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Bühler
Biotopbäume und Totholz sind wertvolle Lebensräume
Waldbesitzer Elmar Kütt und Wolfgang Grimm vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zeigen eine (tote) Buche, an deren Stamm der Pilz Zunderschwamm wächst. Die grüne Welle zeigt, der Vertragsnaturschutz den Baum als 'stehendes Totholz' fördert.
Foto: Jürgen Kamm | Waldbesitzer Elmar Kütt und Wolfgang Grimm vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zeigen eine (tote) Buche, an deren Stamm der Pilz Zunderschwamm wächst.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 16.02.2025 02:32 Uhr

Baum ist nicht gleich Baum. Wer durch den Wald geht, sieht nicht nur perfekte Bäume, gerade gewachsen und gesund. Andere wirken etwas bizarr, stehen schief, haben Zwiesel, Äste sind abgestorben oder Spechthöhlen zu sehen. Perfekte Bäume sind als Bau- oder gar Furnierholz wirtschaftlich wertvoll.

Doch auch die anderen haben einen Wert, nämlich für das Ökosystem Wald. Ihn zu erhalten, ist Ziel des Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms Wald. Das Prinzip ist einfach: Wer solche Bäume stehen lässt, bekommt dafür vom Staat Geld als Ausgleich für den entgangenen Verkaufswert. Der ist bei Bäumen, die nur für Brennholz taugen würden, nicht besonders hoch.

Ein privater Waldbesitzer, der seit 2024 mitmacht, ist Elmar Kütt. Seine Familie hatte schon immer Wald, doch zu einem zusammenhängenden Stück bei Bühler kam er erst Ende der 90er-Jahre durch einen privaten Waldflächentausch. Er bewirtschaftet es in Zusammenarbeit mit der Forstbetriebsgemeinschaft Arnstein, die ihn auch auf die Möglichkeit des Vertragsnaturschutzprogramms aufmerksam machte. Er ist von Sinn dahinter überzeugt.

Ganz praktisch bedeutete dies, dass er den Wald mit einem Förster beging. Dabei wurden nicht nur Biotopbäume identifiziert, das sind zum Beispiel Bäume mit Spechthöhlen, sondern auch Totholz, worunter sichtbar abgestorbene oder schon umgestürzte Bäume verstanden werden. Diese ins Programm aufgenommenen Bäume darf er nun zwölf Jahre lang nicht anrühren. Es geht fast immer um Laubholz.

Bäume bieten Lebensräume

"Die Buche da hat eine gespaltene Rinde, darunter leben Insekten", erklärt Wolfgang Grimm vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Karlstadt vor Ort. Bei einer Eiche zehn Meter weiter sind Äste abgestorben – kein Problem für den Baum, aber ebenfalls ein Lebensraum. Eine andere Buche ist nicht mehr vital, an ihrem Stamm wächst der Pilz Zunderschwamm, sie gehört zum stehenden Totholz. Auf einem umgestürzten Baum haben sich Moose und Flechten breit gemacht, das wieder ein anderer Lebensraum.

Abgestorbenes Holz ist Lebensraum für den Zunderschwamm. Einst wurde der getrocknete Pilz zum Feuermachen benutzt. Daher die Redewendung 'brennt wie Zunder'.
Foto: Jürgen Kamm | Abgestorbenes Holz ist Lebensraum für den Zunderschwamm. Einst wurde der getrocknete Pilz zum Feuermachen benutzt. Daher die Redewendung "brennt wie Zunder".

In der Waldökologie gelten solche Bäume und auch das Ergebnis von "Störungsereignissen wie Windwurf, Schneebruch, Trockenschäden, Feuer oder Insektenfraß als wesentlicher Impulsgeber für eine dynamische und ökologische Entwicklung von Wäldern.

Ansprechpartner für das Vertragsnaturschutzprogramm sind die jeweiligen Förster, Anträge sind dieses Jahr bis Ende Mai möglich. Je Hektar Wald sind 15 Biotop- und Totholzbäume möglich. Sie werden speziell markiert, üblich ist eine grüne Welle, und per GPS vermessen. Bis zu 220 Euro Förderung je Baum sind möglich, was vom ökologische Wert abhängt.

Die lokale Forstwirtschaft in Zahlen

Im Bereich des Amtes für Ernährung, Landwirtschaften und Forsten Karlstadt gibt es 108.500 Hektar Privat- und Kommunalwald, davon liegen 51.500 Hektar im Landkreis Main-Spessart, mit 29.100 Hektar überwiegt der Kommunalwald – auch Kommunen können am Vertragsnaturschutz teilnehmen (und tun das auch).

Gefördert werden im Landkreis fast 25.000 Biotopbäume (48 je 100 Hektar) und 5700 Tothölzer (elf je 100 Hektar). Das übertrifft die Zahlen aus Aschaffenburg und Miltenberg deutlich. Im Jahr 2023 erhielt das Karlstadter Amt rund 1,3 Millionen Euro von 9,6 Millionen Euro in Bayern, also rund 13 Prozent bei sechs Prozent Flächenanteil. Von 2012 bis 2024 wurden 7,8 Millionen Euro Fördervolumen ausgezahlt, davon 5,4 Millionen Euro in Main-Spessart.

Auch im Staatswald im Spessart (42.000 Hektar) werden von den Forstbetrieben fortlaufend Biotopbäume und Tothölzer aus der Nutzung genommen. Sie erhalten aber keine Förderung.

 
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