Im Jahr 1989 absolvierte er am Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium in Lohr sein Abitur. Nun schließt sich ein Kreis für ihn. Denn Bernd Rottenbacher, inzwischen promovierter Historiker, ist seit 1. August wieder zurück an seiner alten Wirkungsstätte: Diesmal als Schulleiter.
Das neue Schuljahr hat gerade begonnen und die Umzugskartons stapeln sich noch im Direktorenzimmer. Der Umbau der Schule steht kurz vor dem Abschluss. Mit dem „Lehrplan plus“ gibt es schulrechtliche Neuerungen, soeben hat das bayerische Kultusministerium die Wiedereinführung des G9 beschlossen. Zudem zog mit dem „Classroom-Management“ der digitale Unterricht ein ins Lohrer Gymnasium. Das sind viele Aufgaben, die der neue Schulleiter – in scheinbar kürzester Zeit – zu bewältigen hat.
Rottenbacher zeigt sich entspannt. Er lobt die hervorragende Arbeit seines Stellvertreters Ingo Schneider. Dieser hatte zusammen mit Christian Stark und Margit Vetter aus der erweiterten Schulleitung, die Schule vorübergehend geführt, nachdem Christian Conradi zum Halbjahr überraschend nach Alzenau gewechselt war.
„Ich kam als Fremder und das Schuljahr war perfekt vorbereitet. Jetzt setze ich mich ins gemachte Nest“, kommentiert Rottenbacher seinen perfekten Einstieg. Das ganze kollegiale Umfeld begeistert ihn. Von den Lehrern über die Sekretärinnen bis zum Hausmeister, der auch gleich lachend zur Hilfe eilt, als Rottenbacher an der Schließanlage versehentlich einen Alarm auslöst.
Seit 1999 unterrichtet der promovierte Studienrat die Fächer Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Ethik. Seine erste und bisher einzige Planstelle war in Karlstadt, dessen Gymnasium er die letzten vier Jahre auch als stellvertretender Schulleiter betreute.
Die Freude wieder zurück an seiner „alten Schule“ zu sein, ist groß. Zudem lebt Rottenbachers Mutter in Lohr, bei der der 46-jährige auch etwa dreimal pro Woche übernachten möchte, um sich den Weg in den Würzburger Vorort Gerbrunn zu ersparen. Dort wohnt Rottenbacher, Vater von vier Söhnen, mit seiner Familie. Der sport- und fußballbegeisterte Pädagoge selbst ist der Sohn des 2009 verstorbenen Werner Rottenbacher, stellvertretender Rechts- und Bauamtsleiter der Stadt Lohr, der 15 Jahre lang auch die Fußballabteilung des TSV Lohr geleitet hatte.
Mit einem Durchschnittsalter von 43 Jahren verfügt das Lohrer Gymnasium über ein junges Lehrerteam. Dies sei auch wichtig um eine der Hauptaufgaben an bayerischen Gymnasien erfolgreich umzusetzen: Die digitale Form des Unterrichts, das „Classroom-Management“.
Rottenbacher demonstriert spontan und begeistert in einem Klassenzimmer den Einzug der Technik, die auf dem neuesten Stand ist. Die jeweilige Lehrkraft hat einen festen Unterrichtsraum, den die Schüler zu ihren jeweiligen Fächern aufsuchen. Somit hat der Lehrer mehr Zeit, die er zur besseren Vorbereitung der nächsten Stunde nutzen kann.
Die Daten des Lehrplans stehen auf dem Computer zur Verfügung. Über mehrere Programme findet das Fach auf der virtuellen Tafel statt, die gleichzeitig als Touchscreen fungiert. Alle Klassenzimmer verfügen über einen Internetanschluss, der jeweilige Unterricht kann gespeichert werden und auch als E-Mail versendet werden. Das Kollegium wird über den technischen Fortschritt intensiv ausgebildet, um sich von zuhause aus besser vorbereiten zu können.
Der Prozess des Lernens steht laut Rottenbacher im Mittelpunkt. Dies sei eine pädagogische Herausforderung für ihn und alle Lehrkräfte, aber zugleich auch Motivation, die Digitalisierung optimal nutzen zu können.
Auch durch die Wiedereinführung des G9 steht in den kommenden Jahren eine Erneuerung der Arbeitsmaterialien und der Lehrpläne an. Das Überspringen der elften Klasse wird möglich sein, da auch die Option auf ein G8 weiter besteht. Zudem entfalle wieder der Nachmittagsunterricht.
Doch bei Rottenbacher steht das noch nicht im Vordergrund. Dies wird das Ministerium erst in den nächsten zwei bis drei Jahren verabschieden. Für ihn steht der „Lehrplan plus“, den das Kultusministerium für das neue Schuljahr eingeführt hat, im Mittelpunkt.
Der Schulleiter möchte mit seinem Kollegium einen Perspektivwechsel umsetzen. Statt der Lehrerfrage: „Habe ich meinen Stoff vermittelt?“, soll es jetzt klingen: „Was haben meine Schüler gelernt?“
Die Fokussierung des Lernprozesses müsse den Schülern verdeutlicht werden. Auch hier haben sich die Pädagogen durch zahlreiche Fortbildungen gut vorbereitet um den kompetenzorientierten Lehrplan zu verwirklichen. Neue Lehrwerke und Übungsmaterialien wurden bereits angeschafft.
Rottenbacher wünscht sich einen offenen Umgang mit den Schülern. Vier Jahre war er der von Schülern gewählte Verbindungslehrer in Karlstadt. Diese Erfahrung möchte er auch als Schulleiter weiter pflegen.
Neben dem Elternbeirat wird ab diesem Jahr auch die Schülermitverantwortung, deren Vertrauen Rottenbacher für sich gewinnen möchte, mit Rederecht bei den Lehrerkonferenzen beiwohnen. Zudem werden Arbeitskreise mit Lehrern, Schülern und Eltern die erwünschte Transparenz des Kollegiums verbessern.
Genügend Aufgaben für einen neuen Schulleiter und sein Team, um die Qualität eines hochmodernen Gymnasiums des 21. Jahrhundert zu beweisen. Rottenbacher ist überzeugt davon, dass das Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium den richtigen Weg eingeschlagen hat, um langfristig Lehrpläne und Modernisierung in einem entspannten und kollegialen Umfeld für seine Schüler anzubieten.