
Auf den Lohrer Friedhöfen gibt es derzeit nur noch von Montag bis Freitag Beerdigungen. Von dieser Aussage von Bürgermeister Mario Paul wurde der Stadtrat am Mittwoch überrascht. Hintergrund sind Personalprobleme des beauftragten Bestattungsunternehmens Jürgen Wiesner aus Pflochsbach. Auf Wunsch des Gremiums soll mit ihm nachverhandelt werden.
Die Friedhofswärter- und Bestattertätigkeit war neu ausgeschrieben worden. Den Auftrag sollte der Stadtrat an den einzigen Anbieter Wiesner vergeben. Künftig werde es in der Regel nur noch von Montag bis Freitag Bestattungen geben, kündigte Mario Paul an. Das sei vom Auftragnehmer wegen seiner Personalsituation so gewünscht. Nur in begründeten Ausnahmefällen seien Beerdigungen noch am Samstag möglich.
Wolfgang Weis (Grüne) beschwerte sich, dass für die Ausschreibung von der Friedhofsverwaltung Leistungsverzeichnisse erstellt worden seien, "die der Stadtrat nicht kennt". Der richtige Weg wäre es nach seinen Worten gewesen, über die Leistungsverzeichnisse den Stadtrat im Vorfeld abstimmen zu lassen und solch strittigen Punkte abzuklären.
Keine Selbsthilfe zulässig
Von der neuen Situation habe er durch einen Todesfall im Familienkreis Kenntnis erhalten, bei dem eine Urnen-Erdbestattung vorgesehen gewesen sei. Weil die Verwandtschaft aus ganz Deutschland habe anreisen müssen, sei eine Beisetzung der Urne am Samstag die logische Lösung für ihn gewesen. Doch das sei nicht möglich gewesen. Er habe sogar angeboten, das Urnenloch selbst zu verschließen. Ihm sei gesagt worden, dass das aus haftungsrechtlichen Gründen nicht gehe. "So etwas kann doch nicht sein", meinte Weis. Seit Jahren mache man sich Gedanken, wie die zurückgehende Zahl von Bestattungen auf den Lohrer Friedhöfen gestoppt werden könne. Für ihn sei eine Bestattung eine Dienstleistung, die an jedem Werktag möglich sein müsse, betonte Weis. "Genauso wie Eheschließungen, die ebenfalls an Samstagen möglich sind." Das wäre für ihn bürgerfreundlich.
Auch Ernst Herr (CSU) warnte: "Die Bevölkerung entscheidet darüber und sie geht weg." Wenn sich die Stadt den Wünschen der Bevölkerung nicht öffne, "kommt keiner mehr". Der Leerstand auf den Friedhöfen werde dann noch viel größer, aber die Kosten für die Pflege der Flächen blieben. Mathilde Lembach und Clemens Kracht (beide Grüne) verlangten, es müsse mit Wiesner "dringend nachverhandelt werden".
Anderswo gängige Praxis
Das werde nicht so einfach, machte der verantwortliche städtische Sachbearbeiter Frieder Wolf klar: "In der Ausschreibung steht drin, dass Bestattungen von Montag bis Freitag stattfinden und nur in besonderen Einzelfällen am Samstag." In Gemünden, Marktheidenfeld und Karlstadt sei das seit Jahren gängige Praxis.
Die Stadt sei an die Ausschreibungsbedingungen gebunden. Sollte der Stadtrat etwas anderes beschließen, wäre laut Wolf die Ausschreibung hinfällig. Die einzige Möglichkeit sah Wolf in einem Gespräch mit Wiesner, ob er mit Abweichungen von den Ausschreibungsbedingungen einverstanden sei. Brigitte Kuhn (CSU) hatte dagegen Verständnis für das Bestattungsunternehmen. Es gehe ja nicht darum, dass Wiesner am Samstag nicht arbeiten wolle. Aus eigener Erfahrung wisse sie, wie schwer es sei, für Samstag Personal zu bekommen.
Bürgermeister Paul äußerte Verständnis für die Einwände. Die einzige Möglichkeit sehe er aber darin, jetzt die Friedhofswärter- und Bestattertätigkeit zu vergeben und danach das Gespräch mit dem Auftragnehmer zu suchen. Die Spielräume seien eng, aber er wolle sie dennoch ausloten. Gegen die Stimme von Weis wurde der Auftrag schließlich an Wiesner vergeben.
Neue Gebührensatzung
Wegen des Ausschreibungsergebnisses müsse die Friedhofsgebührensatzung "angepasst" werden, erläuterte Frieder Wolf. Davon betroffen seien nur Vorgänge, die mit der beauftragten Bestattertätigkeit zu tun hätten, etwa das Ausheben und Verfüllen des Grabes oder die Aufbahrung von Sarg oder Urne. Die Gebühren für die Vergabe oder Verlängerung von Grabstätten blieben unverändert.
Karl-Hermann Hummel (Bürgerverein) brachte finanzielle Vergünstigungen bei der Verlängerung von Grabstätten ins Gespräch. Der stellvertretende Stadtkämmerer Stephan Morgenroth wehrte ab: Friedhöfe seien kostenrechnende Einrichtungen, es sei nicht möglich, bestimmte Zeitabschnitte günstiger zu machen. Bürgermeister Paul befürchtete ein Einschreiten der Rechtsaufsicht, will die Angelegenheit aber dennoch prüfen lassen. Die neue Gebührensatzung wurde einstimmig beschlossen.