Am 26. Februar endete die Tätigkeit von Wolfgang Netsch an der Außenstelle Lohr des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Karlstadt. Rund 40 Jahre lang stand der promovierte Forstwissenschaftler im Dienst des Freistaates Bayern. Seine letzten 16 Dienstjahre war er Abteilungsleiter der Abteilung F1 an der Außenstelle Lohr des AELF Karlstadt. In dieser Zeit hat der Tabakpfeife rauchende Förster viele gute Spuren in den Spessartwäldern und in den Köpfen und Herzen seiner Mitarbeiter hinterlassen, heißt es in einer Pressemitteilung des AELF .
Kaum jemand kennt die Wälder des Spessarts so lange wie Wolfgang Netsch. Der gebürtige Gunzenhausener wuchs in einem Forsthaushalt auf und studierte nach seiner Schulzeit in Bamberg, Streitberg und Forchheim an der Universität in München Forstwissenschaft. 1981 absolvierte er die große forstliche Staatsprüfung und trat in die Fußstapfen seines Vaters. Nach seiner Promotion am Lehrstuhl für Forstpolitik und Forstgeschichte verschlug es ihn 1988 zunächst an das Forstamt Marktheidenfeld, später an die Forstdirektion in Würzburg und im Jahr 2005 an die Außenstelle Lohr des AELF Karlstadt.
Schäden durch Dürre und Borkenkäfer
Neben dem Jahrhundertsturm Lothar, der im Jahr 1999 europaweit verheerenden Schäden hinterließ, musste Netsch in seiner Dienstzeit auch andere Schadereignisse und Borkenkäferkalamitäten im Wald managen. Zuletzt hatte das Sturmtief Burglind im Jahr 2018 vor allem regional massive Waldschäden verursacht. In den letzten Jahren bestimmte besonders die durch den Klimawandel verursachte Dürre das Tagesgeschäft des Forstmannes. Etwas bedrückt blickt Netsch deshalb in die Zukunft: "Große Sorge bereitet mir der Zustand des seit mehreren Jahren von Hitze, Trockenheit und Schädlingen geplagten Waldes. Mit Sorge beobachte ich auch die zunehmende Entfremdung vieler Menschen von unseren natürlichen Lebensgrundlagen. Wir Förster müssen hier durch Waldumbau und Öffentlichkeitsarbeit gegensteuern. Eine Mammutaufgabe!"
Netsch selbst hat über die Jahre eine für ihn typische Gelassenheit im Umgang mit den Katastrophen entwickelt und sich als erfahrener Krisenmanager bewährt. Gleich mehrere Verwaltungsreformen musste Netsch in seinem Berufsleben zudem miterleben, die ihn immer auch persönlich betrafen und forderten. Am Ende seines Berufslebens blickt der waldbauaffine Netsch jedoch vor allem auf die positiven Entwicklungen der letzten Jahre zurück. Umfangreiche Waldumbaumaßnahmen hin zu strukturreichen und artenreichen Mischwäldern prägten seine Dienstzeit. Intensive Anstrengungen für den Waldnaturschutz und die Begeisterung für die zukunftsfähige Baumart Eiche standen im Fokus seines Wirkens. Die Ausweisung des FFH-Gebietes Hochspessart und des SPA-Gebietes (Vogelschutz) Spessart waren weitere bedeutende Ereignisse seines Berufslebens. Stets war es dem 65-Jährigen ein Anliegen, unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bringen.
Als Diskussionspartner geschätzt in Jägerkreisen
Als begeisterte Jäger ist Wolfgang Netsch ein geschätzter Diskussionspartner in Jägerkreisen. Privat engagiert er sich als Vorsitzender der Rotwildhegegemeinschaft Spessart-Nord. Seine Jagdleidenschaft teilt Netsch mit seinem Deutsch-Langhaar-Rüden "Brecht von Buchheim", der nach über 14 gemeinsamen Jagd- und Dienstjahren wie sein Herrchen schon etwas grau um die Nase geworden ist.
Bereits früh wurde Netsch in die Ausbildung der Referendare und Anwärter eingebunden. Netsch war ein beliebter Vorgesetzter und Mentor. Coronabedingt fand die Verabschiedung von Netsch in kleiner Runde statt. Seine Mitarbeiter verabschiedeten sich mit einem kreativen Videoclip. Das Auswahlverfahren für die Nachfolge von Netsch läuft bereits.
Ganz sausen lassen will Netsch den Wald nicht. Als Betriebsleiter wird er auch nach seiner Pensionierung den fachmännischen Blick in die Baumkronen wagen und sich beim privaten Brennholzmachen im Wald verausgaben. Selbstverständlich wird auch die Jagd in seinem Ruhestand nicht zu kurz kommen: "Obwohl ich vor Kurzem Opa geworden bin, hoffe ich doch, künftig mehr Zeit für meine Hobbys zu haben. Ruhestand bedeutet ja angeblich mehr Zeit zu haben. Von erfahrenen Opas höre ich allerdings genau das Gegenteil. Ich bin gespannt!"