Bernd Dörfler war überwiegend ein recht stiller Zeitgenosse und kaum ein Marktheidenfelder ahnte wohl, welchen umfangreichen künstlerischen Nachlass der frühere Kunsterzieher am Balthasar-Neumann-Gymnasium seiner Familie nach seinem Tod im März dieses Jahres hinterließ.
Eine Werkausstellung im Franck-Haus war der ausdrückliche Wunsch, den der in seinem Haus zurückgezogen arbeitende Künstler bei einem Besuch im Mai 2020 äußerte. Er hatte mit den Vorbereitungen dazu schon begonnen. Es war ihm wegen seiner schweren Erkrankung leider nicht mehr möglich, das Vorhaben noch selbst abschließen und erleben zu dürfen. Die Aufgabe musste er schließlich seiner Frau Petra Dörfler und ihren beiden Kindern Chloë und Pascal Stumpf überlassen.
270 Foto-Bücher mit digitalen Arbeiten und Abbildungen analoger Werke hat Bernd Dörfler in den letzten Jahren zusammengestellt. Sie können bis November auf einem Bildschirm in der Stadtbibliothek (Schmiedsecke 3) betrachtet werden. Die Homepage www.sri-vor.org vermittelt im Internet einen Eindruck vom vielfältigen Werk Dörflers.
Plastische Werke aus Fundstücken
Und dann ist da vor allem die von Petra Dörfler glänzend und liebevoll inszenierte Werkauswahl, die im großen, rückwärtigen Ausstellungbereich des Franck-Hauses gezeigt wird. Dort dominieren Arbeiten der 1970er bis 1990er Jahre, viele expressive Zeichnungen mit Blei- und Farbstiften, Acrylmalerei, Collagen und einiges mehr. Sie berichten von einem Künstler mit vielen Interessen in Musik, Architektur, Geschichte wie Zeitgeschehen, Literatur, Philosophie oder Mythologie. Oft trifft man in den Bildern auf Spielarten satirischer Ironie. Diese kennzeichnet auch plastische Werke, die in jüngeren Jahren meist aus Fundstücken im eigenen Garten entstanden
Bernd Dörfler setzte seine Themen ganz für sich, gerne bei einem guten Rotwein, in seinem Atelier künstlerisch um. Er verfolgte und wechselte seine Ausdruckformen und Techniken in Abstraktion oder Gegenständlichkeit. Mit Leidenschaft verfolgte er seine Wege und brach sie bisweilen ganz unvermittelt ab. Die Fotografie hat ihn immer begleitet. Mit dem Kunst- und Ausstellungsbetrieb, mit der kommerziellen Verwertung fremdelte Dörfler sein ganzes Leben lang, bis hin zur nach außen verweigerten Wahrnehmung des eigenen Künstlertums.
Stamm: "ausdrucksstarke Auswahl"
So zeigte sich am Freitag selbst Bürgermeister Thomas Stamm vor rund 90 Gästen bei der Eröffnung der Ausstellung im Westentaschenpark hinter dem Franck-Haus über das riesige Oeuvre von Bernd Dörfler überrascht. Man habe ihn früher in der örtlichen Kneipen-Szene eher als umtriebigen Zeitgenossen mit Sport-Cabrio wahrgenommen, bevor es um ihn ruhiger geworden war. Stamm dankte Petra Dörfler für die ausdrucksstarke Auswahl für die Ausstellung, die freilich nur einen konzentrierten Bruchteil des Werks zeigen könne.
Die beiden Brüder Dr. Sigurd Martin (Frankfurt) und Dr. Eric Martin (Marktheidenfeld), die Bernd Dörfler in den frühen und "experimentellen Jahren" des neu gegründeten Gymnasiums in Marktheidenfeld als Kunsterzieher und schließlich auch als Freund erlebten, führten im Wechselgespräch ein. Sie berichteten von Dörflers Studienjahren in Nürnberg, München und im bewegten Paris der späten 1960er Jahre. Der 1940 in Neumarkt Geborene verlor nie ganz den Kontakt zu seiner oberpfälzischen Heimat.
Schließlich entschloss sich der Meisterschüler des Professors und Vertreters der Abstrakten Kunst Jean Deyrolle nach seiner Diplomierung für den Schuldienst. Nach Stationen als Kunsterzieher in München und Mellrichstadt fand Dörfler 1974 schließlich nach Marktheidenfeld. Die beiden Martin-Brüder machten mit sehr persönlichen Erinnerungen deutlich, dass er, bevor er sich 1993 auf eigenen Wunsch vom Balthasar-Neumann-Gymnasium hin zur Tätigkeit als Freier Künstler verabschiedete, in seinem Unterricht neben den Pflichtaufgaben vor allem das kreative Potential seiner Schülerinnen und Schüler auf besondere Weise förderte. Dabei kam man sich menschlich sehr nahe, tauschte sich über Themen aus Musik, Literatur und Kunst intensiv aus. Manche Episode und Anekdote blieb davon offenbar in bester Erinnerung.
Die Ausstellung "Bilder und Objekte von B. Dörfler" ist bis 7. November im rückwärtigen Ausstellungsbereich des städtischen Kulturzentrums Franck-Haus (Untertorstraße 6) in Marktheidenfeld von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr zu sehen.
Am Freitag, 15. Oktober 2021, spricht der frühere Domkapitular und Kunstreferent der katholischen Diözese Würzburg Dr. Jürgen Lenssen um 19 Uhr über das künstlerische Werk von Bernd Dörfler in der Ausstellung im Franck-Haus (Anmeldung erforderlich).