Über zwei Stunden dauerte die aktuelle Vorstellung und Diskussion zum Baugebiet "Westlich des Schlangenbrunn" in Bergrothenfels. Stadtplaner vom Architekturbüro bma, Frederic Hattenbauer, und Bauamtsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Marktheidenfeld, Florian Hörning, stellten die aktuelle Planungen vor. Bürgermeister Michael Gram meinte bereits zu Beginn des langen Abends: "Wir kommen auf die Zielgerade. Das war dann kein 100-Meter-Lauf, sondern ein Marathon mit einigen Hindernissen".
Zunächst erklärte Hattenbauer noch einmal, dass man überhaupt nicht einfach so ein Baugebiet im Außenbereich erschließen darf, sondern dass viele Kriterien erfüllt sein müssten. So muss beispielsweise erst einmal eine statistische Bedarfsprognose durchgeführt werden. Dabei wird der Wohnflächenbedarf und das Innenentwickelungspotential ermittelt. Darauf folgt eine Bedarfsbilanz und die qualitative Betrachtung.
Aktuell sind im neuen Baugebiet 20 Grundstücke für Ein- oder Zweifamilienhäuser, drei Bauplätze für Tiny-Häuser und ein Gebiet für ein Reihen- oder Mehrfamilienhaus geplant. Das wäre rechnerisch Wohnraum für 98 Personen. Die errechnete Bilanz für die nächsten zehn Jahre hatte einen theoretischen Bedarf für 49 Personen ergeben.
Baugebiet übersteigt Bedarf um das Doppelte
Obwohl das neue Baugebiet den statistischen Bedarf um das Doppelte übersteigt, kann an den Planungen festgehalten werden, erklärte der Stadtplaner. Rothenfels hat eine gute Lage zwischen den Arbeitsplatzschwerpunkten Marktheidenfeld und Lohr, die Nachfrage an Bauplätzen ist da und mit diesem Baugebiet ist die maximal mögliche Ausdehnung vorläufig erreicht. Auch die Überlegung, das Gebiet in zwei Bauabschnitte aufzuteilen wurde verworfen, da es wirtschaftlich nicht sinnvoll wäre.
Beim Bebauungsplan selbst ist die wesentliche Neuerung die Verlegung des Wendehammers weiter in die Mitte, da der Einsatz eines dreiachsigen Müllfahrzeugs möglich sein muss. Dadurch hat sich auch die Anordnung der Bauplätze verändert. Es folgten Diskussionen über Bauplatzgrößen, Tiny-Häuser im Allgemeinen und Speziellen – "es soll kein Campingplatzcharakter entstehen" –, Firstrichtungen und Dachbegrünungen. Einige Male wurde auch gleich abgestimmt. Manche hätten gerne gar nichts vorgeschrieben, andere dafür mehr, um ein einheitliches Gesamtbild zu schaffen.
Gram erklärte noch einmal, dass der Plan noch nicht fix ist und auch immer noch Änderungen bei den Grundstücksgrößen möglich sind: "Bevor so ein Grundstück verkauft wird, wissen wir was drauf kommt". Hörning erklärte, dass es auch neue Bedingungen von der Unteren Naturschutzbehörde gibt, die landschaftspflegerische Maßnahmen auf zusätzlichen Flächen und das Versetzen seltener Obstbäume nötig machen.
69 Seiten an Stellungnahmen und Abwägungsvorschläge
Insgesamt 69 Seiten an Stellungnahmen und Abwägungsvorschläge von Behörden und Stellen, Nachbarkommunen sowie anderweitige Träger öffentlicher Belange waren den Ratsmitgliedern bereits vor der Sitzung zugegangen. Diese und die neuen Beschlüsse werden nun in die Unterlagen eingearbeitet und nochmal öffentlich ausgelegt. Dann wird es vermutlich und laut Gram "hoffentlich" zu einer Endabwägung kommen. Walter Gram kann nicht verstehen, dass überall Wohnraum fehlt und dann wegen 20 Bauplätzen "so ein Ding" gemacht wird.
