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Heßdorf
Bestandserkundung in MSP: Wie gefährdet ist das Rebhuhn?
Bei 69 regional begrenzten Begehungen wurden im Frühjahr rund 27 Rebhuhnreviere festgestellt. 2021 soll eine Zusatzkartierung folgen. Was sich aus den Zahlen lesen lässt.
Auch am Heßdorfer Etzberg wurden Rebhühner festgestellt. Hier erläuterten die Verantwortlichen die Voraussetzungen für ein Rebhuhnrevier und die ersten Ergebnisse des Projektes zur Ersterfassung der Rebhühner im Landkreis Main-Spessart (von links): Bastian Dürr (Wildlebensraumberater AELF), Hartwig Brönner (Kartierungsleiter), Stefan Reuter (Landschaftspflegeverband MSP) und Revierpächter Werner Kretz.
Foto: Helmut Hussong | Auch am Heßdorfer Etzberg wurden Rebhühner festgestellt. Hier erläuterten die Verantwortlichen die Voraussetzungen für ein Rebhuhnrevier und die ersten Ergebnisse des Projektes zur Ersterfassung der Rebhühner im ...
Helmut Hussong
 |  aktualisiert: 02.11.2020 02:17 Uhr

Das Rebhuhn, früher ein häufiger Charaktervogel der kleinstrukturierten Acker- und Kulturlandschaft, ist selten geworden. Selbst dort, wo der Kulturfolger noch vorkommt, hat die Zahl der Individuen stark abgenommen. Mittlerweile steht das Rebhuhn in Bayern auf der Roten Liste der stark gefährdeten Tierarten.

Mit einer Ersterfassung des Rebhuhnbestandes, will sich nun der Landschaftspflegeverband einen Überblick über aktuelle Vorkommen des Wildvogels im Landkreis Main-Spessart verschaffen. Daneben wurden bei dem Ende des Vorjahres gestarteten Projektes auch mögliche Beeinträchtigungen ermittelt und künftige Potentiale zur Förderung des Lebensraumes gesucht.

Im Landkreis Main-Spessart gibt es noch relativ gute Vorkommen des Rebhuhns, jedoch mit geringer Einzelanzahl (Individuen) und rückläufiger Entwicklung (Dichte) dieser Hühnervögel, informierte Stefan Reuter vom Landschaftspflegeverband beim Ortstermin in Karsbach über das vorläufige Ergebnis der Untersuchungen. Bei 69 regional begrenzten Begehungen wurden im Frühjahr rund 27 Rebhuhnreviere festgestellt. Da mit den erfolgten Überprüfungen noch nicht alle Hinweise der Jäger abgedeckt sind, soll im nächsten Jahr eine weitere Zusatzkartierung erfolgen.

Bestandssituation besser als erwartet

"Mit bisher 40 Prozent Erfolgsquote ist die Bestandsituation besser als erwartet", stellte Stefan Reuter weiter fest. Ein Überleben des Rebhuhns in einzelnen isolierten Schutzgebieten sei jedoch nicht möglich. Deshalb habe der Landkreis eine große Verantwortung für den Erhalt des Rebhuhns, erklärte Reuter. Aus den Ergebnissen des Projektes will man Vorschläge für Maßnahmen zur Förderung der Bestände erarbeiten.

Die Ersterfassung führte Hartwig Brönner, Kreisgruppenvorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz, mit weiteren Helfern im Auftrag des Landschaftspflegeverbandes durch. Basis für die Kartierung der potentiellen Lebensräume bildeten die positiven Auskünfte der Jagdpächter aus allen Bereichen des Landkreises. Über 300 Revierleiter hatte der Landschaftspflegeverband angeschrieben und rund 120 Rückmeldungen erhalten.

Das Rebhuhn (Attrappe) in seinem Lebensraum am Rand eines Grasweges
Foto: Helmut Hussong | Das Rebhuhn (Attrappe) in seinem Lebensraum am Rand eines Grasweges

"Das Verhören mittels Klangattrappe ist im Frühjahr zwar keine 100-Prozent-Lösung, aber gängige ornitologische Arbeitsweise um einen Rebhuhnbesatz festzustellen", erläuterte Hartwig Brönner die Zählmethode. Über einen Lautsprecher werden in den Rebhuhnrevieren in dem Monaten März und April systematisch Balz- und Kontaktlaute vorgespielt und auf eine Antwort von echten Vögeln gewartet.

Nahrung der Jungvögel besteht hauptsächlich aus Insekten

Der geeignete Lebensraum für den Charaktervogel der offenen und kleinstrukturierten Landschaften ist ein ganzjährig verfügbares Mosaik aus Brachen, Blühflächen, Ackerrandstreifen und Hecken. Denn die Nahrung der Jungvögel besteht hauptsächlich aus tierischem Eiweiß wie Insekten, während die Altvögel auch auf Sämereien von Wildkräutern angewiesen sind. Genau diese potentiellen Lebensräume, sei man gezielt angegangen um dort zu suchen.

Hauptursächlich für den europaweiten Rückgang um über 90 Prozent und problematisch für den Bestand des Rebhuhns sahen Brönner und Reuter die in den vergangenen Jahrzehnten stark veränderte Landschaftsstruktur hin zu größflächigen Äckern und Wiesen, sowie die Reduzierung der Graswege und Hecken. Aber auch der "Feinddruck" durch Fuchs und Greifvögel und der "Besucherdruck" durch Menschen und freilaufende Hunde gefährden den Bruterfolg.

Viele Jäger verzichten komplett auf eine Bejagung

Die beiden Jagdpächter in dem vorgestellten Rebhuhnrevieren der Gemarkung Heßdorf, Rudolf Keller und Werner Kretz sehen in Förderprogrammen (KULAP, Vertragsnaturschutzprogramm) eine gute Möglichkeit die Lebensgrundlagen des Rebhuhns zu verbessern. Sehr viele Jäger verzichten komplett auf die Bejagung des Rebhuhns und versuchen den Bestand beispielsweise durch eine intensive Fuchsbejagung wieder aufzubauen. Rudolf Keller, selbst Landwirt, war sich sicher, dass bereits angelegte mehrjährige Brach- und Blühflächen erste Erfolge zeigen.

Dem Bestandsschwund will der Landschaftspflegeverband Main-Spessart mit Unterstützung des AELF, den Landwirten und den Jägern mit geeigneten Maßnahmen entgegenwirken. Bastian Dürr, Lebensraumberater am Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF), will im Winter gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Landwirte und Jagdpächter auf verschiedenen Veranstaltungen über das Rebhuhnprojekt informieren und gleichzeitig für die Programme wie Brach- und Blühflächen, sowie artenreiche Wiesen zur Lebensraumverbesserung von Wildtieren, Vögeln und Insekten werben. Die Aufwertung und Vernetzung der Lebensräume (Deckung und Brutmöglichkeiten) wird wir als ein zentraler Ansatz gesehen.

 
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