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Thüngen
Bernd Müller tritt aus dem Thüngener Gemeinderat zurück
Bernd Müller war Vorsitzender der Thüngener SPD und in den vergangenen sieben Jahren als Marktgemeinderat tätig.
Foto: Bernd Müller | Bernd Müller war Vorsitzender der Thüngener SPD und in den vergangenen sieben Jahren als Marktgemeinderat tätig.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:09 Uhr

Einen Paukenschlag gab es in der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderats Thüngen. Bernd Müller, Ratsmitglied und Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, gab offiziell seinen Rücktritt von allen politischen Ämtern zum 31. Dezember dieses Jahres bekannt. Seine Beweggründe dafür verlas er mit einem sehr emotional verfassten Schreiben. Er beklagte sich darin, dass derzeit im Gemeinderat vieles in die verkehrte Richtung laufe, das er mit seiner politischen Einstellung und seinem Gewissen nicht mehr vereinbaren könne.

Insbesondere fühlte er sich über Jahre hinweg Verleumdungen und übler Nachrede ausgesetzt und dies werde "von der kommunalpolitischen Seite geduldet". Ihn störte auch, dass Bürger "mit ihrem Halbwissen" den Bürgermeister und das gesamte Gremium absichtlich diskreditieren und dadurch in Verruf bringen würden. Außerdem beklagte er, dass der Rat Beschlüsse fassen solle, wofür keine Rechtssicherheit bestehe und dass permanent Details nichtöffentlicher Gemeinderatssitzungen an die Öffentlichkeit gelangten.

Wer von der SPD-Liste nachrückt, ist noch nicht endgültig

Müller beschuldigte zudem die Ratsmitglieder, bei denen das persönliche Ego über dem Wohl der Mitbürgerinnen un Mitbürger stünden und die nicht den Mut hätten, für die daraus entstehenden Ursachen politische Verantwortung zu übernehmen. Unerträglich findet er auch, dass man sich über Beschlüsse und Absprachen des Marktgemeinderats hinwegsetzen würde, nur weil man verwaltungstechnisch nicht in der Lage sei, diese umzusetzen.

Nach all dem habe er jetzt weder Kraft noch Motivation, weiter gegen "solche und andere Windmühlen anzukämpfen" und seine Gesundheit dafür zu opfern. Stattdessen werde er auch jetzt in aller Offenheit und nicht hinter vorgehaltener Hand kommunizieren, "wie es bei dem einen oder anderen Mitglied dieses Gremiums und einigen Mitbürgern hier in Thüngen üblich geworden ist." So bat er den Rat, ihn zum Jahreswechsel von seinem Mandat zu entbinden. Wer für ihn von der SPD-Liste nachrücken wird ist noch nicht endgültig.

Eine wertvolle Stütze im Bauausschuss

Bürgermeister Lorenz Strifsky bedauerte den Schritt von Bernd Müller, respektierte aber dessen Willen. In einem Gespräch mit dieser Redaktion wiederholte Strifsky sein Bedauern ausdrücklich. Er habe Müller stets wohlwollend gegenübergestanden und in seinen 20 Jahren in der Kommunalpolitik nie einen Menschen kennen gelernt, der sich bei Sachentscheidungen im Vorfeld besser und intensiver mit der Materie befasst habe. Im Bauausschuss sei er aufgrund seines Fachwissens immer eine wertvolle Stütze gewesen.

Insgesamt aber meinte der Bürgermeister, Müller sei letztendlich an seiner eigenen Kompromisslosigkeit gescheitert; wenn er eine Sache als richtig erkannt zu haben glaubte, sei er kein Jota davon abgerückt. Auf der anderen Seite habe jeder, der in einen Gemeinderat gewählt wurde, aufgrund dieser Wählerentscheidung seine Berechtigung, aber auch eine Verpflichtung, sich für die Allgemeinheit einzusetzen. Hier habe es eine Ansammlung von verschiedenen Begebenheiten gegeben, die Müller aus seinem Inneren heraus nicht akzeptieren konnte oder wollte, betonte der Bürgermeister.

Die Entscheidung, auch den Vorsitz im SPD-Ortsverein niederzulegen, soll am kommenden Freitag parteiintern beraten werden. Müller war Gemeinderat von 1997 für die "Bürgerliche Mitte" und dann wieder ab 2014 für die SPD.

 
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  • T. A.
    kein Verlust wirklich........,kann nur besser werden
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  • S. S.
    Wirklich ein Verlust für die Gemeindepolitik in Thüngen? Das Zurücktreten hat er ja schon bei einigen Ortsvereinen praktiziert, wenn es nicht nach seinem Kopf ging!
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  • T. A.
    es gibt noch wenige Ortsvereine wo er noch kein Mitglied war die Zukunft ist noch offen
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  • M. S.
    Eine Entscheidung die schon lange überfällig war und der sich einige Mitglieder des Gremiums anschließen sollten.
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  • T. A.
    alles Gute für die Zukunft.......
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