
Vor über einem Jahrzehnt gab es den ersten Plan für ein neues Feuerwehrhaus in Rodenbach. Doch dann geriet das Vorhaben auf die lange Bank. Nun aber wird es offenbar konkret: Am Mittwoch wurde im Lohrer Stadtrat als Ergebnis einer Machbarkeitsstudie eine konkrete Planskizze für einen Neubau auf dem Grundstück neben dem ehemaligen Bahnhof präsentiert.
Aus dem Rat gab es Signale einer breiten Unterstützung. Allerdings steht das Vorhaben unter dem Vorbehalt, dass es bei den städtischen Finanzen keine böse Überraschung gibt. Und fertig werden könnte der Neubau wohl auch dann erst 2028. Das liegt auch an den Kosten, die grob auf 2,15 bis 2,35 Millionen Euro geschätzt werden. Diese Summe erfordert eine europaweite Ausschreibung, die allein rund ein Jahr dauern dürfte.
Die Rodenbacher Wehr ist mit derzeit knapp 60 Aktiven die zweitgrößte im Lohrer Stadtgebiet. Dieses Engagement spiegelte sich auch in der Sitzung wider: Rund 40 Feuerwehrler waren gekommen, um die Diskussion über den Neubau ihres Feuerwehrhauses zu verfolgen.
Altes Gebäude zu beengt
Als ihre Vertreter machten die Kommandanten Thomas Naffin und Rainer Heidenfelder deutlich, warum die über Jahre in Sachen Neubau aufgebrachte Geduld der Rodenbacher Wehrleute langsam aber sicher erschöpft ist: Das jetzige Feuerwehrhaus in der Talstraße genüge aus verschiedensten Gründen nicht mehr den Anforderungen. Als Hauptproblem des jetzigen Standorts nannte Naffin die beengte Zufahrt sowie den fehlenden Platz um und im Gebäude. So gebe es nur zwei ausgewiesen Parkplätze, obwohl allein das eine Fahrzeug der Wehr mit neun Aktiven besetzt werde. Die Zustände seien auch für die Nachbarn eine Belastung.
Im derzeitigen Feuerwehrhaus fehle es nicht nur am Platz für das zweite Feuerwehrauto, sondern auch an einer Umkleide für die unter den Aktiven immer stärker vertretenen Frauen. Dass sich diese zwischen den Männern umziehen müssten, sei eine Zumutung, sagte Naffin und bekannte, dass er sich als Kommandant bei diesen Zuständen "schon ein bisschen blöd vorkomme".
Doch damit nicht genug: Die Umkleide der zehn Mitglieder zählenden Jugendfeuerwehr sei "ein Loch". Im Gebäude gebe es keine Absaugung und auch keine Trennung von Einsatz- und Zivilkleidung der Helfer. "Wir nehmen den Dreck mit nach Hause", sagte Naffin. Da nicht auszuschließen sei, dass Feuerwehrleute im Einsatz mit Gefahrenstoffen in Kontakt kommen, stelle dieser Zustand auch eine Gefährdung für die Familien der Ehrenamtlichen dar.
Landratsamt einverstanden
All diese Missstände lösen soll der Neubau. Wie dieser aussehen könnte, skizzierte Michael Herrmann. Der Bauingenieur und Geschäftsführer des Lohrer Architekturbüros Altmann hatte im Auftrag der Stadt die Machbarkeit eines Neubaus auf dem 1455 Quadratmeter großen Grundstück an der Ecke Kelterstraße/Falterweg untersucht. Ergebnis: Vom Landratsamt als Baubehörde wird grünes Licht signalisiert.
Herrmann präsentierte eine Lösung, die aus einer eingeschossigen Fahrzeughalle mit zwei Stellplätzen und einen zweigeschossigen Verwaltungsbau besteht. Die Grundfläche liegt bei 380 Quadratmetern, die Nutzfläche insgesamt bei rund 600.
Der Neubau wäre komplett umfahrbar. Die Zufahrt der Feuerwehrleute wäre von der Ausfahrt der Einsatzfahrzeuge getrennt. Die Planskizze sieht 13 Parkplätze auf dem Gelände vor, die meisten davon im hinteren Bereich zur Staatsstraße hin.
Im Innenraum enthält der Entwurf Herrmanns unter anderem eine durch Trennwände flexible anpassbare Umkleide vor, daneben Lager, Werkstatt, Trockenraum und Sanitärräume mitsamt Duschen. Im Obergeschoss sind neben einem knapp 80 Quadratmeter großen Schulungsraum unter anderem ein Büro, eine Teeküche, Toiletten und ein Raum für die Jugendfeuerwehr vorgesehen. Das Flachdach könnte laut Herrmann extensiv begrünt werden.
Insgesamt unterschreite der Entwurf die aktuell für neue Feuerwehrhäuser vorgegebenen Normgrößen, um Kosten zu sparen, so der Planer. Die Vertreter der Feuerwehr erklärten auch auf Nachfrage aus dem Gremium, dass sie damit gut leben könnten.
Die Kosten für den von ihm skizzierten Neubau bezifferte Herrmann auf 2,15 bis 2,35 Millionen Euro. Vor zehn Jahren, so erinnerte Kommandant Heidenfelder, habe man noch von 400.000 Euro gesprochen. Angesichts dieser Kostenentwicklung riet er dazu, nicht noch einmal zehn Jahre vergehen zu lassen.
Bürgermeister Mario Paul erklärte, dass der lange Vorlauf nichts mit fehlender Bereitschaft der Stadt zu tun gehabt habe, sondern mit dem über Jahre fehlenden Geld. Die Stadt habe einen "harten und schmerzhaften Konsolidierungskurs fahren" müssen. Nur dadurch sei man nun – sofern es keine bösen Überraschungen gebe – in der Lage, den Neubau aus den Rücklagen finanzieren zu können, so Paul. Die Fraktionen hätten im Rahmen der Haushaltsvorgespräche bereits grundsätzliche Zustimmung zu dem Vorhaben signalisiert. Die aktuelle Finanzplanung für die kommenden Jahre enthalte das für den Neubau benötigte Geld, so Paul.
Allerdings sei der Neubau realistischerweise kaum vor 2028 fertigzustellen. Mit der aufwendigen europaweite Ausschreibung der Planung gehe ein Jahr ins Land, so Paul. Die der eigentlichen Planung könne dann 2026 erfolgen, der Bau selbst 2027 und 2028. Der Rodenbacher Ortssprecher Jürgen Völker warb darum, das Projekt zielstrebig umzusetzen. In Rodenbach stehe "die ganze Bevölkerung dahinter". Die Feuerwehr habe einen großen Stellenwert und eine zentrale Rolle in dem Stadtteil. Man solle, so Völker, diesen Schwung für den Neubau nutzen.