Der Lohrer Stadtteil Sendelbach gilt bei Bauplätzen als einer der teuersten, wenn nicht als das teuerste Pflaster im Landkreis. Das wird sich auch bei den 42 Bauplätzen niederschlagen, die aktuell im Gebiet "Südlich der Steinfelder Straße" entstehen.
Der Stadt gehören 24 der Parzellen. Bis zum Sommer will sie festlegen, zu welchen Preisen sie verkauft werden sollen. Das hat der Stadtrat in seiner Sitzung beschlossen.
Den Anstoß gegeben hatte ein Antrag der Fraktionen von Bürgerverein, CSU, Freien Wählern sowie des FDP-Vertreters Peter Sander. Sie hatten gemeinsam gefordert, dass die Stadt so schnell wie möglich an den Verkauf der Bauplätze geht. Begründung: In Lohr gebe es viele Bauwillige, jedoch wenig verfügbare Plätze. Bauwillige könnten daher in Umlandgemeinden abwandern, wo Flächen vorhanden seien. Daneben könne man mit einem zügigen Verkauf der städtischen Parzellen einer weiteren Verschuldung der finanziell klammen Stadt entgegenwirken, so die Antragsteller.
Ihr Ansinnen fand im Stadtrat breite Unterstützung, wenngleich es doch auch Bedenken gab. Sie rühren nicht zuletzt daher, dass die Erschließung des Baugebiets erst vor einigen Wochen begonnen hat. Wie teuer der Bau von Straßen, Kanälen, Leitungen und sonstiger Infrastruktur am Ende wird, steht also noch gar nicht fest.
Schwieriger Spagat
Deswegen, so stellte der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Nischalke fest, stecke die Stadt in einer Zwickmühle. Wolle man auf der sicheren Seite sein, müsse man sehr hohe Quadratmeterpreise ansetzen. Damit würde die Stadt jedoch zum "Preistreiber", was sich auf künftige Grundstücksgeschäfte in Sendelbach auswirken würde und "nichts mit sozial zu tun habe", so Nischalke. Setze man die Preise hingegen niedrig an, könne dies wegen der noch unklaren Erschließungskosten zu Lasten der Stadt gehen. Auch Bürgermeister Mario Paul verwies auf dieses finanzielle Risiko.
Über mögliche Verkaufspreise hatte das Gremium zuvor hinter verschlossenen Türen beraten. Im öffentlichen Teil der Sitzung wurden keine Beträge genannt. Dies begründeten Paul und der geschäftsführende Beamte Dieter Daus damit, dass die von der Stadt diskutierten Preise auch Richtschnur für private Besitzer von Bauplätzen in dem Gebiet seien.
Offenbar will die Stadt durch noch unausgegorene Diskussionen über mögliche Preise die Pferde auf der Sendelbacher Bauwiese nicht scheu machen. Nach Informationen der Redaktion ist im Gespräch, dass die Stadt die Bauplätze je nach Lage in drei Preiskategorien einteilt. Am billigsten sollen die zur Steinfelder Straße hin direkt hinter einer Lärmschutzwand liegenden Plätze werden. Hier sind offenbar Preise im Bereich der für angrenzende Wohngebiete amtlich ermittelten Bodenrichtwerte in Höhe von 230 Euro angedacht.
Ziel: Nicht über 300 Euro
Die höchsten Quadratmeterpreise werden für die im oberen Bereich des Baugebiets am Waldrand liegenden Plätze zu zahlen sein. Sie sollen, so ist aus Stadtratskreisen zu hören, jedoch nicht über die Marke von 300 Euro je Quadratmeter springen.
Peter Sander (FDP) sagte mit Blick auf die Quadratmeterpreise, dass die Stadt" den maximal möglichen Ertrag rausholen" solle. Es sei bekannt, dass sich "Sendelbach nicht unbedingt für sozialen Wohnungsbau eignet", so Sander mit Blick auf das Preisgefüge. Es greife letztlich der marktwirtschaftliche Mechanismus zwischen Angebot und Nachfrage.
Bereits mehrere Anfragen
Die Chance, dass die Stadt ihre Bauplätze zügig loswird, stehen wohl nicht schlecht. Daus sprach gegenüber der Redaktion davon, dass der Stadt schon mehrere Anfragen vorlägen. Dem Vernehmen nach soll deren Zahl bereits die der Bauplätze übersteigen, die der Stadt gehörend. Unterdessen sollen in dem neuen Baugebiet in Sendelbach bereits einige Privatleute Bauplätze verkauft haben.
Was die 24 Bauplätze der Stadt angeht, beschlossen die Räte am Mittwoch einstimmig, dass die Verwaltung bis spätestens Juli rechtliche Detailfragen klären und dann wieder mit einem Beschlussvorschlag ins Gremium kommen soll.
Stadt will selbst vermarkten
Sobald die Preise feststehen, wird die Stadt ihre Bauplätze über das Internet vermarkten. Bürgermeister Paul kündigte ein "sehr komfortables" neues, softwaregestütztes Verfahren an, bei dem alle Schritte von der Bauplatzbeschreibung bis zur Verkaufsabwicklung digital ablaufen.
Bis die ersten Häuser im neuen Baugebiet gebaut werden, wird freilich noch einige Zeit vergehen. Die Erschließung des Baugebiets soll im Herbst 2022 abgeschlossen sein. Danach kann es losgehen.