
Für sieben Tage reiste eine Gruppe rüstiger und vor allem geschichtsinteressierter belgischer Seniorinnen und Senioren nach Rieneck, um auf den Spuren der historischen Spuren der Stammväter der Grafen von Rieneck, Mainz und Loon zu wandeln, die im 12. und 13. Jahrhundert durch eine Heiratsverbindung eng miteinander verbunden waren und viele Jahrzehnte die Geschichte der Grafen- und auch Königshäuser Deutschlands prägten.
Als Organisator und Leiter der 41-köpfigen Reisegruppe hatte der Historiker Jan Vaes ein buntes und interessantes Programm ausgearbeitet, das die Teilnehmer neben Rieneck auch durch mehrere Abstecher in ganz Franken und auch Hessen führte: In Lohr, Aschaffenburg, Mainz, Frankfurt und Würzburg erlebten sie Stadtführungen und trafen immer wieder auf die Spuren der Geschichte um die Grafen von Loon und Rieneck.
Jan Vaes hat über diese Verbindung der Grafengeschlechter ab etwa den Jahren 1100 ein umfangreiches Buch verfasst, das er auch dem Rienecker Bürgermeister Wolfgang Küber bei einem Empfang im Rathaus am Montagabend vorstellte. Die Verbindung mit Loon, der heutigen Provinz Limburg in Belgien, kam im Mittelalter durch die Verheiratung der Tochter des Grafen Gerhard von Mainz mit dem mächtigen Grafen Arnold von Loon zustande, der mit der Heirat alle Ämter der Rienecker in Mainz erbte und als Stammvater der Grafen von Rieneck "Neuen Hauses" gilt. Nachfolger von Graf Arnold wurde Ludwig von Mainz, Loon und Rieneck ab 1139, der großes Ansehen im Reich genoss und dessen Tochter Agnes den Herzog Otto von Wittelsbach heiratete und als "Stammmutter" des Hauses der Wittelsbacher bezeichnet wird. In diese Zeit fällt auch die Erbauung der Burg in Rieneck und des Klosters in Schönau.
Die Senioren der Reisegruppe aus der Provinz Limburg, ähnlich wie bei uns die Landkreise, sind nicht nur an den Sehenswürdigkeiten in Rieneck, des Sinngrundes und der besuchten Städte interessiert, sondern auch an der Geschichte und der Verbindung aus der Zeit vor rund 900 Jahren.
Die Teilnehmer im Alter von 65 bis 80 Jahren sind Mitglieder der Senioren-Universität von der Stadt Hasselt. Solche Universitäten für ältere Frauen und Männer in Belgien gibt es sechsmal in dem Land, und sind sehr beliebt dort. "In unserer Universität sind rund 700 Mitglieder eingetragen, und es ist eine Freude, wie gerade ältere Mitmenschen sich für Neues interessieren, so wie die eigene Geschichte und diese Verbindung von Rieneck und Loon über ihre Grafen", so Jan Vaes.
Beim einem kleinen Sektempfang mit Häppchen im Foyer des Rathauses gab Bürgermeister Wolfgang Küber auch einen kurzen Überblick über die Schönheiten, das Leben und auch die Probleme des Städtchens und stieß mit der frohen Runde auf die Verbindung aus früheren Jahrzehnten aus den Grafenhäusern an. Er hoffte, dass sie auch in der Zukunft Bestand haben möge und lud die Belgier ein, immer wieder mal Gast in Rieneck zu sein.