Zu einem indischen Festabend mit Musik, Tanz und Informationen über die Nethanja-Kirche hatte die Christusträger-Bruderschaft in die Klosterkirche Triefensteins eingeladen. Sehr viele Interessierte waren der Einladung gefolgt, die Kirche war voll besetzt. Es war ein ganz besondere Abend in der Klosterkirche, bei dem man viel über Land und Leute erfuhr, aber auch über den großen Hilfsbedarf in Indien.
Der indische Bischof Singh war mit einer Delegation nach Deutschland aufgebrochen, um über seine Arbeit und die Arbeit von Nethanja zu informieren. Einen Monat bereist die Gruppe verschiedene Gemeinden, hauptsächlich in Baden Württemberg, da dort die Nethanja Narsapur -Hilfsorganisation, die das Kinderheim in Indien betreut, ihren Sitz hat.
Seit 1973 ist die christliche Mission Nethanja in Indien unterwegs, um den Ärmsten der Armen zu helfen. "Nethanja" ist hebräisch und bedeutet "Gott hat gegeben". Aus diesem Grund sind neun Kinderheime mit etwa 700 Kindern, davon zwei Mädchendörfer, drei Highscools mit 1200 Schülern sowie Tagesschulen in Dschungelgebieten und Ausbildungsstätten und vielen mehr aufgebaut worden.
Was Nethanja in Indien leistet
Auch ein Missionskrankenhaus mit 65 Betten und dem Schwerpunkt Geburtshilfe, innerer Medizin und Allgemeinchirurgie sowie ein Zentrum für Menschen mit Behinderungen und mehreren Ambulanzstationen sind Aufgaben von Nethanja in Indien. Witwenhilfe, Leprasiedlung, Blindenwohnheim und Hilfe für Dalits vervollkommnen die vielfältigen Aufgaben dieser Hilfsorganisation.
Bischof Singh Komanapalli berichtete in der Klosterkirche eindrücklich über die Lebensgeschichten der Kinderheimkinder. "Mädchen sind in Indien Minusmenschen, Jungs sind Plusmenschen." Aus diesem Grund werden besonders häufig Mädchen ausgesetzt oder sollen eventuell sogar getötet werden. Diese Erfahrung machte auch eine Mitreisende, die im Dschungel ihr Leben lassen sollte, weil sie einfach nicht geboren sein sollte. Nethanja brachte das Mädchen in das Kinderheim, wo sie zu einer intelligenten jungen Frau heran wuchs und heute selbst Lehrerin in dem Kinderheim ist. Sie tanzte am Freitagabend für die Anwesenden in der Klosterkirche einen farbenfrohen Kerzentanz.
Bischof Singh hat Mutter Theresa besucht
Bischof Singh berichtete auch über seine Reise zu Mutter Theresa, die ihn sehr beeindruckte und darin bestärkte, etwas für die Ärmsten in seinem Land zu unternehmen. "Wichtig ist nicht, wieviel du arbeitest, sondern mit wieviel Liebe du arbeitest", hatte sie ihm gesagt. Das hat seine Tätigkeit verändert. Er ist jetzt der "Vater" der Kinderheimkinder in Indien, nicht der Bischof.
Prior Bruder Christian bedankte sich am Ende des Abends: "Wir wollten zu Beginn unserer Arbeit auch in Indien eine Hilfseinrichtung gründen, erhielten aber keine Genehmigung. Jetzt haben wir indische Gäste. Welch eine tolle Fügung."
Die auf eine Zugabe wartenden Klosterkirchenbesucher wurden nicht enttäuscht. Bischof Singh Komanapalli und seine Delegation kamen dem Wunsch mit einem freudigen indischen Liedvortrag, unterstützt durch ein Harmonium, gerne nach.