Es las sich wie eine Räuberpistole, eine frei erfundene Lügengeschichte: Ein Mann aus Lohr nahm Ende Januar zwei Fußgänger mit und ließ sie nach 700 Metern bereits wieder aussteigen. Erst später merkte er, dass sie ihm Schmuck im Wert von mehr als 30 000 Euro gestohlen hatten. Selbst die Polizei beschrieb diesen Vorfall als "nicht alltäglich".
Wer ist denn schon mit solche wertvollem Schmuck unterwegs und lässt ihn in einem Etui auf der Rückbank liegen, wenn er zwei Fremde mitnimmt? Allein: So unglaublich die Geschichte auch klingen mag, sie ist offenbar wahr. Zu diesem Ergebnis kam zumindest die Polizei, die sich mit der Veröffentlichung von Details aus fahndungstechnischen Gründen noch zurückgehalten hatte – in der Hoffnung, die Diebe könnten sich womöglich mit dem ein oder anderen wertvollen Teil zeigen oder es zum Kauf anbieten.
Doch weil es bisher keinerlei Hinweise auf die beiden Diebe und ihre Beute gibt, setzt die Polizei nunmehr auf Öffentlichkeitsfahndung. Wie Wolfgang Remelka, Leiter der Polizeiinspektion Lohr auf Nachfrage der Redaktion ausführte, spielte sich der Vorfall in etwa so ab:
Wie sich das ganze wohl tatsächlich abgespielt hat
Der bestohlene Autofahrer war am Freitag, 24. Januar, gegen 20.30 Uhr auf der Jahnstraße in Richtung Altstadt unterwegs. Etwa auf Höhe des Nägelseeschulzentrums habe er zwei Männer erkannt, die in der Dunkelheit und bei winterlichen Außentemperaturen stadteinwärts liefen. Aus Mitleid habe er seine Hilfe angeboten und das Duo gefragt, ob er es mitnehmen könne. Dies hätten die beiden Unbekannten gerne angenommen. Da die Fahrt des hilfsbereiten Fahrers allerdings im Bereich des zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) zu Ende war, habe er seine Mitfahrer dort schon wieder aussteigen lassen. Den Diebstahl des Schmucks, den er in einem schwarzen Ledermäppchen in einer Tasche auf der Rücksitzbank aufbewahrt hatte, habe er erst "geraume Zeit später" bemerkt.
Der Beifahrer war Mitte 20
"Verdachtsmomente gehen dahin, dass einer der unbekannten Mitfahrer das Mäppchen an sich nahm", so Remelka. Dienlich, wenngleich unwahrscheinlich, sind natürlich Hinweise von Zeugen, die das Ein- oder Aussteigen der beiden Fahrgäste beobachtet haben. Vom Beifahrer liegt folgende vage Beschreibung vor: Er war etwa 170 Zentimeter groß, vom Alter her Mitte 20, hatte dunkle, kurze Haare, ein längliches Gesicht und war unauffällig gekleidet.
Polizei hofft auf Hinweise auf einzelne Beutestücke
Gut möglich aber, dass der Dieb in den zurückliegenden Wochen einzelne Stücke der Beute getragen oder zum Kauf angeboten hat. Im Einzelnen wurden nachfolgende Gegenstände entwendet:
- Eine Halskette aus Kord mit einem Anhänger aus Gold, der einen stilisierten Skorpion darstellt,
- ein mit Saphiren und Diamanten besetztes Armband aus Platin,
- ein Armband aus Weißgold mit Rubinen,
- ein einzelner Diamant in einer Blisterverpackung,
- ein Saphir,
- ein mit Diamanten besetzter Fingerring,
- ein Smaragdring,
- ein Fingerring aus Silber mit zwei erhabenen, sich kreuzenden Schlangen,
- ein Apple IPhone 7, schwarz
- eine Militärarmbanduhr der Marke Aeromatic 1912 mit Glasboden
Wem sind möglicherweise Personen aufgefallen, die diesen Schmuck beziehungsweise die Armbanduhr getragen haben? Wem wurde sie möglicherweise zum Kauf angeboten?
Hinweise erbittet die Polizei unter Tel. (0 93 52) 87 41-0.
700 Meter Fußmarsch. Da wäre nicht einmal ich eingestiegen, sondern hätte dankend abgelehnt.
Wie dumm muß man sein, solch wertvolle Fracht auf dem Rücksitz zu haben, und dann Fremde einteigen zu lassen?