
Wenn alles gut läuft, wird es im Landkreis Main-Spessart bald einen dritten Biberberater geben. Den theoretischen Teil hat Erwin Scheiner aus Karlstadt bereits hinter sich. Im Juni folgt der praktische Teil und danach die Prüfung. Seine Aufgaben sind dann die Unterstützung der unteren Naturschutzbehörde bei allen Themen rund um den Biber. Außerdem hilft er bei der Suche nach Lösungen bei Problemen vor Ort.
Der Biberberater spricht mit Landwirten und erklärt die Lebensweise der Biber. So gibt es beispielsweise bauliche Möglichkeiten, um den Biber auszutricksen. Wenn dann doch etwas passiert, gibt es Fonds der Bayerischen Staatsregierung, die Landwirte für Biberschäden entschädigen. Manchmal reicht es schon, wenn man ein bisschen mehr Abstand zum Gewässer hält. Der Mensch müsse sich daran gewöhnen, dass es diese Tiere gibt und sich damit engagieren, so Scheiner. "Man hat schon gewonnen, wenn man miteinander redet."
Scheiner begeistert an den Tieren ihre Art, die Landschaft zu gestalten und somit ganz neue Lebensräume entstehen zu lassen. Natürlich braucht der Biber dazu den Raum, also Platz am Wasser, was nicht immer leicht zu vermitteln ist. "Der Biber hat Bauerfahrung seit 15 Millionen Jahren und ist günstiger als jeder Landschaftsarchitekt und teure technische Bauwerke".
Nager ist wieder fast überall im Landkreis heimisch
Hier im Landkreis ist er fast überall heimisch und fühlt sich wohl, ist sich Scheiner sicher. Zu viele Biber kann es laut dem Experten gar nicht geben, weil jedes Paar seinen gewissen Platz braucht und diesen auch verteidigt.
Scheiner bietet bereits seit zehn Jahren Biberführungen an. Dabei kann man zwar meist nicht den Biber selbst sehen, aber seinen Lebensraum wie den Bau, seine Fraßspuren und die Biberrutsche, die den Zugang vom Land ins Wasser darstellt.
Ein Biberpaar bleibe in der Regel ein Leben lang zusammen. Es bekommt jedes Jahr bis zu drei Junge, von denen meist nicht alle überleben. Manche werden von Raubfischen oder Greifvögeln gefressen, andere werden einfach weggeschwemmt. Die erwachsenen Biber haben dagegen kaum natürliche Feinde – ihr Hauptfeind ist das Auto. Aktuell ist der Biber in Winterruhe und bei der Fortpflanzung. Die Jungen kommen dann im Mai zur Welt.
Erwin Scheiner ist Vorsitzender der Bund Naturschutz Kreisgruppe Main-Spessart und informiert auch in einer aktuellen Pressemitteilung über das Miteinander von Mensch und Biber. Darin heißt es unter anderen: "Biber sind emsige Landschaftsgestalter, die mit ihren Aktivitäten für eine Strukturbereicherung der Flusslandschaft mit Wasserflächen und Vernässungszonen sorgen. Bibergebiete zählen zu den artenreichsten Biotopen in Bayern. Sie halten Wasser in der Landschaft, was gerade in unserer wasserarmen Region wichtig ist."

Biber leisten Beitrag zum Hochwasserschutz
Auch für den Hochwasserschutz leistet der Biber demnach wichtige Arbeit. Denn während in einem Gebiet ohne Biberdämme ankommendes Wasser innerhalb von drei bis vier Stunden wieder abfließt, dauert es in gestauten Bereichen bis zu 19 Tage. Dadurch versickert und verdunstet bereits im Oberlauf von Bächen mehr Wasser und Hochwasserspitzen werden gekappt. Umgekehrt profitieren in trockenen Jahren Natur und Landwirtschaft vom "Wasserrückhaltebecken" des Bibers.
Den Biber gab es schon vor über 15 Millionen Jahren. Ende des 19. Jahrhunderts war er jedoch in Bayern ausgerottet. Mittlerweile ist der Nager wieder hier heimisch und hat sich viele Reviere zurück erobert. Ein ausgeklügeltes Reviersystem beschränkt dabei Biberfamilien auf ein bestimmtes Terrain und macht eine Übervermehrung biologisch unmöglich.

Doch nicht immer bringt der Biber nur Freude. Beispielsweise am Erlenbach in Marktheidenfeld wird der Biber kritisch beäugt und seine Bauten werden immer wieder zerstört. Unter besonderen Umständen ist das nach Rücksprache mit der Naturschutzbehörde erlaubt, beispielsweise wenn Überschwemmungen die landwirtschaftliche Nutzung einschränken. Deshalb gibt es bereits seit 1996 ein Bibermanagement des Freistaates Bayern. Seit über 20 Jahren versuchen ehren- und hauptamtliche Biberberater für alle eine gute, meist überraschend einfache Lösung zu finden.
Hohe Bußgelder drohen, wenn Bauten zerstört werden
Dennoch passiert laut Scheiner immer wieder, dass Biberdämme unrechtmäßig oder unter falschen Voraussetzungen beseitigt werden. So wie jetzt am Erlenbach: Der eigentlich vor Feinden sichere Zugang zum Wohnkessel wurde durch die Absenkung des Wasserspiegels freigelegt. Fuchs und Steinmarder haben dann Zugang zu den Jungtieren, die sich im Wohnkessel befinden können.
Das sei ein klarer Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz und könne mit bis zu 50 000 Euro Geldbuße geahndet werden, informiert Scheiner. Auch für die Experten gilt: Vor Beseitigung eines Biberdammes muss unbedingt geprüft werden, ob damit der Wohnraum des Biber zerstört wird.
Biberbiotope sind auch spannende Beobachtungsflächen für Erholungssuchende. Am Erlenbach haben gerade in Corona-Zeiten viele Menschen das Biberrevier erkundet. Auch wenn man den nachtaktiven Biber dabei vielleicht nicht selbst entdecken kann, so lassen sich aber sicherlich Wasservögel oder die Spuren des Bibers beobachten.