Der Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW) Lohr hat sein 70-jähriges Bestehen gefeiert. Diese lange Zeit stehe für eine außergewöhnliche Gemeinschaft und Einsatzwillen, betonte Ortsbeauftragter Simon Lichtinghagen. In die Feierlaune mischten sich Sorgen wegen möglicher Mittelkürzungen für das THW.
Der Ortsverband Lohr entstand drei Jahre nach der bundesweiten Gründung des THW im Juli 1953. Initiator und erster Ortsbeauftragter war der Bauunternehmer Walter Senger. Nach einem halben Jahr hatte der Ortsverband bereits gut 100 Helfer, Helferinnen gab es damals noch nicht.
Mehrere Unwettereinsätze machten das THW Lohr im damaligen Kreis Lohr bekannt. Bald wurde der Ortsverband zum "Mädchen für alles". Unzureichende Ausrüstung machten die Helfer durch Enthusiasmus und Improvisationstalent wett.
Rückblick in Filmen
In mehreren Filmbeiträgen im Laufe des Abends blickte der Ortsverband auf seine Geschichte, die sechs bisherigen Ortsbeauftragten Walter Senger, Artur Kreutz, Karl-Heinz Coester, Ernst Herr, Michael Nätscher und Simon Lichtinghagen, Auslandseinsätze und die Veränderungen im Fuhrpark zurück.
Lichtinghagen machte darauf aufmerksam, dass das THW ursprünglich als Zivilschutzorganisation für den Kriegsfall gegründet worden ist. Bald sei die Unterstützung im Katastrophenfall nicht nur im Inland dazugekommen. Schließlich leiste das THW auch Amtshilfe für die anderen "Blaulichtorganisationen".
Das THW stehe vor immer neuen Herausforderungen, die Anforderungen an die Helferinnen und Helfer wüchsen. Dennoch zeichne sich bei der Finanzierung ab: "Die fetten Jahre sind vorbei." Gerade die aktuellen Geschehnisse zeigten den grundsätzlichen Handlungsbedarf für den zivilen Katastrophenschutz. Dieser müsse aber ausreichend finanziert werden. Ein weitere Kürzung der Mittel "wird uns vor ernsthaft Probleme stellen", so der Ortsbeauftragte. So müsse im Ortsverband die Erneuerung des Fuhrparks fortgesetzt werden.
Neue Mini-Gruppe ein voller Erfolg
Wenigstens personell muss sich Lichtinghagen derzeit keine Sorgen machen: Die Gründung einer Mini-Gruppe für Kinder ab sechs Jahren im Sommer sei ein voller Erfolg gewesen.
Das THW ist nach den Worten von Tilman Gold, Referatsleiter Einsatz des THW-Landesverbands Bayern, "heute weltweit ein gefragter Partner, wenn es um den zivilen Katastrophenschutz geht, aber auch beim Aufbau ehrenamtlicher Strukturen". Gerade jetzt merkten die Menschen, wie wichtig Organisationen seien, die helfen könnten, wenn es nötig sei.
Der Ortsverband Lohr bringt sich nach Golds Worten besonders bei Auslandseinsätzen ein. Personell sei der Ortsverband gut aufgestellt, alle Positionen seien besetzt, auch auf der Führungsebene, "was heute keine Selbstverständlichkeit ist". Ehrenamtliches Engagement in dieser Form sei aber nur möglich, wenn die Rahmenbedingungen stimmten. Auch Gold warnte vor weiteren Mittelkürzungen. Man dürfe nicht "in alte Zeiten der Mangelverwaltung zurückfallen". Das THW brauche eine solide Finanzierung.
"Auf allen Kanälen" Werbung machen
Der Referatsleiter zeichnete Michael Nätscher und Kathrin Hock für ihr langjähriges Engagement mit dem Ehrenzeichen des THW in Silber beziehungsweise in Bronze aus. Nätscher war 18 Jahre lang Zugführer und von 2002 bis 2022 Ortsbeauftragter. Er absolvierte zahlreiche Auslandseinsätze und besuchte über 50 Lehrgänge, davon zwölf für Auslandseinsätze.
Hock hat bislang 24 Lehrgänge absolviert, besonders für Auslandseinsätze, IT und Verwaltung. Sieben Mal brachte sie ihr Wissen bei Auslandseinsätzen ein. Im Ortsverband Lohr ist sie seit 1998 Ausbildungsbeauftragte. Elf Jahre lang war sie stellvertretende Ortsbeauftragte.
Landtagsabgeordneter Thorsten Schwab meinte, beim THW hätten sich nicht nur Fuhrpark, Ausrüstung und Kleidungsstil geändert, sondern auch die Aufgabenbereiche. Für eine ausreichende Finanzierung müsse "auf allen Kanälen Werbung gemacht werden".
"Technik, helfen, weltweit" – so buchstabierte stellvertretende Landrätin Pamela Nembach das THW. Die Organisation zeige, dass Deutschland über ein ausgezeichnetes Hilfssystem verfüge. Nach den Worten von Lohrs 3. Bürgermeisterin Ruth Steger leistet das THW einen "unschätzbaren Beitrag für die Sicherheit". Es sei eine "nicht wegzudenkende Säule unserer Gesellschaft". Teamarbeit, Verantwortungsbewusstsein und Hilfsbereitschaft seien Werte des THW.
Stellvertretend für alle Blaulichtorganisationen zollte Kreisbrandrat Florian List Respekt für die Arbeit des THW und würdigte die vertrauensvolle Zusammenarbeit.