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Lohr
Lohrer Jugendherberge soll abgerissen werden
Die beiden Wohnblocks am Brunnenwiesenweg wollte die Baugenossenschaft eigentlich abreißen und durch einen größeren Neubau ersetzen. Doch nun liegen die Pläne vorerst auf Eis. 
Foto: Monika Büdel | Die beiden Wohnblocks am Brunnenwiesenweg wollte die Baugenossenschaft eigentlich abreißen und durch einen größeren Neubau ersetzen. Doch nun liegen die Pläne vorerst auf Eis. 
Bearbeitet von Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 10.02.2024 16:09 Uhr

Der größte Wohnraumanbieter in der Stadt, die Baugenossenschaft Lohr, hat im Jahr 2021 einen Jahresüberschuss von etwas über 334.000 Euro erwirtschaftet. Gegenüber dem Vorjahr war dies eine Steigerung um gut ein Drittel. Diese und etliche andere Zahlen wurden bei der Mitgliederversammlung der Baugenossenschaft in der Alten Turnhalle genannt. Manch andere interessante Information kam dabei jedoch nicht zur Sprache.

Am Tag nach der Sitzung bestätigten die geschäftsführenden Vorstandsmitglieder Sebastian Bahner und Jens Gammel auf Nachfrage Informationen der Redaktion, wonach die Baugenossenschaft bereits vor einigen Monaten die Lohrer Jugendherberge mitsamt knapp 2000 Quadratmeter großem Grundstück gekauft hat. Zuvor gehörte die Immobilie dem Landesverband Bayern im Deutschen Jugendherbergsverband. Die Jugendherberge ist laut Bahner noch für gut vier Jahre als Flüchtlingsunterkunft an die Regierung von Unterfranken vermietet. Danach jedoch will die Baugenossenschaft auf dem Gelände neue Wohnungen schaffen – nach Abriss der Jugendherberge.

Abriss der Wohnblocks?

Noch deutlich früher könnten die unweit der Jugendherberge an der Ecke Brunnenwiesenweg/Eichenstraße stehenden und aus den frühen 1970er Jahren stammenden beiden Wohnblocks der Baugenossenschaft weichen. Ein Großteil der insgesamt 24 Wohnungen steht bereits leer. Die ursprüngliche Idee der Baugenossenschaft war es, die beiden auf einem 4100 Quadratmeter großen Areal errichteten Gebäude abzureißen. So sollte Platz geschaffen werden für einen um rund zwölf Wohnungen größeren Neubau.

Die Planung war laut Bahner und Gammel weit gediehen und bereits von den Gremien der Baugenossenschaft abgesegnet. Doch dann machten rapide gestiegenen Baukosten und wegfallende Förderprogramme einen Strich durch die Rechnung.

Allein durch den Anstieg der Baupreise hätte sich das Vorhaben laut Gammel von anfangs kalkulierten Kosten in Höhe von zwölf Millionen Euro um rund ein Viertel bis fast ein Drittel erhöht. Deswegen liegt die Neubau-Idee derzeit auf Eis.

Projekt hat hohe Priorität

Ob sie weiter verfolgt wird, entscheidet sich im kommenden Frühjahr. Dann, so Bahner, soll es womöglich neue Förderprogramme für energiesparende Neubauten geben. Ohne solche Fördergelder bliebe nur die Sanierung der Wohnblocks, die bei einer früheren Kalkulation auf sechs Millionen veranschlagt wurde.

Egal ob Sanierung oder Abriss und Neubau, "wir werden auf jeden Fall was machen", sagt Bahner. Er hofft, dass bis Mitte 2023 geklärt ist, in welche Richtung es geht. Die beiden vorhandenen Wohnblocks stünden auf der Prioritätenliste aber klar vor einem möglichen Neubauprojekt auf dem Areal der Jugendherberge. Von den Bauplänen der Genossenschaft unberührt bleibt das unter anderem einen kleinen See beherbergende Grundstück zwischen Jugendherberge und den beiden Wohnblocks. Es gehört weiterhin der Stadt Lohr und soll laut Bahner künftig als parkähnliche Erholungsanlage dienen.

Modernisierung geht weiter

Unabhängig von Neubauplänen will die Baugenossenschaft in ihrem Gebäudebestand weiter in Modernisierungen investieren. Im Jahr 2021 gab die Genossenschaft hierfür 1,175 Millionen Euro aus, insbesondere in den Anwesen Weisenau 17, 19 und 21. Trotz der Millioneninvestitionen der vergangenen Jahre besteht laut Geschäftsbericht "ein ungebrochen hoher Sanierungsbedarf", der die Geschäftstätigkeit über Jahre intensiv prägen werde.

Die Lohrer Baugenossenschaft will auf dem Areal der Jugendherberge am Brunnenwiesenweg mittelfristig einen Wohnkomplex errichten. Dazu müsste das Bestandsgebäude abgerissen werden. Derzeit und wohl noch einige Jahre wird die Jugendherberge als Flüchtlingsunterkunft genutzt.
Foto: Monika Büdel | Die Lohrer Baugenossenschaft will auf dem Areal der Jugendherberge am Brunnenwiesenweg mittelfristig einen Wohnkomplex errichten. Dazu müsste das Bestandsgebäude abgerissen werden.

Um Investitionen finanzieren und gestiegene Bewirtschaftungskosten decken zu können, erhöht die Baugenossenschaft Mieten. Im Jahr 2021 gab es solche Erhöhungen laut Bahner nur bei Neuvermietungen. Doch seit Herbst 2022 flattern laut Bahner den Mietern Schreiben zu etwa alle vier Jahre anstehenden turnusmäßigen Mieterhöhungen in die Wohnungen.

Modelle zur Mieterhöhung

Man biete den Mietern dabei eine einmalige Erhöhung der Kaltmiete um 15 Prozent an, alternativ für die nächsten drei bis vier Jahre eine jährliche Erhöhung um drei bis fünf Prozent in Form einer Staffelmietvereinbarung, so Bahner. Bei den Erhöhungen reize man den gesetzlich möglichen Rahmen nicht aus. Man müsse jedoch auf die "erheblich gestiegene Preissituation" reagieren. Die Erhöhung erfolge fortlaufend Haus um Haus bis etwa Mitte 2023

Bei der Mitgliederversammlung am Mittwoch gab es zu den Mieterhöhungen keinerlei Diskussion. Sie wäre aber auch gar nicht möglich gewesen. Denn während es in vergangenen Jahren bei den Versammlungen mitunter kontrovers zugegangen war, sah die Tagesordnung diesmal den Punkt "Sonstiges", unter dem sich Mitglieder hätten zu Wort melden können, erst gar nicht vor.

Das begründete der die Sitzung leitende Aufsichtsratsvorsitzende und Bürgermeister Mario Paul damit, dass man die Versammlung straff und "präzise" durchziehen wolle. Die Mitglieder und Mieter der Baugenossenschaft könnten sich mit ihren Anliegen direkt an die Geschäftsstelle wenden.

 
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