Lohrer Stadtrat: Firma MKS soll Lückenschluss erledigen und auch das Pflaster in der Altstadt verlegen.
In den vergangenen zwei Jahren sorgte der Glasfaserausbau in Lohr für so manche Kapriole. Doch zuletzt war es wohl auch wegen eingeschränkter Bautätigkeit ruhiger geworden um das Projekt im Auftrag von GlasfaserPlus, einem Gemeinschaftsunternehmen der Telekom und eines australischen Investmentfonds. Jetzt aber gibt es eine Neuigkeit: Die Baufirma Circet, die bislang mit den Glasfaserausbau in Lohr beauftragt war, zieht sich zumindest von den praktischen Arbeiten zurück. Stattdessen soll nun die 2015 gegründete und in Neuhütten sowie Laufach ansässige Firma "MKS Straßen und Tiefbau" Lücken im bisherigen Ausbaugebiet schließen. Das wurde am Mittwoch in der Sitzung des Lohrer Stadtrats verkündet.
Demnach behält Circet zwar die Bauleitung, hat jedoch die Firma MKS damit beauftragt, noch offene Restarbeiten in den Stadtteilen zu erledigen. Das sagte Ingo Schmitt, Leiter des städtischen Bauamts. Es gehe um eine Streckenlänge von insgesamt rund 1300 Metern, verteilt auf fünf verschiedene Abschnitte. Insgesamt, so Schmitt, sollen die Restarbeiten in diesen Bereichen bis Sommer erledigt sein. Anders als Circet, das mit zahlreichen Subunternehmen zeitgleich an zig Stellen im Stadtgebiet gegraben hatte, ist MKS laut Schmitt nur mit zwei Bautrupps im Einsatz. Es werde "langsamer, aber deutlich gründlicher gearbeitet", so der Bauamtsleiter.
Unklar ist, wann und wie es in der Lohrer Altstadt mit dem Glasfaserausbau losgehen wird. Dazu, so Schmitt, sei noch nichts vereinbart. Bekanntlich war der Beginn der Arbeiten in der Altstadt mehrfach angekündigt, lässt aber bis heute auf sich warten. Ursprünglich war angekündigt, dass der im Frühjahr 2022 beginnende Lohrer Glasfaserausbau bis Ende 2022 abgeschlossen sein sollte. Es kam anders, was vor allem an einer Vielzahl an Baumängeln lag, die auch zu Baustopps führten.
Altstadtpflaster als Hürde
Als Knackpunkt für den noch bevorstehenden Ausbau in der Altstadt gilt vor allem das in der Verlegung anspruchsvolle historische Pflaster. Im Zuge des Glasfaserausbaus in den Stadtteilen war es schon beim Verlegen ganz normaler Pflasterflächen wiederholt zu einigem Pfusch gekommen. Der Mangel an qualifiziertem Personal für das Verlegen des historischen Pflasters wurde seither wiederholt als Grund dafür genannt, dass die Kernstadt bislang weitgehend ausgespart blieb. Wie Schmitt nun erklärte, hat der Geschäftsführer von MKS bei einem Treffen gesagt, dass in seiner Firma die Kompetenz für das Verlegen des historischen Pflasters vorhanden sei. "Man müsse sich halt nur finanziell einigen", beschreibt der Bauamtsleiter das Dilemma.
Stadtrat Michael Kleinfeller (CSU) schilderte ein Gespräch mit Mitarbeitern der Firma Circet. Diese hätten gesagt, dass das Lohrer Altstadtpflaster "eine sehr große Herausforderung" sei. Man müsse die Steine beim Ausbau allesamt durchnummerieren, um sie hinterher wieder passend zusammenfügen zu können, hätten die Arbeiter gesagt. Dazu sagte Schmitt, dass das Nummerieren eine Möglichkeit wäre. "Eine andere wäre Sachverstand."
Wann es in der Altstadt mit dem Glasfaserausbau losgeht, ist derzeit also offen. Das gleiche gilt wohl beim Ausgang so manchen Streits, den Lohrer Privatleute mit Circet ausfechten, um die Beseitigung von entstandenen Mängeln auf ihrem Grund zu bewirken. Dazu erklärte Schmitt auf Frage von Ruth Emrich (SPD), dass sich die Stadt in solchen Fällen bestenfalls um Vermittlung bemühen könne, jedoch im Grunde "keinen Zugriff" auf Circet habe.
Hintergrund: Beim Lohrer Glasfaserausbau handelt es sich um ein eigenwirtschaftliches Projekt von GlasfaserPlus. Die Stadt begrüßt den Ausbau der superschnellen Internetleitung zwar grundsätzlich, müht sich jedoch auch darum, Schäden an ihrer eigenen Infrastruktur beheben zu lassen. Um Hinweise auf solche Schäden zu erhalten, hatte die Stadt auf ihrer Internetseite eigens einen Mängelmelder eingerichtet. Abgesehen von Einzelfällen sei ein Großteil der darüber gemeldeten Mängel mittlerweile behoben, sagte Schmitt.
Privatleuten, die mit Circet um das Beseitigen von Mängeln auf ihrem Grund ringen, rät der Bauamtsleiter, "Druck zu machen". Teilweise gingen Betroffene juristisch gegen Circet vor. "Die Fälle sind vielfältig", so Schmitt dazu.
Was Baumängel auf städtischen Grund betrifft, sagte Schmitt auf Nachfrage von Mathilde Lembach (Grüne), dass alle Fälle registriert seien. In jedem Einzelfall gebe es eine Begehung mit der Baufirma, um auf die Mängel hinzuweisen. Sobald die Baufirma melde, den Mangel behoben zu haben, gebe es eine weitere Begehung, um den Vollzug zu prüfen. "Ist der Mangel nicht behoben, wird die Stelle nicht abgenommen", so Schmitt. Bislang habe es nur ganz wenige finale Abnahmen von Teilbereichen gegeben.
Circet kündigte am Donnerstag gegenüber der Redaktion an, sich im Laufe des Freitags zum weiteren Fortgang des Glasfaserausbaus in Lohr zu äußern.
Wer übernimmt dann die Gewährleistung?
Als Investor würde ich es so machen: ich gründe einen Bauträger, der vergibt die Aufträge an unzählige Subunternehmer, solange, bis keiner mehr die Strukturen erkennt. Kommt es zu Problemen, dann schiebe ich die Schuld auf die Subunternehmer, die gehen in die Insolvenz und die Betroffenen stehen im Regen.
Maximaler Gewinn, kein Risiko, weiter zum nächsten Projekt.
Meine Idee hat nichts mit Lohr zu tun, einfach nur so dahingedacht.