Der Faszination Jazz erlagen am Freitagabend 70 Zuhörer im Alten Rathaussaal. „Our Favorite Things“ hatte das Frankfurter Jazz Trio sein Programm überschrieben. Überzeugte Jazzfreunde und jene, die es seit diesem Abend sind, waren ganz Auge und Ohr für elf „Lieblingsstücke“ voller Energie und Dynamik.
Sie zählen längst zu den Großen der Frankfurter Jazz-Szene, musizieren gemeinsam seit zwölf Jahren und sind zum dritten Mal zu Gast in Lohr: Pianist Olaf Polziehn, Bassist Martin Gjakonovski und Thomas Cremer am Schlagzeug widmen sich Jazzstandards von Earl Hines und Ornette Coleman oder der reizvollen Eigenkomposition von Olaf Polziehn, der neben seiner Konzerttätigkeit als Professor an der Grazer Musikuniversität lehrt. Jeder für sich ist ein ausgezeichneter Könner seines Fachs: Gemeinsam hebt das Trio zum musikalischen Höhenflug ab.
Leicht und locker mit einem Lächeln auf den Lippen, dennoch konzentriert in Blickkontakt, spielen die Vollblutmusikanten auf und mit ihrem Instrument und schöpfen dessen Möglichkeiten restlos aus. Sich gegenseitig Respekt zollend lassen minutenlange Soli Raum für fesselnde Spannungsbögen. Herausragend Olaf Polziehn am Piano, dessen mal sensible, mal zupackende Tastenkunst den Wunsch aufkommen lässt, sein Spiel möge nie enden.
Moderator Thomas Cremer, der das Trio 1998 gründete, sorgt für eine positive und humorvolle Grundstimmung, die sich rasch auf das Publikum überträgt.
Dieses weiß die hohe musikalische Qualität des Trios zu schätzen und spart nicht mit Zwischenapplaus und Bravo-Rufen. „Was alles im Kopf eines Pianisten vorgeht.“ So leitet Cremer über zu zwei Eigenkompositionen von Olaf Polziehn. Dann schlägt die Stunde für den Achtelgroove der „Upper Manhattan Medical Group“ von Billy Strayhorn, dem Weggefährten des Duke Ellington. Einmal mehr ist Martin Gjakonovski der kraftvolle Rhythmusgeber am Bass. Das leidenschaftliche Schlagzeugsolo von Thomas Cremer macht das Stillsitzen im Saal schwer.
Sichtlich erfreut über den rhythmischen Applaus und den Frankentropfen aus der Hand von Kulturamtsleiter Peter Häring verspricht Frontmann Thomas Cremer ein Wiedersehen in Lohr. Die Schlussakkorde gehören dem ruhigen und sehr persönlich arrangierten Traditional „Sweet Little Jesus Boy“.