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HEIDINGSFELD
Bei Unkel muss fast die halbe Belegschaft gehen
Der Fettschmelze gehen nach Einbruch auf den Fleischmärkten die Rohstoffe aus.
zz
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Die BSE-Krise und ihre schlimmen Folgen: Zwischen 60 und 70 ihrer 150 Mitarbeiter wird die Robert Unkel GmbH entlassen. Schuld daran sind nach Angaben des Unternehmens die durch BSE zusammengebrochenen Fleischmärkte; der Fettschmelze gehen die Rohstoffe aus.

"70 Prozent unserer Produktion basiert auf der Verarbeitung von Rinderfett. Aber allein in Bayern sind die Schlachtungen zwischen 55 und 65 Prozent zurückgegangen", schildert Unkel-Prokurist und kaufmännischer Leiter Karl Rappold die Situation. Den Produktionsausfall versuchte man seit 1. Januar mit Kurzarbeit für 100 Beschäftigte auszugleichen, "doch das hat nicht ausgereicht", so Rappold. Eine Entspannung auf dem Rohstoffmarkt sei nicht in Sicht.

Just am Faschingsdienstag erhielten Belegschaft und Betriebsrat die Nachricht von den Kündigungen. Trotz der schon Wochen dauernden Produktionskrise kam die Entwicklung für den stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Hans-Gerd Schmitt "überraschend". Betriebsrat und Geschäftsleitung beginnen nun einen Sozialplan zu erstellen. Noch steht nicht fest, wer ab wann gehen muss. Betroffen sind Arbeiter und Angestellte. "Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz, können den Abbau aber nicht verhindern, sondern nur noch den Schaden begrenzen", muss Schmitt eingestehen.

Geschäftsführer Rappold relativiert die Zahl der noch kommenden Entlassungen auf "35 bis 40". Denn von den 60 bis 70 wegfallenden Arbeitsplätze sei ein Teil bereits nicht mehr besetzt. So habe man seit Dezember Zeitverträge nicht mehr verlängert, und zumindest einige Beschäftigte hätten kurzfristig einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Zudem hat die Muttergesellschaft der Unkel GmbH, die DFG Stoess AG in Eberbach bei Heidelberg, Arbeitsplätze in anderen Konzerngesellschaften angeboten.

Die Unkel GmbH, nach eigenen Angaben europaweit einer der größten Hersteller von natürlichen Speisefetten, plagen neben Rohstoff- auch Absatzprobleme. Abnehmer waren je zu einem Drittel bislang die Ernährungsindustrie, die Futtermittelhersteller und die Chemische Industrie. Durch den deutschen Alleingang beim Futtermittelverbot ist dieser Markt weggebrochen, beklagt Rappold. In anderen Ländern dürften tierische Fette noch verfüttert werden. Für die Planungssicherheit seien europaweit einheitliche Regelungen notwendig. Dafür kämpft Rappold in Brüssel als Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Talg- und Schmelz-Industrie. Ein weiteres Absatzproblem: Die Suppen-, Back- und Frittier-Industrie weiche zunehmend auf pflanzliche Fette aus.

Dennoch gibt sich Rappold verhalten optimistisch, dass es mit Produktion lebensmittel-tauglicher Fette wieder aufwärts geht, dass Unkel von weiterem Arbeitsplatzabbau verschont bleibt. Schließlich "hängt in ganz Europa an der Schlachtproduktion die Lebensmittelindustrie mit dran". Eine europäische Lösung dürfe allerdings nicht ewig auf sich warten lassen.

 
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