
Sein Beruf war Grafiker, seine Berufung Künstler. Am Sonntagmorgen ist Jan Peter Kranig gestorben. Der Lohrer aus Partenstein wurde 63 Jahre alt. Kranig war Mitglied der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU) und einer der renommiertesten Künstler der Region.
„Jetzt, im Zenit seines Schaffens ..!“ Gisela Schlemmer, mit der er 19 Jahre lang zusammenlebte und über zehn Jahre verheiratet war, ist untröstlich. „Voller Schaffenskraft“ sei er gewesen und gerade in letzter Zeit habe er „so viel Erfolg gehabt“.
Viele Spuren hinterlassen
Das Plakat mit der Bier trinkenden Wildsau für die Festwoche, die Silhouette von Schneewittchen und den sieben Zwergen vor dem Schloss, das Etikett für den Fabulologenwein, die erste Kunstaktie des Kunst- und Kulturvereins 1988 (2006/2007 folgte eine weitere) und die Aktion „84 Flaggen“ erst im vergangenen Jahr: Geboren in Würzburg, aufgewachsen in Lohr, wohnhaft in Partenstein hat Jan Peter Kranig seine Spuren in Lohr hinterlassen.
Seine künstlerische Heimat gefunden hatte er in der Künstlergruppe SpessArt, die er 1984 mit aus der Taufe gehoben hatte und in der er unermüdlich tätig war – über die jährliche Gruppenausstellung hinaus. Er war auch Mitbegründer des Kunst- und Kulturvereins (1988 bis 2015), nach dessen Auflösung er sich für die Kunstinitiative Lohr engagierte. Deshalb war er es auch, der die Künstler beim ersten Spatenstich vertrat, mit dem der Umbau der Alten Turnhalle zur Kulturstätte symbolisch eingeleitet wurde.
Bedeutender Faktor im Kulturleben
Schließlich brachte er auch „Größen der Kunst“ wie Ernst Fuchs und Paul Wunderlich nach Lohr, wie sein Künstlerfreund Roland Schaller hervorhebt. „Er war ein bedeutender Faktor im Lohrer Kulturleben. Er wird uns sehr fehlen.“ Erst vergangene Woche habe Kranig ihm freudig mitgeteilt, dass die Eisenskulptur „Entwicklung“ des Bildhauers Kurt Grimm (Kleinrinderfeld), die vor der Alten Turnhalle aufgestellt werden soll, und ein Großteil des Sockels finanziert sei.
„Eigentlich wollte er immer Maler werden“, heißt es in seiner Vita auf seiner Homepage, „doch die Vernunft ließ ihn den Beruf des Grafikdesigners ergreifen“. 1972 wagte er sich mit einer Einzelausstellung in Lohr erstmals ins Licht der Öffentlichkeit. 1976 bis 1981 besuchte er die Fachhochschule für Gestaltung in Mannheim. Sein Studium schloss er als Diplom Grafikdesigner (FH) ab. Danach versuchte er sich als Maler zu etablieren. Doch schon bald ließen ihm die Grafikaufträge nur mehr geringen Spielraum für die Kunst. Aus den 1990er Jahren gibt es deshalb nur wenige Gemälde von ihm. Erst seit der Jahrtausendwende trat er wieder verstärkt als Maler hervor. Dem Fotorealismus hatte er sich verschrieben.
München, Iphofen, Amorbach, Düsseldorf, Marktheidenfeld, Kloster Bronnbach Wechterswinkel, Hanau – und immer wieder Würzburg, Lohr und Karlsruhe: Bei der ART-Karlsruhe, der vom Umsatzvolumen her zweitgrößten deutschen Kunstmesse, war er viermal vertreten, zuletzt im Februar dieses Jahres, mit Arbeiten, die mit 3000 bis 8000 Euro ausgelobt waren.
Öffentliche Trauerfeier geplant
Jan Peter Kranig wird eingeäschert. Es werde eine öffentliche Trauerfeier geben, kündigte Schlemmer an. Beigesetzt werde die Urne dann im engsten Kreis seiner Freunde und Familie.



