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Lohr
Baustopp beim Glasfaserausbau verlängert in Lohr
Vor wenigen Jahren wurden bei der Generalsanierung der Rodenbacher Talstraße Leerrohre für den Glasfaserausbau verlegt. Nun wurde die Straße dennoch aufgegraben. Nach Aussage der Stadt liegt dies daran, dass die Leerrohre nach einer Normänderung nicht mehr genutzt werden konnten.
Foto: Johannes Ungemach | Vor wenigen Jahren wurden bei der Generalsanierung der Rodenbacher Talstraße Leerrohre für den Glasfaserausbau verlegt. Nun wurde die Straße dennoch aufgegraben.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:56 Uhr

Der Baustopp beim Glasfaserausbau in Lohr gilt auf vorerst unbestimmte Zeit weiter. Das sagte der städtische Pressesprecher Dieter Daus auf Anfrage dieser Redaktion. Bevor neue Gräben gezogen würden, müsse die Baufirma Circet zunächst alle in den vergangenen Wochen bekanntgewordenen Baumängel vollständig beseitigen.

Nach wochenlanger Kritik an der Arbeitsqualität hatte sich die von der Telekom mit den Verlegearbeiten in Lohr beauftragte Firma Circet im August selbst einen Baustopp bis Ende September auferlegt. Bis dahin sollten Mängel identifiziert und behoben werden, also beispielsweise Überbauungen vorhandener Leitungen.

Doch offenbar hat die Zeit nicht ausgereicht, um all den Pfusch zu beseitigen. Jedenfalls teilt die Stadt mit, dass Bürgermeister Mario Paul die Telekom habe wissen lassen, "dass aktuell noch keine Bauarbeiten an neuen Glasfasertrassen durchgeführt werden können". Erst seien "alle Mängel restlos zu beseitigen".

Doch bei der Beseitigung der Mängel wird offenbar erneut gepfuscht. "Die können gleich wieder anfangen", kommentiert Bernhard Kreser Fotos, die er dieser Redaktion vom Ergebnis der Nachbesserungsarbeiten in Rodenbach geschickt hat. Sie zeigen eine Pflasterfläche, in der durch unfachmännisches Arbeiten entstandene größere Lücken einfach mit Splitt verfüllt wurden.

"Verschlimmbesserung"

Auch Walter Siegler ist entsetzt. Der Wombacher hatte vor Wochen mit einem offenen Brief an die Stadt die Blicke überhaupt erst auf die Mängel beim Glasfaserausbau gelenkt. Er bezeichnet manche der nun erfolgten Nacharbeiten als "Verschlimmbesserung" und sagt: "Der Pfusch geht weiter."

Siegler führt als Beispiel eine vor Jahren im Rodenbacher Ortskern mit staatlichen Fördergeldern bezuschusste Pflasterfläche an. Diese sei nun von der Glasfaser-Kolonne im Zuge der Nacharbeiten noch schlechter verlegt worden als beim ersten Mal vor einigen Wochen.

Die Arbeitsqualität beim Glasfaserausbau in Lohr steht weiter im Fokus. Im Bild eine Pflasterfläche, wie sie sich in Rodenbach an einer Stelle zeigt, die zur Beseitigung von Mängeln bereits überarbeitet wurde.
Foto: Bernhard Kreser | Die Arbeitsqualität beim Glasfaserausbau in Lohr steht weiter im Fokus. Im Bild eine Pflasterfläche, wie sie sich in Rodenbach an einer Stelle zeigt, die zur Beseitigung von Mängeln bereits überarbeitet wurde.

Wenn offensichtlich unqualifiziertes Personal mit dem Pflaster überfordert sei, könne man sich das Verlegemuster kostenlos vom Hersteller besorgen, so Sieglers Tipp. Die Stadt fordert er dazu auf, dafür einzutreten, dass zu jeder der im Glasfaserbau in Lohr eingesetzten Baukolonnen ein ausgebildeter Facharbeiter gehört.

