
In der Waldschänke Bayrische Schanz in Ruppertshütten laufen die Vorbereitungen für das 50-jährige Bestehen am Sonntag, 21. Mai, auf Hochtouren. Am Jubiläumstag wartet von 11 bis 17.30 Uhr ein umfangreiches Familien- und Kinderprogramm auf die Gäste. Zu sehen sind ebenso Sägevorführungen, für Gaumenfreude sorgen regionale Schmankerln.
Vor einem halben Jahrhundert kauften Christel und Lothar Münch vom Seehotel Gut Dürnhof in Rieneck das höchst gelegene und einst 45 Plätze umfassende Gasthaus im nördlichen Spessart an der Grenze zu Hessen. Seitdem ist es in Familienbesitz. Lothar Münch, Jahrgang 1935 und einst erster Hotelkaufmann und Serviermeister in Unterfranken, blickt auf die Anfänge zurück: "Strom, Wasser und Abwasser gab es hier nicht und die Erschließung zeigte sich äußerst schwierig und kostenintensiv." Alleine für den Stromanschluss habe die Schätzung bei 200.000 Mark gelegen, ein noch höherer Betrag sei für Wasser veranschlagt worden. "So einen Betrieb durfte man eigentlich gar nicht kaufen", resümiert der Seniorchef.
"Ein Krimi von der ersten Stunde an"
Seine Frau und er seien oft mit ihren Gästen vom Dürnhof zur Schanz hinauf geritten. "Wir waren beide verliebt in sie. Also gingen wir das Wagnis Kauf ein." Christel Münch lacht und sagt: "Das war ein Krimi von der ersten Stunde an." Am wichtigsten war Lothar Münch die Verlegung von Strom. Sie schaffte er in Eigenregie. Wasser und Abwasser wurden von 1973 bis 1996 mit 10.000-Liter-Tanks hinauf und hinuntergefahren, dann wurde ein Graben entlang der Straße nach Ruppertshütten gelegt.
Bei allen Schwierigkeiten hätten sie ihren Kauf nie bereut, sagen die Eheleute. Christel Münch kümmerte sich nach wie vor um Gut Dürnhof, ihr Mann stand jeden Sonn- und Feiertag hinter der Schanz-Theke. "Der Ruf der Waldschänke ist von der ersten Stunde an unserem Mitarbeiterinnen-Team Irma Müller, Hannelore Mantel und Linde Spahn zu verdanken. Sie haben mitgezogen, als wäre es ihr eigenes Haus", sagt Münch voller Respekt.
Im Ritz Carlton gearbeitet

Von 1997 bis 2005 führte Sohn Christoph Münch die Schänke. Der gelernte Hotelkaufmann ist seitdem Inhaber des Dürnhofs. Tochter Michaela Münch schloss in der Gutsschänke Neuhof in Neu Isenburg ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau ab. Danach ging sie für zwei Jahre ans renommierte Ritz Carlton in Palm Springs in Kalifornien und erhielt dort die höchstmögliche Auszeichnung für herausragende Leistung. Dann wechselte sie das Fach und engagierte sich von 1995 bis 2002 in Berlin in der Friedensstiftung und organisierte in Wien den Friedensdialog "Vision Europa" mit internationalen Persönlichkeiten.
In die Gastronomie habe sie nicht mehr zurück gewollt, sagt sie. "Wenn doch, kommt für mich nur die Schanz in Frage. Zu ihr habe ich seit jeher eine ungemein enge Verbundenheit." Sagte es, übernahm 2005 und wurde zur Wirtin mit Herz und Leidenschaft für ihr Haus und ihre Gäste.
An ihrer Seite steht seit 2008 ihr Lebenspartner Marcel Jähnsch. Sie ist für Büro und Organisation zuständig, er steht am Herd und managt den Außenbereich. Als gelernter Schlosser ist Jähnsch nicht vom Gastronomie-Fach. "Doch er hat die Gene seines Großvaters Erwin Jähnsch, Metzgermeister und Vollblutwirt aus Lohrhaupten, geerbt" bescheinigen ihm Seniorchefin und -chef ebenso wie Partnerin Michaela Münch. Gemeinsam mit ihm will sie die Waldschänke noch möglichst lange weiterführen. Ob ihre 13-jährige Tochter und ihr neunjähriger Sohn später in die elterlichen Fußstapfen treten wollen, zeige sich jetzt noch nicht.
1713 erstmals erwähnt
Ein Blick auf die wechselhafte Geschichte des 1713 erstmals urkundlich erwähnten Wirtshauses im nördlichen Spessart: Mutmaßlich war Jacob Wentzel der Bauherr der Gaststätte. 1777 erschien diese erstmals auf einer Karte unter dem Namen "Geiss Wirthshauss". Bei der ersten geografischen Aufnahme des Landes Bayern von 1846 trug sie ihren heutigen Namen. 1854 wurde das Wirtshaus mangels Rentabilität an den Staatsforst verkauft. Nach dem Wechsel der benachbarten Landesherrschaft von Hessen-Kassel zu Preußen erhielt das halboffizielle Wirtshaus den Namen "Zur Preus. Grenze". Schankbetrieb gab es nur gelegentlich. Seit 1948 betrieben mehrere Pächter das Lokal, von 1968 an stand es leer.
Es als professionellen Betrieb zu führen scheiterte an hohen Auflagen. Um 1952 wurde der einfache Bau aufgestockt, ab 1972 erfolgten Erweiterungen. Eine entscheidende Wende trat mit dem Verkauf an das Ehepaar Christel und Lothar Münch ein. Sie sorgten für eine funktionierende Logistik, erweiterten den Innenbereich auf über 70 Plätze und schlossen einen Biergarten an.