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STEINFELD
BGW-Bohr übernimmt Steinfelder Nachbarn Willy Kreutz
Die BGW-Bohr GmbH übernimmt den Steinfelder Nachbarn Willy Kreutz. Was aus dessen Mitarbeitern wird, bleibt unklar.
Foto: Tanja schuhmann | Die BGW-Bohr GmbH übernimmt den Steinfelder Nachbarn Willy Kreutz. Was aus dessen Mitarbeitern wird, bleibt unklar.
Steffen Standke
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:16 Uhr

Überraschende Wende bei der Firma Willy Kreutz in Steinfeld: Das schon totgesagte Unternehmen wird übernommen – und zwar ausgerechnet durch einen Lokalmatadoren, die BGW-Bohr GmbH. Rosige Aussichten bedeutet das für Kreutz noch lange nicht.

Verkündung auf Betriebsversammlung

Bereits am Dienstag hatte Insolvenzverwalter Matthias Reinel den verbliebenen 60 Mitarbeitern in einer Betriebsversammlung die Übernahme mitgeteilt. Das bestätigen auf Anfrage sowohl Steinfelds Bürgermeister Günter Koser als auch Birgit Adam, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Aschaffenburg. Beide beurteilen die Lage unterschiedlich.

Bürgermeister zuversichtlich

Bürgermeister Koser hatte am Montag vergangener Woche, 12. September, mit Georg Weidner, dem Firmengründer und Geschäftsführer von BGW-Bohr, über Kreutz gesprochen. Einige Mitarbeiter hätten den Unternehmer wohl kontaktiert, ob er nicht Interesse an einer Übernahme hätte.

Er hatte offensichtlich. Günter Koser jedenfalls berichtet von Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter sowie den Kreutz-Hauptkunden Osram und Philipps.

Der Bürgermeister ist überzeugt, „dass das mit BGW-Bohr etwas wird und die Arbeitsplätze bei Willy Kreutz erhalten bleiben“. Weidner weise „große unternehmerische Erfahrung“ auf, auch durch sein Engagement in China. Gemeinderat und Gemeinde würden dem neuen Inhaber „jede mögliche Unterstützung“ zukommen lassen.

Gewerkschafterin: keine Aussagen über die Zukunft

Gewerkschafterin Adam hat die plötzliche Übernahme hingegen sehr überrascht. Sie stellt sich aber mehr Fragen, als dass sie Antworten findet. Denn: „Vom neuen Besitzer gab es bisher keine Zukunftsaussagen.“ Die Beschäftigten befänden sich in einer „beunruhigenden Situation“. Wegen des absehbaren Endes bei Willy Kreutz hätten sie sich auf dem Arbeitsmarkt umgesehen, vielleicht sogar Kontakte geknüpft. „Sie wissen nicht: 'Gehe ich jetzt oder bleibe ich?'“

Vieles ist laut Birgit Adam im Steinfelder Unternehmen völlig unklar. Zum Beispiel, was aus dem vereinbarten Interessenausgleich und dem Sozialplan wird.

Die verbliebenen 60 Kreutz-Mitarbeiter hatten Ende August ihre Kündigung erhalten. Je nach Arbeitsvertrag und Verweildauer im Unternehmen müssen sie zum Jahresende hin ausscheiden. Theoretisch.

Bezahlung der Mitarbeiter unklar

Denn laut Birgit Adam weiß im Moment niemand, ob und wieviel Mitarbeiter der neue Eigentümer übernehmen will.

Auch ungeklärt: die Bezahlung der Mitarbeiter (falls sie übernommen werden). Laut der Gewerkschafterin weisen weder Willy Kreutz GmbH & Co. KG noch die BWG-Bohr GmbH eine Bindung an den Flächentarif für die Metallbranche in Bayern auf. Auch ein sogenannter Werktarifvertrag (auch Haus- oder Firmentarif genannt), den ein Unternehmen mit der IG Metall direkt abschließt, existiere nicht. Adam weist darauf hin, dass bei einem sogenannten Betriebsübergang „die Arbeitsbedingungen für ein Jahr lang nicht geändert werden dürfen“.

Neuer Inhaber schweigt

BGW-Geschäftsführer Georg Weidner trägt zurzeit nicht zur Klärung der vielen Fragen bei. Bei der Steinfelder Firma heißt es auf Anfrage nur, der Chef sei sehr beschäftigt. Man solle es doch nächste Woche probieren.

Und so bleibt auch im Dunkeln, warum BGW gerade jetzt bei Willy Kreutz zugeschlagen hat. Der Todeskampf der letztgenannten Firma hatte sich über Monate hingezogen, eigentlich schon, seit am 5. April Insolvenz angemeldet wurde.

Auf den ersten Blick ergeben sich auch bei der Produktpalette keine Überschneidungen. Willy Kreutz baut unter anderem Steckverbinder für Leuchtstoffröhren und Halogenlampen. Die immer stärkere Verbreitung stromsparender LED-Technik lässt diesen Markt aber stetig schrumpfen.

BGW-Bohr auf Erfolgskurs

BGW-Bohr hingegen bietet nach eigenen Angaben auf der Internetseite eine „komplett eigene Produktpalette, vorrangig für die Betonfertigteilindustrie“ an. In dem inzwischen mittelständischen Unternehmen würden mehr als 50 Mitarbeiter beschäftigt.

Mehrfach habe die Steinfelder Betriebsstätte durch Umzüge und Ausbauten erweitert werden müssen, heißt es weiter. Auch ob Georg Weidner mehr an Grundstück und Immobilien der Firma Kreutz interessiert ist als daran, das Unternehmen fortzuführen, bleibt vorerst unbeantwortet.

 
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