
Betroffen sind vor allem Baufirmen und Bauhandwerker, also Gewerbetreibende, die zwei Drittel der Kundschaft ausmachen: Sie müssen künftig nach Karlstadt oder Würzburg, wenn sie der Baywa AG treu bleiben wollen und deren Baustoffe schätzen. Denn der international tätige Handels- und Dienstleistungskonzern schließt seinen Baustoffhandel im Weinbergweg Ende November, wie Pressesprecherin Maria Crusius auf Anfrage der Main-Post bestätigte.
Damit bleibt nur noch eines der einst drei Standbeine in Lohr: Die Sparte Technik, also der Service für Lastwagen und Kleinmotoren, in der laut Auskunft des Unternehmens acht fest Angestellte und ein Auszubildender beschäftigt sind. „Wir bleiben kompetenter Partner für die Landwirtschaft und den Forstbereich und bieten zudem den Service einer freien Lkw-Werkstatt“, wird Technikgeschäftsführer Günter Schuster in einer Pressemitteilung zitiert.
Im Baustoffhandel tätig waren zuletzt fünf Festangestellte. Sie wechseln laut Pressemitteilung in die Nachbarstandorte. Das Unternehmen habe sich „aus strategischen Gründen“ zu dieser Verlagerung entschlossen, erläutert Markus Hör, Baywa-Baustoffleiter für die Region Unterfranken.
Dieser Schritt ermögliche es, Kompetenzen besser zu bündeln und die Leistungsstärke insgesamt zu steigern. Der Außendienst sowie weitere Vertriebs- und Logistikprozesse seien vielfach bereits von Würzburg aus gesteuert worden, macht Hör deutlich. Lohr sei von den Kunden „in erster Linie als Abholstandort genutzt worden“. So heißt es übrigens gleichlautend auch in der Pressemitteilung für den Baustoffhandel in Gerolzhofen, der zum Jahresende ebenfalls dicht gemacht wird.
Weitere Schließungen in Unterfranken seien nicht geplant, so Crusius auf Anfrage. So wird die Baywa künftig an verbleibenden 15 Standorten mit Bodenplatten, Ytongsteinen und Dachziegeln handeln.
Für die Lohrer sieht es freilich aus wie ein Rückzug auf Raten: Denn bereits 2007 schloss die Baywa ihren Bau- und Gartenmarkt. Sechs Jahre lang nutzt die Bosch Rexroth AG diese 2400 Quadratmeter große Gelände. Seit Jahresanfang steht das Gebäude mit undichtem Flachdach wieder leer.
Verwerten oder vermieten
Der bisherige Baustoffmarkt mit Freilager, Verkauf und Lagerhalle ist mit 4000 Quadratmetern deutlich größer. Er soll weiterverwertet oder vermietet werden. „Konkrete Pläne bestehen noch nicht“, heißt es in der Pressemitteilung. Das gleiche gilt auch für den ehemaligen Gartenmarkt.
Ihre vorher im Stadtgebiet liegenden Unternehmensteile hat die Baywa in den Jahren 1969 bis 1979 am Weinbergweg konzentriert. 21 Jahre später, also 2000, hat der Stadtrat das komplette Baywa-Areal zwischen Bundesstraße 26 und der Bahntrasse formell im Flächennutzungsplan als „Gewerbegebiet Weinbergweg“ ausgewiesen.
Einen Bebauungsplan gibt es bislang noch nicht. Wohl aber fasste der Stadtrat 2007 einstimmig einen so genannten Einleitungsbeschluss für den Bebauungs- und Grünordnungsplan, eine Art Weichenstellung, die schon einmal zeigt, wohin die Reise gehen darf: Demnach wäre eine innenstadtrelevante Nutzung wie Drogerie oder Bekleidung ebenso ausgeschlossen wie eine Tankstelle oder Vergnügungsstätten. Gute Aussichten hingegen haben Gewerbebetriebe oder Investoren, die Geschäfts- und Büroräume planen.
Durch die Nähe zur Innenstadt und zur Bundesstraße sei dies eine „sehr interessante Fläche“, so Dieter Daus auf Anfrage der Main-Post. Zumal die Stadt, so deren Pressesprecher weiter, hier über einen Bebauungsplan noch steuern könne.