu können. Lamla ist fasziniert davon, was der menschliche Körper leisten kann.

Braucht man eine spezielle Ernährung? Lamla sieht das entspannt. „Wenig Kohlenhydrate, mehr Eiweiß.“

Sport in die Wiege gelegt

Und wie geht die Familie mit jemandem um, der sich selbst einen Adrenalinjunkie nennt? Das ist kein Problem, denn seinen Söhnen Benjamin und Johannes wurde der Sport in die Wiege gelegt. Seine Frau Beatrix schwimmt leidenschaftlich gern. Überhaupt lieben die drei Lamla-Männer außergewöhnliche Sportarten.

Dazu gehören neben Skischanzen hochrennen auch Waveboarding oder Kitesurfing auf Fehmarn. Zudem hat Karlheinz Lamla mit seinem jüngsten Sohn Johannes (19) bereits einmal an der Europameisterschaft im Badewannenrennen teilgenommen. Die Abwechslung reizt ihn, immer wieder neue Herausforderungen anzunehmen. Das verschafft dem 58-Jährigen den Ausgleich für den Alltag. Wenn alles klappt, wird er im nächsten Jahr wieder die Skischanze hochrennen. Auf die Frage, ob er noch mehr verrückte Ideen habe, lacht er: „Ja, ein Tandemsprung und Bungee Jumping, aber das kann ich auch noch mit 90.“

Auf allen Vieren geht's hinauf, wo im Winter die Skispringer hinunterfliegen und landen.
Foto: Benjamin Lamla | Auf allen Vieren geht's hinauf, wo im Winter die Skispringer hinunterfliegen und landen.
 
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