Eine Million Radwanderkilometer zum 100. Stiftungsfest zu erreichen, war dem RV Edelweiß Himmelstadt nicht vergönnt. Dennoch hätten es sich die 16 radsportbegeisterten jungen Burschen, die ihn am 11. Juli 1924 im Gasthaus "Zum Adler" gründeten und der erste Vorstand Johann Gehrsitz wohl nicht träumen lassen, wie groß und erfolgreich der Verein einmal werden sollte. Aktuell hat er 291 Mitglieder, es waren auch einmal über 300, und seit er an der Radwandermeisterschaft teilnimmt (etwa 30 Jahre), errangen 34 seiner Mitglieder insgesamt 154 bayerische Meistertitel. Die Zahlen stammen vom Ehren- und Kommersabend, an dem auch 24 neue Ehrenmitglieder ernannt wurden, die seit über 50 Jahren beim Verein sind, 19 langjährige Mitglieder (ab 25 Jahre geehrt) und 52 erfolgreiche Radsportler ausgezeichnet wurden.
Was das Radwandern angeht, hat Richard Kohlhepp seit Jahren schon fast ein Abo auf den ersten Platz der Senioren über 61 Jahre in Bayern, im Jahr 2023 saß er bei 280 Tagesfahrten insgesamt 20.523 Kilometer im Sattel, alle Jahre zusammengerechnet steht der 80-Jährige bei über einer halben Million. Seine Frau Elfriede Kohlhepp unternahm vergangenes Jahr 215 Tagesfahrten über 10.300 Kilometer, sie hat insgesamt über eine viertel Million Kilometer in den Beinen. Kein Wunder, dass Markus Gutbrod, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Radsportverbands, in seinem Grußwort von "Himmelstadt als einer Macht" sprach. Das Ehepaar Kohlhepp fuhr 2023 über alle Klassen hinweg die meisten Kilometer in Bayern. Von den 14 Altersklassen gewannen acht Radwanderer aus Himmelstadt. Das waren außerdem: Schüler I: Lucy Häfner (956 km) und Karl Reichert (908 km), Schüler II: Marit Leuthold (1649 km) und Tommy Häfner (4055 km), Jugend männlich: Christian Schirm (2816 km), Junioren I Katrin Schirm: (1136 km). Auch Bürgermeister Herbert Hemmelmann konnte da nur respektvoll allen Mitgliedern gratulieren, der Radsportverein Himmelstadt sei etwas ganz Besonderes.
Im Allgemeinen informierte Stephan Paulus mit Auszügen aus der Chronik über die Vereinsgeschichte. Dabei bemühte er sich, zu fast jedem Jahr etwas zu sagen. Mehrere Themen tauchten immer wieder auf. So wurde 1926 nicht nur die noch immer in Ehren gehaltene und mehrfach restaurierte Vereinsstandarte angeschafft, sondern auch die ersten Sportanzüge. Zu wenige oder nicht einheitliche Trikots ziehen sich durch viele Sitzungsprotokolle, 1968 ging der Sieg bei einem Corsofahren gar wegen "nur 28 Trikots" an einen Verein aus Thüngersheim. Das Problem "endlich einheitliche Corso-Kleidung" sollte erst in den 1980ern gelöst werden, die aktuellen grün-blauen Trikots mit Edelweiß auf der Brust gibt es seit 2014. Da hatte der Verein so viele Rücklagen, dass es eine Warnung vom Finanzamt gab. Das war beileibe nicht immer so, über Jahrzehnte deckten die Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen kaum die Ausgaben und der Verein lebte von seinen Festen – anfangs jährliche Gartenfeste, später auch Stiftungsfeste mit teils fünfstelligen Umsätzen. Schon fast eine Geschichte für sich war das große Stiftungsfest 1994 mit einem ausverkauften Auftritt der Kastelruther Spatzen.
Immer wieder ging der Verein auch mit der Zeit: In den 70er Jahren informierte man sich übers Rennradfahren, doch nur elf von 275 Mitgliedern hatten Interesse. 1993 konnte eine selbst gebaute Mountainbike-Rundstrecke eröffnet werden, die längst wieder Geschichte ist.
Vor zwei Einschnitten blieb der Verein nicht verschont: die "Gleichschaltung" im Nationalsozialismus und die Corona-Pandemie, als zeitweise Gruppenausfahrten verboten waren. Geblieben ist davon, dass die alljährliche Sportlerehrung idyllisch in den grünen Weinbergen stattfindet.
Feste Einrichtungen im Vereinsleben sind das alljährliche Anfahren am Ostermontag und das Mittwochsradeln ab 17.30 Uhr am Kirchplatz. E-Bikes sind da kein Hindernis, am Ehrenabend brachten Willi und Sabine Stamm eine humoristische Einlage, wie es sich für den eigentlich fitten Ehemann anfühlt, wenn nur seine Frau ein Pedelec hat und die Berge lässig hochfährt. Natürlich gibt es auch Ausflüge, längere Ausfahrten wie 2023 die "Genusstour" von Kassenwart Udo Ruppert über 130 Kilometer mit vielen Anstiegen im Steigerwald nach Coburg, Besuche von anderen Stiftungsfesten und manchmal Alpenüberquerungen.
Die neuen Ehrenmitglieder sind: Gosbert Diel, Günter Diel, Maria Diel, Barbara Eisenbacher, Gerlinde Fiedler, Andrea Gehrsitz, Kurt Gehrsitz, Manuela Gehrsitz, Regina Gehrsitz, Jürgen Götz, Edgar Hagenauer, Uta Hegler, Jutta Heppenstiel, Klaus Krebs, Alfred Kreuzer, Margit Pappenberger, Karl-Heinz Sander, Thomas Scheb, Hildegard Schmitt, Margarete Schmitt, Rainer Schäfer, Erhard Stamm, Maria Steinbach, Thomas Weidner.