
Als der Hobbymusiker Benedikt Zenglein im Februar 2013 mit nur 20 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, war das ein schwerer Schicksalsschlag für seine Familie und Freunde. Sein Vater Thomas bringt nun eine CD mit Liedern seines Sohnes heraus – auch als ein Stück Trauerarbeit.
Seit Benedikt zwölf Jahre alt war, schrieb er eigene Liedtexte. 73 davon fand Thomas Zenglein – selbst Musiker und Musiklehrer in Marktheidenfeld – in einem Notizbuch seines Sohnes, das er zunächst gar nicht kannte. Erst die Nachfragen von Benedikts ehemaligen Kollegen der Band „Faint“ führten ihn zum musikalischen Nachlass seines Sohnes. „Wir wussten, dass er komponierte, aber es ist erstaunlich, was da in kurzer Zeit quantitativ und vor allem qualitativ entstanden ist“, sagt Zenglein.
Musik ordnen als Trauerarbeit
Neben den Texten waren auch noch Aufnahmen von Liedern auf Benedikts Computer vorhanden. An die heranzukommen war nicht einfach – der Rechner war mit einem Passwort geschützt. Als er an den Computer dann herankam, fand der Vater dort Lieder, die sein Sohn einfach für sich vor einem kleinen Rekorder gespielt und aufgezeichnet hat. Aber auch etliche Stücke, die „Benne“ mit seiner Band im väterlichen Tonstudio in der Jam-House-Musikschule aufnahm.
Für den 53-Jährigen war es nicht einfach, sich mit dem musikalischen Nachlass seines Sohnes zu beschäftigen, in seine kreative und poetische Gedankenwelt einzutauchen. „Das war tagesformabhängig“, sagt er. „Manchmal konnte ich das Material aus meiner professionellen Perspektive als Musiker sichten und anhören. An anderen Tagen dann als Vater, was mich tief bewegte und mitnahm.“
Die Lieder zu veröffentlichen, war zuerst nicht geplant. Es war einfach Trauerarbeit, Musik und Texte zu ordnen und seinem Sohn dabei nahe zu sein. Ein wichtiger Schritt, die zunächst lähmende Trauer in eine zu verwandeln, mit der man wieder aktiv am Leben teilnehmen kann. „Wir bekamen nach seinem Tod viele Bilder von Benedikt von seinen Freunden geschenkt und Geschichten über ihn erzählt“, sagt der Vater.

Die Familie lernte dabei auch Seiten von Benedikt kennen, die ihr vorher nicht bewusst war. „Benedikt war sehr sozial eingestellt. Wir haben zum Beispiel erst hinterher erfahren, dass er sich mit 18 Jahren einen Organspenderausweis hat ausstellen lassen“, so der 53-Jährige. Als die Idee reifte, die gefundenen Lieder als CD herauszubringen, war damit auch klar, dass damit kein Geld verdient werden soll. „Benedikt hätte das nicht gewollt.“ Der Gewinn sollte also für einen guten Zweck gespendet werden. Auch die Bandmitglieder von „Faint“ – Johannes Amon, Max Heller und Thomas Zettl – verzichten auf den ihnen zustehenden Anteil an den Einnahmen.
Schnell stand für die Familie fest, dass die Einnahmen durch den CD-Verkauf an den Hospizverein Main-Spessart gehen sollten. Der Verein mit etwa 500 Mitgliedern begleitet nicht nur Sterbende, sondern bietet auch Hilfe in der Trauerarbeit. „Trotz des traurigen Anlasses freuen wir uns natürlich über die Spende“, sagt Vorsitzender Heribert Zeller.
Benedikts ruhige Seite
Zwölf Lieder hat Thomas Zenglein für die CD ausgewählt, von Benedikt zwischen 2008 und 2013 geschrieben und aufgenommen, eines davon nur fünf Tage vor seinem plötzlichen Tod. Zwei davon wurden erst kürzlich entdeckt und waren auch der Familie und den Freunden unbekannt. Zu hören ist die große musikalische Bandbreite von Benedikt Zenglein. „Auf der Bühne ließ die Band auch mal gerne die Sau raus“, erinnert sich der Vater. Auf der für die Spendenaktion gedachten CD kommen jedoch die ruhigeren Seiten „Bennes“ zum Vorschein, mit balladenartigen Stücken, zum Teil nur mit der Gitarre begleitet. Eine zweite CD mit fetzigen Grunge- und Ska-Stücken ist geplant. Für Thomas Zenglein war es wichtig, das kreative Werk Benedikts für die Nachwelt zu erhalten. „Sein Leben bekommt mit der Spendenaktion und der CD im Nachhinein einen weiteren Sinn.“
Die CD „Best Of Bennes Borne Songs“ kann man für 9,99 Euro hier kaufen: Marktheidenfeld: Anzeigenblatt Bröstler, Jam-House-Music-School, Udo Lermann; „Bücher-Ecke“, Hauptstraße 18, Lohr; MAHLO-telecom, Hauptst. 30, Karlstadt, Weltlade Esperanza, Obertorstr. 32, Gemünden.
Digital gibt es die CD zum Beispiel hier:
- iTunes
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