Konzentriert und unaufgeregt feierten Patienten, Angehörige und Mitarbeiter des Bezirkskrankenhauses ihr Sommerfest. „Reine Kopfsache“ lautete heuer das Motto, das sich die Therapeuten ausgedacht hatten. Die Abteilungen für komplementäre Therapien und die Mitarbeiter der psychologischen Abteilung öffneten am Samstag ihre Räume für interessierte Besucher und gaben Einblicke in ihre Tätigkeitsfelder.
Kunsttherapeutin Dagmar Wirth interpretierte das Motto allerdings „mit Fragezeichen dahinter“, wie sie erläuterte. In einem Projekt, bei dem es um die Gestaltung von dreidimensionalen Objektkästen ging, machten sich ihre Patienten Gedanken, was sie in ihrem Leben selbst ändern könnten und was von anderen vorgegeben sei. Das fordert Patienten heraus, sich mit eigenen Befindlichkeiten und mit ihrer Situationen auseinander zu setzen, um zu mehr Klarheit zu finden.
Für die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Eva Maria Linsenbreder sollte das Veranstaltungsmotto nicht allein auf die Patienten zielen, sondern alle dazu auffordern, „die Barrieren in unseren Köpfen abzubauen“, wie sie zur Festeröffnung sagte. Beim traditionellen Sommerfest gehe es um Spaß und solide Information der Öffentlichkeit. Sie wies darauf hin, dass die Kunsttherapie vor 20 Jahren von Michael Henning initiiert worden ist. „Kunst ist ein ganz wichtiger Pfeiler der Arbeit unserer Klinik“, so Linsenbreder, denn Kunst beschere Zufriedenheit und manchmal auch Glück.
Eingetretene Pfade verlassen
Von einem „Fest der Begegnungen“, sprach Lohrs Bürgermeister Mario Paul. Durch Begegnungen und wechselseitiges Kennenlernen könne es gelingen, eingetretene Denkpfade zu verlassen. Den hörbaren Spaßfaktor steuerte die Band der therapeutischen Musikwerkstatt der Forensik unter Leitung von Leonie Ernst und Stepfan Döring bei.
Auf der Wiese am Festsaal wurden die Besucher bewirtet, die gleich nebenan Lose ziehen oder Bälle auf Dosen werfen könnten. Nicht weit von Festwiese entfernt gab es Angebote für Kinder, darunter Ponyreiten und Hüte-Basteln. Die Besucher konnten bei Kutschfahrten das parkartige Gelände der Klinik genießen. Führungen über den Denk-Pfad organisierten die Gedächtnistrainer.
Die Psychologen in Haus 32 stellten etwas abseits der Festveranstaltung verschiedene Verfahren für Entspannungstraining vor, wie sie auch im Klinikalltag zum Einsatz kommen. Dazu gehört beispielsweise die Biofeedback-Therapie, die mittels computergestützter Rückmeldungen dazu anleiten soll, Reaktionen des autonomen Nervensystems wie Puls, Hauttemperatur und Atmung willentlich zu beeinflussen, um ruhiger zu werden und Entspannung zu finden. Probevorführungen dazu machte Psychologe Udo Memmel. Rainer Huppmann, Leiter der 38-köpfigen psychologischen Abteilung, verwies darauf, dass die Patientenarbeit nur im Team erfolgreich sein könne.
Das letzte Jahr sei am Bezirkskrankenhaus „extrem ereignisreich“ verlaufen, berichtete der ärztliche Direktor Dominikus Bönsch. Behandelt worden seien so viele Patienten wie noch nie, nämlich mehr als 4500 stationär und fast 10 000 ambulant. Das Haus sei überbelegt.
Von den Mitarbeitern verlange das „außergewöhnlich hohen Einsatz“, so der Dank des Chefs. Dominikus Bönsch war heilfroh, sich auf das Engagement seiner Leute verlassen zu können.