Schon während der letzten großen Ferien war in Arnstein die schwierige Situation der örtlichen Mittelschule ein Gesprächsthema. Der hiesige Mittelschulstandort wird durch zwei Probleme belastet: zum einen durch den Schülermangel und zum andern durch den baulichen Zustand des 1972 errichteten Schulhauses. Eine Arbeitsgruppe des Stadtrats hat jetzt mithilfe der Professorin Michaela Vogt ein wissenschaftliches Gesamtkonzept erstellt, das nicht nur der Schule, sondern auch den örtlichen Vereinen und dem Bildungsstandort Arnstein insgesamt dienen soll.
„Campus-Charakter“
Die große Stärke sei hier der „Campus-Charakter“ am Zehnthäusl, meint Vogt von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Auf dem Gelände ist eine ungewöhnliche Ansammlung von Bildungs- und Kultureinrichtungen auf engstem Raum vorhanden: Neben den Regelschulen Grund- und Mittelschule sowie Realschule gibt es zwei sehr gut ausgestattete Turnhallen, Sportstätten und ein Hallenbad, das allerdings sanierungsbedürftig ist. In unmittelbarer Nähe ist auch die städtische Musikschule und wenige Kilometer entfernt die Grundschule Schwebenried.
Hier auf dem Campus sei der rechte Ort für ein künftiges Zentrum der wohnortnahen Bildung im ländlichen Raum, ist die Professorin überzeugt. In Verbindung mit den bestehenden und bestens funktionierenden Angeboten der Mittags- und Nachmittagsbetreuung von Schülern, mit den guten Verbindungen zu den starken örtlichen Ausbildungsbetrieben und der Vielzahl aktiver Vereine könnte ein gemeinsamer Ort der Begegnung und des lebenslangen Lernens entstehen.
Durch das Konzept, das der gegenwärtige Arbeitskreis mit dem Kürzel „BIG – Bildungs- und Generationenzentrum“ nennt, sollen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Zum einen entstehen bei der notwendigen Sanierung des Mittelschulgebäudes und des Hallenbades zusätzliche und vor allem nachhaltige Nutzungsmöglichkeiten zum andern würden auch viele Vereine sowohl räumlich als auch sozial hier eingebunden werden.
Durch den Rückgang der Schülerzahlen in der Mittelschule werden dort augenblicklich von den 2600 knapp 400 Quadratmeter an Klassenräumen nicht genutzt. Diese könnten bei entsprechender intelligenter Planung Vereinen und Organisationen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem könnten zusätzliche Räume multifunktional schulisch und außerschulisch genutzt werden, die ansonsten au-ßerhalb der Unterrichtszeiten leer sind.
Natürlich hat bei dieser Idee auch das bislang erfolgreiche Mehrgenerationenkonzept im Ortsteil Binsfeld Pate gestanden. Der Arbeitskreis „BIG“ denkt hier in der Tat an eine künftige Mehrgenerationenstadt, die so in Deutschland keinen Vergleich hätte. Durch die Zusammenarbeit von Schulen, Vereinen und anderen Organisationen sowie durch die Vernetzung mit Betrieben, könnte gegenseitiges Lehren und Lernen von einander und miteinander von Jugendlichen und Senioren, neben dem regulären Unterricht für eine deutliche Aufwertung der Mittelschule Arnstein sorgen, so die Initiatoren.
Wohlwollen bei der Regierung
Bürgermeisterin Anna Stolz berichtete dem Stadtrat auch von erfolgreichen ersten Gesprächen mit Rektoren und Lehrkräften der benachbarten Schulen, von wohlwollendem Interesse seitens der Schulabteilung an der Regierung von Unterfranken und eine positive Resonanz der Arnsteiner Vereine. Sie bezeichnete die vorgestellten Ideen als Denkanstöße, die für weitere Impulse und Anregungen offen seien.
Der Karlstadter Architekt Werner Haase wurde inzwischen mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die auch eine barrierefreie Erschließung und verbesserte Erreichbarkeit des Campus mit einschließt. Diese soll im kommenden März vorliegen soll. Danach sollen die Kosten ermittelt und Gespräche für öffentliche Förderkulissen geführt werden.