„Das war sehr überraschend, das hatten wir nicht erwartet“, sagt der Main-Spessart-Klinikreferent Gregor Bett zum plötzlichen Rückzug der beiden Chirurgie-Belegärzte Dr. Armin Döring und Dr. Andreas Luther vom Karlstadter Krankenhaus. Diese erhalten ihre Hauptpraxis am Schnellertor aufrecht, operieren aber ab 1. April in der Hammelburger Helios-Orthoclinic.
Am Freitag, 17. März, sei die Kündigung eingegangen, also nur zwei Wochen vor dem Wechsel, berichtet Bett. Dass die beiden Chirurgen als Belegärzte in Hammelburg tätig werden, müsse von langer Hand vorbereitet worden sein, merkt er an. Die Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Kostenträger würden nämlich erfahrungsgemäß mehrere Monate dauern.
Der Vertrag der beiden Chirurgen wäre bis Ende 2019 gelaufen. Sie hatten „aus wichtigem Grund“ außerordentlich gekündigt. Man werde die Situation nun rechtlich prüfen, sagt Bett. Er gehe aber davon aus, dass das unumkehrbar ist und ab 1. April kein Chirurg mehr in Karlstadt Belegbetten hat. Zugleich korrigiert er, dass der Würzburger Neurochirurg Dr. Martin Engelhardt doch weiterhin Sprechstunden abhalten und Schmerztherapie anbieten wird.
Er ist einmal pro Woche in Karlstadt. Lediglich mit der Hand- und Platischen Chirurgie der Uni Würzburg habe man sich einvernehmlich getrennt. 14 Eingriffe wie im Jahr 2016 seien zu wenig.
Keine Kündigungen
Das Karlstadter Krankenhaus hat derzeit 186 Mitarbeiter auf umgerechnet 108 vollen Stellen. Mit der Auflösung der chirurgischen Belegbetten werden etwa 25 bis 30 Personen zu viel hier sein. Bett sagt, es werde aber keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Zunächst würden Überstunden abgebaut.
Zudem gebe es eine natürliche Fluktuation. Zwei bis drei Prozent seien bei einem Krankenhaus normal und ideal, „damit das Krankenhaus atmen kann“. Und genau diesen Wert erreiche man im Klinikum Main-Spessart. Schließlich würden die Mitarbeiter an anderen Standorten eingesetzt.
Bett hat noch einige Anmerkungen zum Klinikum Main-Spessart:
„Rote Null“ als Ziel
Man strebe keinen Gewinn an. „Die rote Null ist unser Ziel.“ Auch seien die Ärzte nicht durch Prämien oder ähnliches am Erfolg beteiligt. Insofern gehe es alleine um die medizinische Indikation bei der Entscheidung, ob operiert wird oder nicht.
Ein Qualitätsindikator für Operationen sei, wie häufig eine bestimmte Operation vorgenommen wird. „Wer eine OP häufiger macht, macht sie in der Regel besser.“ Die Statistik sage, dass bei mindestens 50 Operationen einer Art pro Jahr weniger Komplikationen auftreten. Diese Zahl werde in Lohr erfüllt. Die Belegärzte hingegen hätten die OP-Kapazitäten in Karlstadt bei Weitem nicht ausgenutzt, sagt Bett.
Es habe übrigens nie zur Diskussion gestanden, dass Labor und Röntgen im Krankenhaus Karlstadt gefährdet sind.
Döring und Luther hatten beklagt, dass sie dem Landrat ein Konzept für einen fließenden Übergang bis hin zum Betrieb des neuen Klinikums in Lohr vorgeschlagen haben, dieser das Konzept aber nie dem Werkausschuss vorgelegt habe. Darauf angesprochen, sagt Landrat Thomas Schiebel, ein solches Konzept habe es nie gegeben.
Vielmehr sei es in einem Gespräch mit den Ärzten zunächst um die Verlängerung der Belegarztverträge bis 2023 gegangen.
Gespräch über Vogel-Praxis
Zudem habe der Landkreis versucht, über die Rechtsform einer GmbH den Arztsitz des erkrankten Dr. Siegbert Vogel zu bekommen, sei aber nicht zum Zug gekommen. Im Juni vergangenen Jahres habe man noch überlegt, wie man gemeinsam vorgehen könnte.
Im Gespräch sei gewesen, dass der Landkreis die Praxis von Vogel gemeinsam mit Döring und Luther zum 1. Oktober 2016 übernimmt. Die beiden Chirurgen hätten jedoch aufgrund der hohen Investitionskosten ihr Interesse zurückgezogen, so der stellvertretende Klinik-Referent Günter Betz.