Doch fehlt Circet dazu womöglich Personal? Das Unternehmen, das sich selbst als "nationaler Marktführer" beim Bau von Telekommunikationsinfrastruktur bezeichnet, hat auf seiner Internetseite eine Vielzahl an Stellen für Bauleiter, Kabelzieher und Servicetechniker ausgeschrieben. Für eine Nachfrage war bei Circet trotz mehrfacher Versuche jedoch niemand zu erreichen. Auf über mehrere Kanäle adressierte Rückrufbitten reagierte das Unternehmen nicht.

Telekom: An Regeln halten

Unterdessen erklärte ein Sprecher der Telekom, dass sich Circet "an die anerkannten Regeln der Technik sowie an alle niedergeschriebenen geltenden Regeln und Normen zu halten" habe. Für die Abnahme der Arbeiten sei der "Wegeunterhaltspflichtige" zuständig, also in der Regel die Stadt.

Das Rathaus teilt dazu mit, dass bei den Abnahmen neben dem städtischen Bauamt und der Baufirma auch Vertreter der Stadtwerke sowie der Energieversorgung Lohr-Karlstadt dabei seien. Konfrontiert mit den jüngsten Bildern von den Nachbesserungsarbeiten in Rodenbach sagt der städtische Pressesprecher Dieter Daus, dass Pflasterarbeiten dieser Qualität "nicht abgenommen werden und der Nacharbeit bedürfen".

Die Telekom erklärt auf Anfrage, dass sie mit einer eigenen Bauüberwachung an fünf Tagen in der Woche die Lohrer Glasfaserbaustellen kontrolliere.

Unterdessen gibt es in Rodenbach noch eine Besonderheit: Obwohl in der dortigen Talstraße im Zuge der Generalsanierung vor einigen Jahren bereits Leerrohre für einen späteren Glasfaserausbau verlegt worden waren, wurde die Straße nun aufgegraben, um Glasfaserkabel zu verlegen. Der städtische Pressesprecher Dieter Daus erklärt dies damit, dass sich technischen Normen geändert hätten. Der Durchmesser der Leerrohre genüge nicht mehr den heutigen Vorgaben. Andernorts, beispielsweise in der Lohrer Fischer- und Muschelgasse, wo die Sanierung erst 2021 abgeschlossen wurde, habe man die Leerrohre hingegen für die aktuelle Glasfaserverlegung anbieten können, so Daus.

Ausbau in allen Straßen

Wie ein Sprecher der Telekom auf Nachfrage erklärte, werden die Glasfaserkabel in alle Lohrer Straße und Gassen gelegt – unabhängig davon, wie viele Anwohner sich aktuell für einen Vertrag mit der Telekom entscheiden. Man wolle sicherstellen, dass Gebäude zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit auf einen dann allerdings kostenpflichtigen Glasfaseranschluss haben, so der Telekom-Sprecher.

Das Unternehmen hatte im März angekündigt, bis zum Ende des Jahres ein flächendeckendes Glasfasernetz durch Lohr ziehen zu lassen. Bis zu 9000 Haushalten biete man so die Gelegenheit auf einen kostenfreien Glasfaseranschluss, sofern ein Vertrag mit der Telekom abgeschlossen werde.

Die Firma Circet hatte jüngst angekündigt, die Arbeiten wie ursprünglich geplant bis Ende des Jahres abschließen zu wollen. Nicht erst durch den nun verlängerten Baustopp erscheint dieser Zeitplan mittlerweile jedoch mehr als fraglich.

Mängelbeseitigung

In einer Art Zwischenbilanz zu den Nachbesserungsarbeiten führte das Lohrer Rathaus vor wenigen Tagen auf, dass die Firma Circet von 133 bislang festgestellten Mängeln 92 bearbeitet habe. Demnach steht in Halsbach und Ruppertshütten die Endabnahme der Arbeiten bevor. In Rodenbach wird noch gearbeitet. In Wombach, wo es ebenfalls etliche Hinweise auf Mängel gab, stehen Kontrolle und Nachbesserung indes noch aus. 
(joun)
 
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Kommentare
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  • e.max.s@t-online.de
    In Lohr könnte man wahrscheinlich ein Theater mit nur stadtinternen Realitäts-Komödien betreiben.
    Unglaublich!
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