Etwa 30 Teilnehmer, überwiegend aus dem Landkreis Main-Spessart, bereisten mit Pfarrer Sven Johannsen und Johannes Weismantel, dem Leiter des Diözesanbüros, zwei Wochen lang Äthiopien. Gut dreimal so viele Interessierte hatte Johannsen am Montag im Pfarrheim St. Michael bei einem Vortrag mit vielen Bildern, der über Land und Leute und der Geschichte dieses Binnenstaates im Osten des afrikanischen Kontinentes informierte.
Äthiopien ist etwa dreimal so groß wie die Deutschland. Es war (mit Ausnahme der Besetzung durch Italien in den 1930er Jahren) nie Kolonie und gehört mit Armenien und Georgien zu den ältesten christlichen Staaten. Das Christentum verbreitete sich hier zu Beginn des vierten Jahrhunderts und war schon Staatsreligion, als in Rom noch Christen verfolgt wurden.
Die äthiopische Kirche lehnt die Lehren des Konzil von Chalcedon (451) ab. Sie ist also keine orthodoxe Kirche im Sinne der griechisch- oder russisch-orthodoxen Kirche, sondern steht den indischen Thomas-Christen, den Armeniern, den Aramäern und den ägyptischen Kopten nahe, denen sie bis in das 20. Jahrhundert durch einen Patriarchen als gemeinsames Oberhaupt verbunden war.
Zu den Besonderheiten der äthiopischen Kirche gehört, dass sie eine enge Bindung an das Alte Testament beibehalten hat. Am deutlichsten kommt das in dem Kult um die Bundeslade zum Ausdruck. Die äthiopischen Kaiser führten ihre Abstammung auf Salomo und die Königin von Saba zurück. Überlieferungen besagen, dass die Bundeslade, die in den späteren Schriften der hebräischen Bibel nicht mehr auftaucht, nach Äthiopien gebracht wurde und bis heute in einer Kirche in Aksum, dem religiösen Zentrum des Landes aufbewahrt wird. Es bekommt sie aber niemand zu sehen, mit Ausnahme eines einzigen Mönches. Aber in jeder Kirche des Landes wird eine (ebenfalls verhüllte) Kopie der Bundeslade aufbewahrt.
Da ihre Reise über das Osterfest dauerte, das dort später als im Westen gefeiert wurde, hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich einen Eindruck von der Liturgie zu verschaffen. Es gibt übrigens in Äthiopien auch jüdische Gemeinden. Die „schwarzen Juden“ („Falaschen“) sind von den religiösen Autoritäten in Jerusalem als solche anerkennt.
Staunenswert sind die berühmten Felsenkirchen von Lalibela, die ganz aus dem anstehenden Felsen herausgehauen sind. Eindrucksvolle Bilder hatte Pfarrer Johannsen von der Landschaft mitgebracht. Manche ließen erkennen, dass die ganze Reise etwas von einem Abenteuerurlaub an sich hatte. Dafür sorgte vor allem der Zustand der Straßen. Bauern, die ihre kargen Äcker noch mit dem von Rindern gezogenen Holzpflug bearbeiteten, standen für das schwere Leben der Bevölkerung.