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Lohr
Baustein für wohnortnahe Versorgung
Mit Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (Vierter von rechts) und Kultusstaatssekretärin Anna Stolz (Vierte von links) waren zwei Kabinettsmitglieder beim symbolischen Spatenstich für die neue Gerontopsychiatrie am Bezirkskrankenhaus Lohr dabei. 
Foto: Thomas Josef Möhler | Mit Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (Vierter von rechts) und Kultusstaatssekretärin Anna Stolz (Vierte von links) waren zwei Kabinettsmitglieder beim symbolischen Spatenstich für die neue ...
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:43 Uhr

Die neue Gerontopsychiatrie am Bezirkskrankenhaus (BKH) Lohr werde ein entscheidender Baustein für die wohnortnahe Versorgung älterer psychisch Kranker sein. Das hat Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel beim symbolischen Spatenstich für das 39-Millionen-Euro-Projekt betont. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek setzte sich für eine gute medizinische Versorgung auf dem Land ein.

Nach seinen Worten ist die Gerontopsychiatrie ein wichtiges Projekt, weil die Zahl der Erkrankten zunimmt. Man könne viel in Gebäude investieren, aber ohne die Menschen, die darin arbeiteten, "ist das alles nichts". Laut Holetschek geht es auch um die "Ressource Mensch, die wir stützen müssen, es geht um gute Arbeitsbedingungen".

Diese verspricht sich der Minister vom neuen Gebäude, in dem etwa die Arbeitsabläufe optimiert würden. Zwischen 1997 und 2021 habe der Freistaat knapp 35 Millionen Euro Fördermittel ans BKH Lohr gegeben. Das zeige, "dass der Freistaat seine Krankenhäuser nicht im Stich lässt".

Kein Privileg für Metropolen

Auch der Freistaat sei für Reformen im Krankenhaussektor, betonte Holetschek, "aber nicht zulasten der Versorgung auf dem flachen Land". Eine gute medizinische Versorgung dürfe kein Privileg der Metropolen sein. Krankenhausdirektor Bernd Russ verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass das Gesundheitsministerium nicht nur eine geplante Bettenreduzierung zurückgenommen, sondern den BKH-Standort Aschaffenburg sogar aufgewertet habe.

"Wir leben in einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft", unterstrich Bezirkstagspräsident Dotzel. Das sei erfreulich, habe aber auch eine steigende Zahl von Erkrankungen zur Folge, mit denen sich die Gerontopsychiatrie beschäftige, also typische psychische Erkrankungen Älterer wie Demenzen. Mit der neuen Gerontopsychiatrie bekomme "Unterfranken eine weitere hochmoderne Klinik", die durch eine enge Verzahnung aller Bereiche eine Klinik der kurzen Wege sein werde.

Die Notwendigkeit des neuen Gebäudes ergibt sich nach Angaben des Ärztlichen Direktors Dominikus Bönsch aus der steigenden Zahl von Aufnahmen aus den somatischen Krankenhäusern in die Gerontopsychiatrie. Etwa zehn Jahre lang habe die Zahl bei etwa 100 pro Jahr gelegen. 2021 seien es circa 350 gewesen, im vergangenen Jahr rund 300.

Neben dieser Zuspitzung sei ein weiterer Faktor der Abbau der Heimplätze in Unterfranken, den Bönsch auf etwa 1000 in den vergangenen beiden Jahren bezifferte. Im Gesundheitswesen werde der Druck auf die somatischen Krankenhäuser weitergegeben an die Psychiatrien.

Belegung gesichert

Im BKH Lohr gebe es besondere Zuwächse bei jungen Erkrankten und in der Gerontopsychiatrie. Um die Belegung des neuen Gebäudes brauche man sich daher "keine Sorgen zu machen", so Bönsch. Daneben werde versucht, mehr ambulant zu behandeln, um die Patienten nicht aus der gewohnten Umgebung herauszureißen.

Das neue Haus wird 100 Betten umfassen, 75 für die Gerontopsychiatrie und 25 für die Allgemeinpsychiatrie. Die Kosten für den Bau werden auf rund 38,6 Millionen Euro geschätzt, zu denen der Freistaat eine Förderung von 27,25 Millionen Euro beisteuert. Der erste Bauabschnitt entsteht auf einer unbebauten Parzelle auf dem Klinikgelände neben Haus 40 (zentrale Patientenaufnahme).

Fertigstellung 2026 geplant

Der Baukörper besteht aus zwei Rechtecken, die ineinandergreifen. In jedem Rechteck gibt es einen Innenhof. Diese sollen von den Patienten genutzt werden, um sie aus den Zimmern herauszubekommen.

Die Fertigstellung ist für das Jahr 2026 vorgesehen. In einem zweiten Bauabschnitt soll Haus 40 umgebaut, erweitert und mit der neuen Gerontopsychiatrie verbunden werden.

Der Planer, der Berliner Architekt Joachim Staudt von huber staudt architekten bda, sprach von einer neuen Entwicklung. Früher hätten psychisch erkrankte Patienten abseits der Gesellschaft gelebt. Heute gehe die Psychiatrie direkt zu den Menschen und hole die Menschen auf den Klinikcampus.

Ganz bewusst sei Haus 40 einbezogen worden, um dort bereits vorhandene Räume und Einrichtungen mit zu nutzen. Dadurch könne man viel einsparen. Alt- und Neubau würden eng miteinander verflochten. Die zentrale Patientenaufnahme werde in Verbindung mit der Gerontopsychiatrie zum "Gesicht des Krankenhauses".

Wie Hotelgäste fühlen

Als Berliner habe er sich am malerischen Lohr nicht sattsehen können, so Staudt. Die "Pracht an Architektur und Farben" werde sich im Neubau widerspiegeln. Vor allem in den Innenräumen würden "kräftige, schöne, stimmig angeordnete Farben" dominieren. Die Innenhöfe würden für natürliches Licht in allen Fluren sorgen. Im Neubau würden sich die Menschen nicht wie Patienten, "sondern wie Hotelgäste fühlen", meinte Direktor Russ.

 
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