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TRIEFENSTEIN
„Betreutes Wohnen für betuchte Leute“
Von unserem Mitarbeiter GÜNTER REINWARTH
 |  aktualisiert: 21.11.2013 20:38 Uhr

Das Thema stand nicht auf der Tagesordnung – und doch gab es in der jüngsten Sitzung des Finanz- und Kulturausschusses des Markts Triefenstein Kritik am Konzept für die Seniorenwohnanlage „Generationen in Bewegung“ (GIB). Die Einrichtung, die nördlich des ehemaligen Trennfelder Bahnhofs am „Fürstenacker“ von der Ernst-Hohnerlein-Stiftung errichtet wird, soll im Mai nächsten Jahres eröffnet werden – inklusive eines „Gourmetrestaurants“.

Nach Meinung von Triefensteins Drittem Bürgermeister Manfred Wirsching (SPD) werden in dem 50-Betten-Haus keine Seniorinnen und Senioren Aufnahme finden, die zur finanziellen Kategorie „Otto Normalverbraucher“ gehören. Wirsching festigte seine Meinung offensichtlich bei der kürzlich erfolgten Besichtigung der Anlage für betreutes Wohnen. Seine dabei gewonnene Einschätzung wiederholte er jetzt vor dem Ausschuss mit den Worten: „Das gibt ein betreutes Wohnen für betuchte Leute!“

Etwas überrascht war der SPD-Gemeinderat offensichtlich über den Umstand, dass auf dem GIB-Gelände nun auch ein „Gourmetrestaurant“ mit zwölf Plätzen und ein „Regionalrestaurant“ mit 32 Plätzen entstehen und von dem aus Marktheidenfeld stammenden Sternekoch Benedict Faust geführt werden sollen (wir berichteten). Faust hatte seine Lehrzeit im Weinhaus „Anker“ verbracht und war zuletzt im Romantik-Hotel „L'étable“ im hessischen Bad Hersfeld tätig.

Wie die Allgemeine Hotel- und Gaststätten-Zeitung (AHGZ) berichtet, sah Faust seine Entwicklungsmöglichkeiten in Bad Hersfeld als „fast erschöpft“ an. Sein Ziel sei es nun, in absehbarer Zeit mit einem zweiten Stern an seiner neuen Wirkungsstätte ausgezeichnet zu werden. Er wolle jetzt seine Vorstellungen ab Juli 2011 in der Trennfelder Seniorenresidenz realisieren.

„Ich sehe keinen Triefensteiner Opa oder keine Oma, die sich dort wohl fühlen!“

Manfred Wirsching Dritter Bürgermeister

Laut Wirsching hatte der Gemeinderat erstmals vor vier Wochen von den geplanten gastronomischen Einrichtungen auf dem GIB-Gelände erfahren. Worüber sich der Homburger Gemeinderat wunderte, war die Auskunft eines Triefensteiner Gastronomen am Tag nach der Besichtigung in Trennfeld. Dieser habe ihm mitgeteilt, dass er schon vor einem halben Jahr „aus dem Rathaus“ über das Vorhaben informiert worden sei.

Eine Antwort auf die Frage, ob damals entsprechende Informationen tatsächlich aus dem Rathaus gekommen seien, erhielt Wirsching in der Sitzung nicht – auch nicht, als sein Gemeinderatskollege Siegfried Geier (Freie Bürger) forderte, man möge nun „Ross und Reiter nennen“.

Auch Bürgermeister Norbert Endres (CSU) konnte sich nicht erklären, was es mit den Informationen „aus dem Rathaus“ auf sich hatte. Er reagierte auf die Restaurant-Planungen mit dem Hinweis, dass sowohl eine Nutzungsänderung als auch ein Bauantrag mit dem vorgeschriebenen Verwaltungsverfahren notwendig seien. Endres äußerte seine Verwunderung über die zusätzliche gastronomische Nutzung, nachdem ja „nur ein Pflegeheim“ geplant gewesen sei.

Wirsching sagte, er sehe „keinen Triefensteiner Opa oder keine Oma, die sich dort wohl fühlen!“ Diese Bemerkung wollte Endres so nicht im Raum stehen lassen: „Das kann man jetzt noch nicht sagen!“

Der Rettersheimer CSU-Gemeinderat Hubert Hofmann, der an der Besichtigung in Trennfeld nicht teilgenommen hatte, wollte wissen, ob die neuen Pläne öffentlich vorgestellt werden müssten. Dies müsse sein, erwiderte der Bürgermeister.

Benedict Faust

Der Sternekoch wurde 1978 in Marktheidenfeld geboren. Nach seiner Ausbildung im Weinhaus „Anker“ in Marktheidenfeld verbrachte er seine „Wanderjahre“ unter anderem bei: Schweizer Stuben (Bettingen), Lässig im Strandhörn (Sylt), Juan Amador (Sailauf) und Bernhard Reiser (Würzburg). Zuletzt arbeitete er im Romantik-Hotel „L'étable“ in Bad Hersfeld. Ob seiner Kochkünste wurde er von einschlägigen Medien mit Lob überschüttet. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung rühmte ihn als „Entdeckung des Jahres“ und „Koch der nächsten Generation“.

 
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