Biblische Geschichten sind zwar tausende Jahre alt, ihr Kern hat aber oftmals nichts an Aktualität eingebüßt. Das beweist das zeitgemäße Musical "77 – Wie Gott mir, so ich dir!", das am Karsamstag etwa 70 Jugendliche aus Unter- und Oberfranken in der Festhalle Karbach aufführten.
Die Zwölf- bis 19-Jährigen kamen Anfang der Woche in Stockheim (Oberfranken) erstmals zusammen und studierten das Stück ein. Organisiert wurde das Musicalcamp vom Verein Adonia. Dieser veranstaltet während der Schulferien in ganz Deutschland derartige Freizeiten. Insgesamt nehmen jährlich etwa 4700 Kinder und Jugendliche teil.
Sie erhalten etwa acht Wochen vor der Freizeit Musikalbum und Noten zum selbstständigen Einstudieren der Lieder und Texte. Dann kommen die Akteure für vier Tage im Musicalcamp zusammen. Erst in dieser Ferienwoche werden die Rollen für Tanz, Theater, Chor, Solo-Gesang und Band verteilt. An den drei folgenden Tagen geht die Gruppe auf Tournee und gibt Konzerte an verschiedenen Orten. Veranstalter des Konzerts in Karbach waren der CVJM Marktheidenfeld sowie die DJK Karbach.
Schnell das Geld verprasst
Die rund 250 Gäste, die in die Mehrzweckhalle gekommen waren, zeigten sich begeistert vom schauspielerischen Talent, den Tanzkünsten, dem vielstimmigen Gesang und der Musik, die die Jugendlichen darboten. 14 moderne Songs mit einprägsamen und tiefgründigen Texten, Theater und Choreografien zeigten die Bedeutung des biblischen Gleichnisses.
Die Handlung spielte keineswegs in der damaligen Zeit, sondern wurde in das Heute adaptiert. Moderne Elemente flossen in die Geschichte ein und farbenprächtige Kostüme, gepaart mit mitreißender Musik entführten die Gäste in die Welt von Bollywood: Das indische Paar Djamal und seine gierige Frau Shanila brauchen Geld für ein neues Auto und die Klassenreise der Tochter nach England.
Sie sprechen beim König, dem großzügigen Maharadscha, vor. Dieser lässt seinen Schatzmeister rufen, der Djamal 800.000 Rupien bar auf die Hand geben soll. Sogleich geben sie das Geld mit vollen Händen aus: Ein Sportwagen für Djamal, teuren Schmuck für Shanila. Die Kinder bestellen online Markenschuhe. Sie rappen mit ihren Freunden: "Wir träumen nicht, wir leben. Wir geben nicht, wir nehmen."
Das Geld ist schnell weg. Schamlos sprechen sie wieder und wieder beim Maharadscha vor, lügen und vergießen falsche Tränen, Er gibt und mahnt: "Geht weise mit dem um, was ich euch anvertraue. Setzt euch für das Gute ein." Doch die Familie lebt weiter in Saus und Braus, bis der Schatzmeister den Zahltag ausruft. Die Schulden sind astronomisch hoch, sie können das Geld nicht aufbringen. Der Maharadscha will sie in die Sklaverei verkaufen. Die Familie fleht um Gnade und Barmherzigkeit. Für alle unbegreiflich, erlässt der Herrscher die Schulden. Happy End.
Käme nicht die Bettlerin daher, der Shanila einen niedrigen Kredit gewährte. Sie wirft sich Shanila und Djamal zu Füßen, bittet um Gnade. Doch die bleiben hartherzig. Das wird ihnen zum Verhängnis. Der Maharadscha lässt sie nun ebenso hart behandeln. Sie müssen ins Gefängnis.
Angelehnt ans Gleichnis des Schuldners
Die Handlung ist angelehnt an das Gleichnis des hartherzigen Schuldners, der Titel des Musicals "77 – Wie Gott mir, so ich dir!" an den Beginn des Gleichnisses: Jesus sagt: 77 Mal muss man einem anderen seine Fehler verzeihen. Er meint damit eigentlich jedes Mal, immer, ohne Ausnahme. So würde es auch Gott selbst bei uns tun.
Für die Akteure des Musicalcamps ist es ein Erlebnis, gemeinsam ein abendfüllendes Werk auf die Bühne zu bringen. Das schweißt zusammen und lässt Freundschaften entstehen. Viele der Teilnehmenden waren schon des Öfteren bei einem Adonia-Musicalcamp dabei. Nach dem Schlusskonzert der Woche in Karbach verabschiedeten sich die Jugendlichen voneinander – hoffentlich bis zum Musicalcamp im kommenden Jahr.