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Marktheidenfeld
Bemalte Tapeten, Wirtshausmusik und Solarheuschrecken: Das Franck-Haus in Marktheidenfeld feierte Jubiläum
Jubiläum des Franck-Hauses in Marktheidenfeld: Unter anderem lockte eine Hobbykünstler-Börse in den Westentaschenpark am historischen Gebäude.
Foto: Martin Harth | Jubiläum des Franck-Hauses in Marktheidenfeld: Unter anderem lockte eine Hobbykünstler-Börse in den Westentaschenpark am historischen Gebäude.
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 09.02.2024 03:33 Uhr

Mit einem Fest feierte man am Wochenende in Marktheidenfeld das 25-jährige Bestehen des Franck-Hauses als städtisches Kulturzentrum in der Altstadt. Hunderte Gäste genossen ein buntes Angebot in und um die denkmalgeschützten Gebäude. Angesprochen fühlte sich davon ein breites Spektrum von Kindern bis hin zu Seniorinnen und Senioren.

Schon in der Vorwoche hatte Altbürgermeister Leonhard Scherg das "blaue Wunder" an der Untertorstraße bei einem Vortrag in der Volkshochschule vorgestellt. 1745 errichtete der Weinhändler Franz Valentin Franck sein kunstreiches Palais mit der prachtvollen smalteblauen Schmuckfassade. Das Haus mit seinem barocken Festsaal stellt in vielerlei Hinsicht eine kunsthistorische Besonderheit dar.

Leonhard Scherg stellte das Franck-Haus in der Volkshochschule vor.
Foto: Martin Harth | Leonhard Scherg stellte das Franck-Haus in der Volkshochschule vor.

Scherg wandte sich neben der Schilderung damaliger gesellschaftlicher Verhältnisse in Marktheidenfeld vor allem den Deckengemälden mit ihrem reichen Stuckschmuck zu. Neben der bekannten Darstellung der biblischen Josephslegende im heutigen Fest- und Trausaal überrascht im Erdgeschoss die unerhört "nackte", mythologische Darstellung der Nymphe Kallisto aus dem Gefolge der Jagdgöttin Artemis.

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Mit vielen Anekdoten belegte der frühere Bürgermeister, dass das Franck-Haus auch heute noch manche Überraschung parat hat. So zeigte eine genauere Betrachtung der bemalten Leinwandtapeten des Festsaals nicht nur ungewöhnliche Bearbeitungen von idyllischen Motiven der Rokoko-Maler Antoine Watteau und Nicolas Lancret. Diese verweisen auch auf den Goethe-Zeitgenossen und Frankfurter Fabrikanten Johann Andreas Benjamin Nothnagel. Der Wandschmuck des Festsaals steht zugleich für den Übergang einer streng religiös orientierten Welt des Adels zu einer modernen Phase individueller Empfindsamkeit und der bürgerlichen Aufklärung.

Gegenwärtig versuche sich Franck-Haus-Mitarbeiterin Valentina Harth in die Bedeutung der drei Supraporten über den Festsaal-Türen, die stark renovierungsbedürftig sind, einzufühlen. Die Stillebengemälde zeigen Paradiesvögel, eine Schlange, einen Falter und eine Vielzahl an Blumen, die aus dem damaligen Verständnis symbolische Aussagekraft besitzen, wie etwa Fruchtbarkeit oder Vergänglichkeit.

Im Westentaschenpark gab es Vorspiele aus der städtischen Musikschule.
Foto: Martin Harth | Im Westentaschenpark gab es Vorspiele aus der städtischen Musikschule.

Nach wechselvoller Geschichte, in der die Substanz des Anwesens immer wieder in Frage stand, kam 1987 schließlich die Stadt Marktheidenfeld in den Besitz des Franck-Hauses. Es konnte von 1994 bis 1998 aufwändig mit staatlicher Förderung saniert werden. Seitdem ist es ein lebendiger Ort mit wechselnden Ausstellungen aus Kunst und Geschichte, mit einem Kaffeehaus und Veranstaltungsräumen wie dem historischen Weinkeller, zwei Wohnungen und der Schauschmiede im Westentaschenpark zwischen Stier- und Schenkgasse.

Und so bunt wie das Franck-Haus war auch das Programm, das die Leiterin der städtischen Kulturabteilung zum Jubiläum zusammengestellt hatte. Während in der Innenstadt Menschenmassen zum Mai-Markt unterwegs waren, blieb es im Westentaschenpark eher beschaulich. Dort zeigten acht Hobby-Künstlerinnen, die ihr Können in Kursen der Volkshochschule erlernten, eine Auswahl ihrer Werke und boten sie zum Kauf für einen guten Zweck an.

Markus Kohn überraschte mit seinen Solarheuschrecken, die durch Licht betrieben auf dem Papier zeichnen.
Foto: Martin Harth | Markus Kohn überraschte mit seinen Solarheuschrecken, die durch Licht betrieben auf dem Papier zeichnen.

An gleicher Stelle fanden kleine Auftritte von Schülerinnen und Schülern der neu gegründeten städtischen Musikschule statt, die mit kräftigem Applaus bedacht wurden. Am Samstag stand in der Schauschmiede ein altes Handwerk im Blickpunkt. Die Stadtbibliothek lud im Innenhof zu einem Erzähltheater und einer Bilderbuchlesung für Kinder ein. Dort stellten am Sonntag Mitglieder der Trachtengruppe "Die Glasfl’der" den evangelischen Hochzeitszug der Grafschaft Wertheim vor, der seit kurzem zum immateriellen Kulturerbe Bayerns zählt. Eine völlig neue Farbe brachte das Quartett "Die Maingründer" am Samstagabend mit zünftiger Wirtshausmusik im gut besetzten Historischen Weinkeller zu Gehör.

Schließlich zogen die Kunstaustellung "Stop & Go" von Friederike und Georg Hammann, Klaus Abromeit und Markus Kohn, sowie die endende Präsentation "Spurlegungen" von Jürgen Lenssen die Gäste bei Führungen und Vorträgen an. Der Berliner Künstler Markus Kohn bot mit seinen zeichnenden Solarheuschrecken eine Überraschung, wie man sie im Franck-Haus auch künftig immer wieder erleben wird. Die roboterähnlichen "Insekten" hinterlassen, wenn sie durch Licht aktiviert werden, Spuren auf dem Papier.

 
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