
In den Einzelhandel in der Lohrer Altstadt ist Bewegung gekommen. Das Spielwarengeschäft Tschips an der Färbergasse schließt voraussichtlich Ende Februar, die Wäscheboutique P1 hinter dem alten Rathaus zieht wohl Mitte März nach Großostheim um. Schließungsgerüchte dementierten auf Nachfrage unseres Medienhauses das Schreibwaren- und Feinkostgeschäft Fassnacht an der Hauptstraße und das Haushaltswarengeschäft Soeder an der Turmstraße.

"Ich will jetzt Zeit für mich selbst haben", begründete Birgit Braun das Ende des Spielwarengeschäfts Tschips. Sie führe das Geschäft für ihre Tochter und ihren Schwiegersohn, die mit ihrem Baumarkt ausgelastet seien. Die Arbeit habe ihr viel Spaß gemacht, aber sie werde 76 Jahre alt.
Dazu komme, dass der Einzelhandel mit Spielwaren "nicht mehr so prickelnd" sei. Deshalb habe sie sich gar nicht auf die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger gemacht. "Ich habe wenig Hoffnung gehabt, jemanden zu finden, vor allem, wenn der Betreffende auch noch von dem Laden leben müsste", erklärte Braun.
Nachnutzung in Sicht
Als Zeitpunkt der Schließung peile sie Ende Februar an, je nachdem, wie der Ausverkauf laufe. "Das ist fließend", so Braun. Zwei Teilzeitkräfte seien arbeitssuchend gemeldet worden. Für eine Nachnutzung der Geschäftsräume hätten sich erstaunlicherweise bereits Interessenten gemeldet, "aber es gibt noch nichts Konkretes".
Die Wäscheboutique P1 wird von Ansgar und Petra Streitenberger geführt und hat ihren Stammsitz in Marktheidenfeld. Seit fünf Jahren gibt es in den ehemaligen Räumen des Modehauses Schneebacher hinter dem alten Rathaus eine P1-Filiale in Lohr. Diese wird nach Angaben von Petra Streitenberger nach Großostheim verlegt.
Für Geschäftsräume in der Marktgemeinde hätten ihr Mann und sie ein sehr gutes Angebot bekommen. Es seien noch diverse Umbaumaßnahmen notwendig, aber wenn alles klappe wie geplant, "sind wir Mitte März aus Lohr weg". Einen Räumungsverkauf werde es nicht geben, die Filiale ziehe mit dem gesamten Warenbestand um. Ihre Lohrer Mitarbeiterin habe bereits eine neue Stelle gefunden, berichtete Streitenberger. Am Stammsitz in Marktheidenfeld ändere sich nichts – außer, dass sie dort eine neue Verkäuferin eingestellt habe.
Nachfolgesuche bei Fassnacht
"Wir machen mindestens die nächsten eineinhalb Jahre nicht zu, denn so lange läuft unser Mietvertrag noch", dementierte Renate Hasenstab umlaufende Gerüchte über das Schreibwaren- und Feinkostgeschäft Fassnacht, das sie zusammen mit ihrem Mann Bernd Amend führt. Richtig sei allerdings, "dass wir einen Nachfolger suchen, denn wir sind 60 plus". Als verantwortungsvolle Geschäftsleute gingen sie früh auf die Suche nach einer Lösung, zumal es eine Nachfolgeregelung in der Familie nicht geben werde. Gesucht werde eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger, die oder der "ganz oder teilweise das übernimmt, was wir aufgebaut haben". Das könne nur die Schreibwaren- oder die Feinkost-Abteilung oder beides zusammen sein.

Die Gerüchteküche wurde von dem Umstand angeheizt, dass sie über ein Grundstück an der Rexroth-Straße verfügen, das der Lidl-Markt für seine geplante Erweiterung benötigt. Deshalb habe sie schon öfter gesagt bekommen, das Ladengeschäft in der Innenstadt hätten sie "wohl nicht mehr nötig", berichtete Hasenstab. Im Scherz habe sie manchmal geantwortet: "Das kannst Du ja übernehmen." Klar sei aber auch, "dass wir ohne einen Nachfolger irgendwann zusperren".
Familienbesitz seit 1883
Barbara Gabel, die mit ihrem Mann Julius Gabel das traditionsreiche Haushaltswarengeschäft Soeder leitet, kann die Gerüchte über eine angebliche Schließung nicht mehr hören. Ihr Standardsatz lautet dann: "Wir schließen jeden Abend zu und machen am Morgen wieder auf."
Es wäre nach ihren Worten ziemlich widersinnig, jetzt zu schließen, nachdem sie während der Corona-Zeit alle Etagen des Geschäfts erneuert hätten. An den Gerüchten sei nichts dran, "Soeder gibt's weiter, wir wollen die 150 Jahre mindestens noch schaffen". Das Geschäft befindet sich seit 1883 in Familienbesitz.
